Xis Artikel in der NZZ in voller Länge
Im Vorfeld seines Staatsbesuches in der Schweiz hat der chinesische Staatspräsident Xi Jinping in der Neuen Zürcher Zeitung einen Artikel mit dem Titel „Vertiefung der konkreten Zusammenarbeit, gemeinsames Streben nach einer friedlichen Entwicklung" veröffentlicht. Hier der Artikel in voller Länge:
Vertiefung der konkreten Zusammenarbeit, gemeinsames Streben nach einer friedlichen Entwicklung
Ich freue mich sehr darüber, dass mich meine erste Auslandsreise im Jahr 2017 in die schöne Schweiz führt. Dies ist mein erster Besuch in der Schweiz in meiner Eigenschaft als chinesischer Staatspräsident, es ist auch der erste Staatsbesuch eines Staatsoberhaupts Chinas in der Schweiz im neuen Jahrhundert.
Der bekannte Schweizer Dichter Carl Spitteler hat einmal gesagt: „Menschen zu finden, die mit uns fühlen und empfinden, ist wohl das schönste Glück auf Erden." Während meines Besuches werde ich mit der Führung des Schweizerischen Bundesrates und der Nationalversammlung Gespräche führen, und ich werde Menschen aus den verschiedensten Bereichen der Gesellschaft treffen und mich mit ihnen austauschen. Ich werde am Weltwirtschaftsforum 2017 in Davos teilnehmen und in Genf und Lausanne den Zentralen von UNO-Institutionen und internationalen Organisationen Besuche abstatten. Ich bin voller Erwartungen in Hinblick auf diesen Besuch in der Schweiz.
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China und die Schweiz liegen zwar weit auseinander, aber die Schweiz ist der chinesischen Bevölkerung durchaus nicht fremd. Die Schweiz gilt als das „Dach Europas" und als ein „Land der wissenschaftlichen und technologischen Innovation", das über herrliche Landschaften, ein arbeitsames Volk und eine hochentwickelte Wirtschaft verfügt.
Die Kontakte und die Zusammenarbeit zwischen China und der Schweiz reichen weit zurück. Schon zu Beginn des letzten Jahrhunderts wurden Schweizer Uhren, Pharmazeutika, Textilien und Maschinen ins ferne China exportiert, und auch schweizerische Banken und Versicherungen nahmen in China ihre Geschäfte auf.
In den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts gehörte die Schweiz zu den ersten Ländern, die das Neue China anerkannten und mit ihm diplomatische Beziehungen aufnahmen. 1954 nahm Ministerpräsident Zhou Enlai mit einer Delegation an der Genfer Konferenz teil und demonstrierte der Welt den Stil und die Charakteristik der Aussenpolitik des Neuen China.
Schon in der Anfangsphase von Chinas Reform und Öffnung gründete ein Schweizer Unternehmen in China das erste industrielle Joint Venture. Und nach dem Beginn des neuen Jahrhunderts war die Schweiz das erste europäische Land, das China den Marktwirtschaftsstatus zuerkannt hat.
Seit einigen Jahren ist die Schweiz das erste europäische Land, das mit China ein Freihandelsabkommen unterzeichnet hat und umsetzt. Bei der Unterstützung der Internationalisierung des Renminbi, bei der Mitbegründung der Asiatischen Infrastrukturinvestmentbank und bei der gegenseitigen Visabefreiung für Halter von Diplomatenpässen bewies die chinesisch-schweizerische Kooperation einen mit der Zeit gehenden und mit dem Mut für Neuerungen gepaarten innovativen Geist, der für die chinesisch-europäische Zusammenarbeit als Muster dienen kann.
Die chinesisch-schweizerischen Beziehungen entwickeln sich stetig auf hohem Niveau weiter. Im April letzten Jahres habe ich zusammen mit dem zu einem Staatsbesuch in China weilenden Bundespräsidenten Johann Schneider-Ammann die Begründung der „innovativen strategischen Partnerschaft" zwischen China und der Schweiz verkündet. Dies ist die erste strategische Partnerschaft zwischen China und einem ausländischen Staat, die das Markenzeichen „innovativ" trägt. Damit treten die chinesisch-schweizerischen Beziehungen in eine neue Entwicklungsphase ein.
Die chinesisch-schweizerischen Beziehungen sind beispielgebend für Freundschafts- und Kooperationsbeziehungen zwischen Ländern, die sich in Bezug auf Gesellschaftsordnung, Entwicklungsstand und Grösse unterscheiden. Dies gründet auf der Freundschaft, die die Völker beider Länder füreinander hegen, und noch mehr auf dem Respekt beider Seiten vor der Gesellschaftsordnung und dem Entwicklungsweg, die der Partner gewählt hat, sowie darauf, dass sie im Geiste der Gleichberechtigung und des innovativen gemeinsamen Gewinnens ihre bilateralen Beziehungen weiterentwickeln.
Wenn China und die Schweiz vor dem Hintergrund der gegenwärtigen komplizierten und wechselhaften internationalen Lage und der nur schleppenden Erholung der Weltwirtschaft Hand in Hand zusammenarbeiten und ihre innovative strategische Partnerschaft umfassend vertiefen, dann wird dies segensreich für die Völker beider Länder sein, es wird Impulse für die Entwicklung der chinesisch-europäischen Beziehungen mit sich bringen, und es wird beitragen zu einer stabilen Entwicklung der internationalen Beziehungen, zur Erholung der Weltwirtschaft und zur Liberalisierung des Handels.
In der Zukunft sollten unsere beiden Länder auf folgenden Gebieten besondere Anstrengungen unternehmen:
--- Den hochrangigen Besuchsaustausch beibehalten. Wir sollten die Dialog- und Konsultationsformate zwischen beiden Ländern auf den verschiedenen Ebenen nutzen für das gegenseitige Verständnis und die gegenseitige Unterstützung in Bezug auf die wechselseitigen Kerninteressen und wichtigen Anliegen.
--- Innovativ und pragmatisch zusammenarbeiten. Mittels der Schaffung von chinesisch-schweizerischen Plattformen auf hohem Niveau wie z.B. für die Innovationszusammenarbeit sollten wir die Innovationszusammenarbeit von Unternehmen, Hochschulen und Forschungsinstitutionen beider Länder anstossen und die Zusammenarbeit ausweiten auf Feldern wie Energieeinsparung und Umweltschutz, Klimawandel, geistiges Eigentum, Finanzwesen, ökologische Landwirtschaft und soziale Sicherung. Wir sollten die Abstimmung und Zusammenarbeit in den internationalen Angelegenheiten im Rahmen von internationalen Organisationen wie den Vereinten Nationen verstärken und uns gemeinsam um die friedliche Beilegung internationaler Streitfälle bemühen, um so einen Faktor der Stabilität in die internationale Lage einzubringen.
--- Den kulturellen Austausch verstärken. Der Abschluss einer neuen chinesisch-schweizerischen Vereinbarung zur Kulturzusammenarbeit, die Einrichtung eines chinesischen Kulturzentrums in Bern durch China und die gemeinsame Ausrufung eines chinesisch-schweizerischen Tourismusjahres sollten genutzt werden, um den inoffiziellen Austausch und den Jugendaustausch zwischen beiden Ländern auszuweiten, um den Verkehr der Menschen beider Länder zu erleichtern, um die Kooperationen auf Gebieten wie Tourismus, Wintersport, Berufsbildung und regionale Kontakte zu intensivieren, und um so die gesellschaftliche Basis der chinesisch-schweizerischen Beziehungen zu festigen.
--- Die chinesisch-schweizerische Freihandelszone vervollkommnen. Wir sollten proaktiv nach Möglichkeiten suchen, das chinesisch-schweizerische Freihandelsabkommen aufzuwerten und seine Musterfunktion zur Geltung zu bringen, um so gemeinsam die freie und offene internationale Handels- und Investitionsordnung zu bewahren. Wir sollten multilaterale Kooperationsplattformen wie die Asiatische Infrastrukturinvestmentbank und die Kooperation zwischen China und den mittel- und osteuropäischen Staaten nutzen, um die chinesisch-europäische Zusammenarbeit im Rahmen von „One Belt, One Road" zu stärken.