„Qiongyou“ – Die neue, große Lust der Chinesen am Reisen mit kleinem Budget

05.05.2016

Websites wie Qyer oder Mafengwo schlagen letztlich zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie ermöglichen es auch mit niedrigem Budget, „nach Guilin zu reisen“ und sie sparen den Reisefans zudem viel Recherche-Arbeit bei der Reisevorbereitung und damit Zeit. Was früher noch mühsam aus unterschiedlichen Internetseiten und Onlineforen zusammengetragen werden musste, ist heute übersichtlich auf einem Portal vereint.

Und Chinas Jugend liegt mit ihren neuen Reiseansprüchen durchaus im internationalen Trend, glaubt man dem Schweizer Soziologen Robert Schäfer. „Viele Urlauber wollen heute nicht mehr einfach relaxen, so wie die typischen Strandurlauber früher, sie wollen das alltägliche Leben aus einer außeralltäglichen Perspektive erleben“, sagt der Reiseexperte in einem Interview mit dem deutschen Magazin „Spiegel Online“. Der moderne Tourismus sei letztlich der systematisch organisierte Versuch, die Touristen in irgendeiner Form hinter die Kulissen schauen zu lassen, so der Soziologe. Und dazu passten besonders gut neue Portale wie etwa der Wohnungsvermittler AirBnB. „Wer eine Privatwohnung über die Plattform mietet, macht eine ganz andere Erfahrung als in einem Hotel. Er bekommt einen Einblick in die Privatsphäre eines Einheimischen. Er lebt den Alltag einer fremden Stadt.“

Doch ob die Reise letztlich wirklich zum authentischen Erlebnis wird oder doch nur zum touristischen Einerlei, hängt wohl am Ende noch immer von jedem Einzelnen ab. Davon nämlich, ob man sich traut, sich vor Ort ziellos treiben zu lassen und so in Ecken zu stolpern, die auch bei Qyer und Mafengwo noch blinde Flecken auf der Landkarte sind. Und davon, ob man sich auch an touristischen Spots die Zeit gönnt, die Dinge ganz persönlich auf sich wirken zu lassen, statt gleich zum nächsten Tagespunkt weiter zu gleiten. Oder wie es der Harvard-Philosoph George Santayana in seinem Essay „Die Philosophie des Reisens“ beschreibt: „Manchmal müssen wir in offene Einsamkeiten entfliehen, in Ziellosigkeit, in die moralischen Ferien, irgendein reines Risiko eingehen, um die Schneide des Lebens zu schärfen, um Strapazen zu kosten und uns dazu zwingen zu lassen, für einen Augenblick an etwas zu arbeiten, ganz gleich woran.“ Nur wer dazu bereit ist, für den wird „armes Reisen“ letztlich zu einem wirklich reichen Erlebnis.

 

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Quelle: China Heute

Schlagworte: Reisen,Geld,China,Qiongyou,Touristen