Naturkunde-Blogger begeistert Chinas Netzgemeinde Exklusiv
Von Shao Moyuan, Beijing
Wie fühlt man sich, wenn man ein Konto mit sechs Millionen Followern bei Weibo hat, Chinas twitter-ähnlichem Kurznachrichtendienst, und jeden Tag mehr als tausend persönliche Nachrichten bekommt?
Zhang Chenliang, Redakteur des Weibo-Kontos der Zeitschrift „Naturkunde“, kann viel darüber berichten. Er ist nicht nur zuständig für die Redaktion und Öffentlichkeitsarbeit, sondern kümmert sich täglich um die zahlreichen Anliegen der Follower. Eine kleine Auswahl:
@Naturkundiger: „Was ist das für ein Pilz? Ist er giftig?“
@Naturkundiger: „Mich hat eine gelbe Biene gestochen! Was soll ich tun??“
@Naturkundiger: „Kennst du diesen Vogel? Er hat in einem Blumentopf auf meinem Balkon Eier gelegt!“
Ein Screenshot von dem Weibo-Konto der Zeitschrift "Naturkunde"
Für einen Redakteur kostet es schon viel Kraft und Zeit, wenn man Tag für Tag hunderte Leserfragen beantworten muss, von den anderen Aufgabengebieten einmal ganz abgesehen. Doch Zhang Chenliang scheut keine Mühe, jede Frage umfassend zu recherchieren und ausführlich zu beantworten. Seine Follower sind daher schon ein wenig verwöhnt. Immer wenn sie eine unbekannte Pflanze oder ein unbekanntes Tier sehen, schreiben sie ihn erst einmal an. Auf dem Weibo-Konto findet mittlerweile ein reger Austausch zwischen Zhang und seinen Anhängern statt.
Der gebürtige Beijinger, Jahrgang 1988, hat einen Bachelorabschluss im Fach Pflanzenschutz und anschließend einen Masterabschluss in der Taxonomie von Insekten erworben. In dem Fach geht es um die Einordnung von Lebewesen in systematische Kategorien. Damals konnte Zhang natürlich nicht ahnen, dass er eines Tages zu einem gefeierten Internetstar werden würde.
Für das Jugendmagazin „Naturkunde“ schwärmt er schon seit langer Zeit. Nach dem Studium fand er dort seinen Traumjob. Am Anfang musste er populärwissenschaftliche Artikel verfassen. Damit war er sehr zufrieden, denn die Tätigkeit entsprach seinem Fachwissen und seinem introvertierten Charakter. Später erhielt er dann die Aufgabe, den offiziellen Weibo-Account zu führen. Dort hat er schon eine „verifizierte Identität“ erhalten – ein Zeichen für Berühmtheit.