Die Internationalisierungsstrategie der ShangGong Gruppe

12.05.2017

Die deutschen Nähmaschinenhersteller Dürkopp-Adler und Pfaff sind die führenden Hersteller auf dem Gebiet der industriellen Nähmaschinen in Europa und waren seit vielen Jahren kompetitive Wettbewerber. Anfang dieses Jahrhunderts sahen sich diese beiden Firmen eine nach der anderen mit ernsthaften Verlusten konfrontiert. Die Shanghaier ShangGong Gruppe kaufte beide Unternehmen nacheinander 2005 und 2013 auf, vollzog mit diesen einen tiefgreifenden Integrationsprozess und wurde dadurch zum weltweit wichtigen Hersteller für industrielle Nähmaschinen.

Die ShangGong Gruppe als der Nähmaschinenproduzent Nummer eins in China hat bereits eine beeindruckende Geschichte hinter sich und war ebenfalls Chinas erstes größeres Unternehmen, das sich auf die Herstellung von industriellen Nähmaschinen spezialisiert hatte.

Der Name „ShangGong Group“ mag vielleicht in den Ohren vieler Chinesen etwas fremd klingen, aber sobald man Produkte wie die Hausnähmaschine „Butterfly“ erwähnt, die durch ihre hochwertige Qualität zahlreiche Kunden fand, kann man davon ausgehen, dass jedermann weiß, wovon die Rede ist. In den 1980er Jahren war dieses Gerät eine wichtige Aussteuer vieler junger Chinesinnen. Selbst heute noch ist der „Butterfly“ in Asien und Afrika sehr beliebt.

2005 erwarb die ShangGong Gruppe durch ihre Tochtergesellschaft ShangGong (Europe) das Unternehmen Dürkopp-Adler. Zu dieser Zeit hatte dieses deutsche Unternehmen bereits seit vier Jahren in Folge Verluste eingefahren. Der Großaktionär FAG war sehr erpicht darauf, seine Anteile zu verkaufen, um weitere Verluste zu vermeiden.

Dennoch war dieses Geschäft für beide Seiten nicht besonders einfach. Für die ShangGong Gruppe war es der erste Unternehmenskauf im Ausland und dazu handelte es sich noch um mehrere hundert Millionen Yuan für ein Verluste schreibendes Unternehmen. Dies stellte eine große Herausforderung für den Mut und das Urteilsvermögen der betroffenen Entscheidungsträger dar. Zur Zeit ist die Zahl der in Deutschland investierenden chinesischen Firmen noch relativ gering und der deutsch-chinesische Kontakt und das gegenseitige Verständnis in dem Bereich sind ebenfalls nicht besonders weitreichend.


Eine Nähmaschine in der Werkstatt von Dürkopp-Adler


Die Mitarbeiter von Dürkopp-Adler sorgten sich sehr, dass die Chinesen nur die Maschinen und das technologische Know-how mit sich nehmen und das deutsche Unternehmen selbst aufgeben würden. Um die deutschen Mitarbeiter zu beruhigen, berief die ShangGong Gruppe in Deutschland eine Mitarbeiterversammlung ein. Der Vorstandsvorsitzender der ShangGong Gruppe Zhang Min versprach, dass der deutsche Standort als Verkaufs- und Forschungszentrum, sowie als Standort für die Produktion von hochwertiger Ausrüstung erhalten bleiben würde.

Bevor er bei der ShangGong Gruppe einstieg, sammelte Zhang Min Erfahrungen in einem Joint-Venture und war daher versiert im interkulturellen Umgang und interkultureller Kommunikation. Durch seine Bemühungen konnte ShangGong die Zweifel der Mitarbeiter durch das Vorgehen von ShangGong zerstreuen. Die Fabrik von Dürkopp-Adler befindet sich bis heute in einem großen Industriepark in Bielefeld. Als Dürkopp-Adler aufgekauft wurde, begann das Unternehmen wieder Profit zu machen.

Im Zeitraum 2006/07, erkannte ShangGong das große Potential der chinesischen Autoindustrie und lieferte Dürkopp-Adler das notwendige Kapital, um die Entwicklung von Nähequipment für Autositze zu finanzieren. Die Herstellung dieser Produkte fiel mit der Expansion der Produktionskapazitäten der chinesischen Autoindustrie zusammen und die Verkaufszahlen stiegen beträchtlich.

Der Kauf von Dürkopp-Adler ist nur der Anfang von ShangGongs Internationalisierung; die erfolgreiche Integration eines deutschen Unternehmens hat ShangGong auch das Vertrauen der lokalen Wirtschaft eingebracht. Seit 2013 hat ShangGong weiter nacheinander von den drei deutschen Herstellern der Nähmaschinen oder Strickmaschinen Stoll, KSL und Pfaff Gruppe Anteile erworben oder diese ganz aufgekauft. Außerdem ist ShangGong mit seinen Tochtergesellschaften eng verbunden. Durch diese Integration besteht die ShangGong Gruppe gegenwärtig aus sechs Fabriken in Deutschland, Tschechien, Rumänien und China, sowie 15 Unternehmen in Übersee wobei 49 Prozent der Mitarbeiter außerhalb Chinas tätig sind.

Zur Zeit befinden sich die Marken Butterfly, DA, Pfaff, KSL und andere im Besitz von ShangGong und nehmen in vielen Produktkategorien weltweit führende Positionen ein. Die ShangGong Gruppe beliefert so eine Reihe europäischer Unternehmen wie etwa Louis Vuitton, Gucci, Hermès, Boss und Armani mit industrieller Nähausrüstung. Viele mittel- und hochwertige Autositze weltweit wurden von einer Nähmaschine der ShangGong Gruppe unterstehenden Marken gefertigt. Im Luftfahrtbereich zählen Boeing, Airbus und Commercial Aircraft Corporation of China zum Kundenkreis.

Nachdem China im Jahr 2013 seine Seidenstraßeninitiative verkündet hat, werden sich Stück für Stück neue Transportwege zwischen Asien und Europa öffnen und die Transportkosten im sino-europäischen Handel sinken. Momentan sind Dürkopp-Adler und Pfaff gerade damit beschäftigt, den chinesischen Markt zu erschließen. „Unser Ziel ist es, zusammen mit ShangGong innerhalb der nächsten 5 Jahre zum Weltmarktführer zu werden“, so der ShangGong (Europa) CEO Dietrich Eickhoff.

 

ShangGong (Europa) CEO Dietrich Eickhoff
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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Internationalisierungsstrategie,ShangGong,Zusammenarbeit,Nähmaschinen