Keine neuen Zäune bauen! Exklusiv

19.12.2016

Von Michael Borchmann, Deutschland

Die deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen lassen sich grundsätzlich als ausgezeichnet bezeichnen. China ist eindeutig der wichtigste Handelspartner in Asien, Deutschland mit großem Abstand der wichtigste Handelspartner Chinas in der EU. Beide Nationen haben hinsichtlich ihrer wirtschaftlichen Planungen ähnliche Ziele: Die Digitalisierung beziehungsweise das Internet der Dinge, in Deutschland unter dem Stichwort „Industrie 4.0“, in China unter dem Programm „Made in China 2025“. Auch dies ist ein hoch wichtiges Feld der bilateralen Kooperation.


Xuzhou Construction Machinery Group übernahm 2012 die Mehrheit bei Schwing.  


Allerdings: Auf einem Sektor gab es bisher ein erhebliches Ungleichgewicht: Nach den Zahlen auf der Homepage des deutschen Auswärtigen Amtes betrugen 2014 die deutschen Direktinvestitionen in China über 40 Milliarden Euro, chinesische Direktinvestitionen in Deutschland lagen bei rund 1,4 Milliarden Euro. Insgesamt haben deutsche Unternehmen bis heute um ein Vielfaches mehr in China investiert als umgekehrt.

Hier ist nun in jüngster Vergangenheit eine Trendwende sichtbar. Gerade auf dem Sektor M&A-Aktivitäten haben chinesische Investoren in Deutschland im ersten Halbjahr 2016 deutlich zugelegt. Die namhafte Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC prognostiziert in ihrer Analyse „Chinesische M&A-Aktivitäten in Deutschland“ für das 1. Halbjahr 2016 verglichen zum Vorjahreszeitraum einen signifikanten Anstieg der Transaktionsvolumen auf 3,4 Milliarden Euro von 737 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2015.

Diese Entwicklung ist zu begrüßen und signalisiert eine Begegnung beider Länder auch im Direktinvestitionsbereich auf Augenhöhe in nicht allzu ferner Zukunft. Aber: Hier ist plötzlich „Sand ins Getriebe“ der guten Beziehungen gekommen. Man spricht davon, das Bundeswirtschaftsministerium wolle Hightech-Unternehmen der deutschen Wirtschaft vor dem ungewollten Zugriff vor allem staatlicher oder teilstaatlicher Unternehmen aus dem nicht-europäischen Ausland schützen. Gerade Im Gegensatz zu Investoren aus den westlichen Industrieländern stoßen chinesische Firmen in Deutschland offenbar auf Misstrauen und teilweise sogar auf Ablehnung.

Eine Studie der Bertelsmann-Stiftung hatte hierzu schon im Jahre 2013 festgestellt, dass die Vorbehalte gegen chinesische Investoren nicht begründet seien und diese sich positiv auf die industrielle Wertschöpfung in Deutschland auswirken könnten. Erwogen wird im Bundeswirtschaftsministerium gleichwohl nunmehr sogar eine Verschärfung des Außenwirtschaftsrechts, das bisher von der Freiheit des Außenwirtschaftsverkehrs ausgeht, sprich: von der Freiheit vor allem des grenzüberschreitenden Verkehrs mit Gütern, Dienstleistungen und Kapital. Sicher: Auch die chinesische Seite ist in der Pflicht, ihrerseits bürokratische Marktzugangshindernisse abzubauen. Hierzu sollte es weiterhin die erforderlichen bilateralen Gespräche geben. Aber eine einseitige Verschärfung des Außenwirtschaftsrechts von deutscher Seite aus würde eine Abkehr von dem bewährten Prinzip der Investitionsfreiheit und der Offenheit bedeuten und eine Kehrtwendung in Richtung Protektionismus signalisieren. Ein fatales Zeichen.

Erfreulich deutlich hat sich Daimler-Chef Dieter Zetsche gegen die Behinderung chinesischer Investitionen in Europa ausgesprochen: „Die Stärke des Wirtschaftsstandortes Deutschland kommt doch daher, dass Wirtschaft und Staat weitgehend getrennt sind. Diese Trennung sollten wir auch erhalten“. Und weiter: „Wenn ich Zäune hochziehe, dann werden die Unternehmen müde und träge.“ Nach einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung verwies der Daimler-Chef in diesem Zusammenhang auf die Erfahrungen mit dem Patentschutz. „Da hieß es vor einiger Zeit noch, die Chinesen klauen und kopieren. Das ist Unsinn. China bildet mehr Ingenieure aus als wir. Das Land hat daher ein hohes Eigeninteresse, Patente zu schützen.“ Diesen erfreulich deutlichen Worten von Dieter Zetsche ist nichts hinzuzufügen, kein Wort.

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Deutschland,China,Direktinvestitionen,Protektionismus