Kommentar
Weltwirtschaft: Luft und Licht statt "Dunkelkammer"
Von Dr. Michael Borchmann
"Xi warnt vor Handelskrieg" überschrieb die renommierte Neue Zürcher Zeitung am 17.1. ihre Meldung über die Eröffnung des 47. Weltwirtschaftsforums (World Economic Forum – WEF) durch den chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping und die schweizerische Bundespräsidentin Doris Leuthard in Davos (Kanton Graubünden, Schweiz). Es war der chinesische Staatspräsident, der die zentrale Eröffnungsrede hielt und damit als erster in Davos auftretender chinesischer Staatschef einen Zeichen setzenden Hinweis darauf gab, welchen Risiken die Weltwirtschaft der Gegenwart ausgesetzt ist. Und dass dies gerade in Davos geschah, verleiht diesem Hinweis doch ein ganz besonderes Gewicht, treffen sich doch hier Jahr für Jahr zum Auftakt eines Jahres im Januar oder Februar Spitzenpolitiker, Wirtschaftsführer und Wirtschaftsexperten, Journalisten und Wissenschaftler von internationalem Rang.
Die Wurzeln des WEF reichen bis in das Jahr 1971 zurück, in dem es als European Management Symposium (später European Management Forum) von seinem Gründer Klaus Schwab ins Leben gerufen wurde. 1988 in WEF umbenannt, wartete die 47. Auflage erneut mit Rekordzahlen auf. Etwa 3000 Teilnehmer aus 99 Nationen sind vertreten. 600 Mitarbeitende beschäftigt das WEF inzwischen. Und rund 500 Journalisten, darunter 65 Chefredakteure, berichten vor Ort über die 400 Sitzungen des diesjährigen viertägigen Forums. Aber es sind nicht diese sicher beeindruckenden statistischen Zahlen, die den hohen Stellenwert des WEF ausmachen. Vielmehr hat sich das Forum im Laufe der Jahre zu einer vielbeachteten Weltbühne der internationalen wirtschaftlichen "Großwetterlage" entwickelt, zu einem Seismographen der Entwicklungen und nicht zuletzt auch Risiken, die am globalen Horizont aufziehen. Wir leben in einer Zeit, in der sich die Kommunikationsformen in Windeseile wandeln. Die traditionellen Instrumente des Informationsaustausches und der Informationsvermittlung weichen zunehmend derjenigen über die sozialen Netzwerke, mit all den damit verbundenen Schattenseiten. Die Diskussionen über die hiermit im Zusammenhang stehenden Probleme des jüngsten US-amerikanischen Präsidentschaftswahlkampfes sind uns allen frisch in Erinnerung. Gerade in einer solchen Zeit lässt sich die hohe Wertigkeit einer Plattform nicht hoch genug einschätzen, auf der die politischen und wirtschaftlichen Eliten dieser Welt im direkten Meinungsaustausch miteinander stehen.