Chinesische Schwimmerin Fu Yuanhui bricht Menstruations-Tabu
Tampons in China wenig verbreitet
Der Vorfall hat auch eine Diskussion über Tampons ausgelöst – die in China nicht sehr häufig verwendet werden. Nach den Ergebnissen einer Online-Umfrage verwenden nur zwei Prozent der chinesischen Frauen Tampons – verglichen mit 42 Prozent der US-Amerikanerinnen. Viele Frauen sind nicht damit vertraut, wie man Tampons benützt, andere haben noch nicht einmal davon gehört, wie die Umfrage von Cotton Inc besagte. Eine Weibo-Userin mit dem Namen Dvingnew schrieb: „Irgendjemand hat Fu vorgeworfen, zu lügen, indem er fragte, wie es denn überhaupt möglich sei, während der Periode ins Wasser zu gehen. Chinesische Menschen haben Vorurteile gegen Tampons. Als Frau über 30 war ich bislang ebenfalls ignorant und voller Angst gegenüber Tampons.“
Zu der Diskussion kommen auch kulturelle Faktoren hinzu. Einigen chinesischen Frauen wurde gesagt, sie sollten Tampons vermeiden, denn sie könnten damit ihre Jungfernschaft verletzen – auch wenn Gesundheitsexperten darauf hingewiesen haben, dass diese beiden Dinge in keinem Zusammenhang zueinander stehen. Ein Internet-Kommentator verteidigte Tampons: „Wer hat euch Jungfrauen erzählt, dass ihr keine Tampons verwenden könnt? Wir leben immerhin im 21. Jahrhundert.”
Nach Angaben des Reports soll demnächst die erste chinesische Tampon-Marke auf den Markt kommen. Das soll mehr Frauen ermutigen, auch während der Periode schwimmen zu gehen. Jede Frau nimmt die Beschwerden während ihrer Periode anders wahr. Grundsätzlich sind sich Mediziner aber einig, dass die Tagesform von Sportlerinnen auch mit ihrem Zyklus zusammenhängt. Das gilt besonders für Frauen, die nicht hormonell - also zum Beispiel mit der Pille - verhüten.
Kann also der Menstruationszyklus die sportliche Leistung beeinflussen? Das Thema, während der Menstruation bei sportlichen Wettkämpfen anzutreten, sei „definitiv tabu“, wie Georgie Bruinvels, eine Sportwissenschaftlerin der BBC in einem Interview sagte. „Viele der Elite-Sporttrainer sind Männer, und das macht es für die Frauen härter, denn sie wollen einem Mann nicht unbedingt von ihrem Menstruationszyklus erzählen. Wir brauchen Vorfälle wie diesen, um die Sensibilität für das Thema zu erhöhen und mehr wissenschaftliche Untersuchungen zu der Thematik durchzuführen.“
Bruinvels hat über 1.800 Sportlerinnen im Rahmen ihrer Arbeit als Wissenschaftlerin an der Female Athlete Health Group beobachtet. Dabei handelt es sich um ein gemeinschaftliches Projekt zwischen der St Mary's University und der University College London. „Mehr als die Hälfte der Sportlerinnen, die ich beobachtet habe sagte, dass der Menstruationszyklus ihre sportliche Leistung beeinflussen würde.“
Es müssten immer noch mehr Untersuchungen zum Einfluss der Menstruation auf den Sport durchgeführt werden, sagte Bruinvels. Ein wesentlicher Faktor, den sie näher untersuchen würde, wäre der Mangel an Eisen. „Die Menstruation ist einer der Hauptgründe für Eisenmangel in der entwickelten Welt, doch viele Frauen sind sich dessen nicht bewusst. Eisenmangel kann jedoch einen Einfluss haben auf die Zeit, die man tatsächlich effektiv trainieren kann und die maximale Menge an Sauerstoffzufuhr.“ Sie empfiehlt den Sportlerinnen, die durch ihre Periode in ihrer Leistung beeinträchtigt werden, ihren Eisenspiegel testen zu lassen.