Von Wang Ran, Beijing

Hermann Hesse ist der meistgelesene deutschsprachige Autor in China. Zu seinem 140. Geburtstag und 55. Todestag kommt eine neue Biographie über ihn ins Reich der Mitte. Der Autor Heimo Schwilk wird sich in fünf chinesischen Städten mit chinesischen Schriftstellern und Germanisten über Hermann Hesse austauschen.

Heimo Schwilk liest ein Kapitel aus seinem Buch vor.

Das Goethe-Institut hat Heimo Schwilk zu einem Austausch über das Leben und Wirken des berühmten deutschen Schriftstellers Hermann Hesse eingeladen. Anlass ist die Veröffentlichung des Buches „Hermann Hesse. Das Leben eines Glasperlenspielers“, durch die Guangming Daily Press. Das Goethe-Institut hält mit Schwilk Veranstaltungen in fünf Städten (Shenyang, Beijing, Xi’an, Chengdu und Nanjing) ab, um mit chinesischen Schriftstellern und Experten einen Austausch über Hesse zu ermöglichen. Nach der ersten Veranstaltung im nordostchinesischen Shenyang kam der renommierte Journalist am vergangenen Freitag nach Beijing.

Besonderheit der Biographie von Schwilk

„Es gibt eine Reihe von Biographien über Hermann Hesse, doch man muss seine eigene Perspektive finden“, sagte Heimo Schwilk bei einem Seminar an der Beijing Foreign Studies University. „Ich möchte nur protokollieren, was mit mir selbst etwas zu tun hat.“ Bei Hesse hat Schwilk viele Gemeinsamkeiten mit sich selbst entdeckt, nicht nur weil sie die gleiche Schule in Maulbronn besuchten, sondern auch, weil sie in ihren Werken die gleichen Spannungsfelder beschreiben, nämlich zwischen Religion und Wissenschaft, Familie und Schriftstellerei.

Deshalb bezeichnete er die Biographie als persönliches Projekt. „Jede Biographie ist eine Autobiographie. Man schreibt ein Buch über die Anderen, aber nach seinem eigenen Eindruck.“ Darüber hinaus hat Schwilk viele Texte von Hermann Hesse neu interpretiert und die psychologische Ebene in den Blick genommen. Seinen Recherchen zufolge hat Hesse nicht etwa die Schule in Maulbronn gehasst, sondern nur die Anweisungen seines Vaters, der für ihn eine Zukunft als Pfarrer oder Professor geplant hatte. Doch Hesse selbst war immer klar, dass er lieber Dichter werden wollte.