Foxconn kauft Aktienmehrheit an Sharp

01.04.2016

Das Elektronikunternehmen Foxconn ist bei dem japanischen TV-Geräte- und Displayhersteller Sharp eingestiegen – allerdings mit einem deutlichen Preisabschlag auf sein ursprüngliches Angebot. Dem Kauf war ein Monat der Streiterei vorangegangen, der Zweifel darüber gesät hatte, ob die beiden Unternehmen wirklich miteinander kooperieren und gegen die starke Konkurrenz bestehen können.

Foxconn, dessen eigentlicher Name Hon Hai Precision Industry lautet, zahlt über 3,1 Milliarden Euro für zwei Drittel der Aktien Sharps – fast 800 Millionen weniger als vorher vereinbart. Foxconn hatte sein erstes Angebot zurückgezogen, nachdem Informationen über bisher unbekannte Verbindlichkeiten Sharps ans Licht gekommen waren.

Der Deal ist die größte Übernahme eines japanischen Hightech-Unternehmens durch einen ausländischen Konzern überhaupt. Für das 100 Jahre alte japanische Unternehmen, das zu Beginn Gürtelschnallen und Druckbleistifte produzierte, bedeutet dies das Ende der eigenen Unabhängigkeit.

Sharp gibt dem weltweit führenden Elektronik-Vertragshersteller damit die Kontrolle über seine fortschrittliche Bildschirmtechnologie und stärkt dessen Preissetzungsmacht gegenüber dem wichtigen Kunden Apple.

Unter den geänderten Bedingungen zahlt Foxconn 88 Yen (0,70 Euro) pro Aktie. Dies gaben die beiden Unternehmen in einer gemeinsamen Erklärung bekannt. Der 35-prozentige Rabatt gegenüber dem gestrigen Schlusskurs der Aktie reflekrtiert wahrscheinlich zum Teil die Besessenheit der Chinesen mit der Glückszahl 8.

Foxconn habe auch dem Kauf aller Sharp-Vorzugsaktien im Wert von 200 Milliarden Yen (1,6 Mrd. Euro) zugestimmt, die sich bisher im Besitz der zwei wichtigsten Gläubigerbanken Sharps befunden hätten, sagte ein anonymer Insider gestern.

Es hat außerdem die Option, seinen Anteil an Sharp im nächsten Jahr noch weiter zu erhöhen.

Die Unternehmen waren zuvor bereits im letzten Monat am Rande einer Einigung gewesen, als bei Sharp plötzlich Eventualverbindlichkeiten auftauchten und Foxconn den Deal kurzfristig auf Eis legte.

Dieser Vorgang sorgte dafür, dass die alten Wunden von vier Jahren zuvor wieder aufbrachen, als Foxconn eine Beteiligung an Sharp – als Teil einer umfassenderen Partnerschaft – zunächst zugesagt hatte. Sharp hatte damals eine Gewinnwarnung herausgeben müssen, woraufhin die Aktien des Unternehmens sanken und Foxconn sein Angebot zurückzog.

Analysten sagen, dass es – auch ohne die Geschichte des gegenseitigen Misstrauens – keine Garantie dafür gebe, dass der Zusammenschluss den Preisdruck im Bereich der LCDs entgegenwirken oder den Sieg gegen die Rivalen im Bereich OLED – Organische Leuchtdioden, eine Technologie, die Apple voraussichtlich ab 2018 für seine iPhones verwenden wird – schaffen kann.

"Wenn man von zwei Jahren ausgeht, wird es schwierig. Drei Jahre könnten genug sein. Fünf Jahre definitiv", sagte Kylie Huang, Analystin bei Daiwa-Cathay Capital Markets.

Die Bildschirme von Samsung und LG würden wahrscheinlich noch für einige Zeit die bevorzugte Wahl bei den OLED-Displays bleiben, fügte sie hinzu.

Analysten sagten auch, dass Foxconn, das für letztes Jahr einen Rekordgewinn gemeldet hat, mit dem Kauf ein erhebliches finanzielles Risiko eingehe.

Sharps ernste finanzielle Lage zeigt sich daran, dass der marode Displayhersteller für das letzte Geschäftsjahr von einem operativen Verlust von rund 170 Milliarden Yen (1,3 Mrd. Euro) ausgeht.

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Foxconn丨Sharp