G20-Gipfel: China und Deutschland müssen gemeinsam vorangehen Exklusiv

06.07.2017
 

von Felix Lehmann, Beijing
Das Treffen der Staats- und Regierungschefs der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer in Hamburg Anfang Juli steht unter stürmischen Vorzeichen: Protektionismus, Klimawandel, Flüchtlinge, Terror und die Kriege im Nahen Osten stellen drängende und ungelöste Probleme dar.

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel machte vor der Veranstaltung auch bereits ihre Prioritäten deutlich: Für einen Erfolg müssten alle Staaten an einem Strang ziehen. Eine Politik der Abschottung löse die Probleme der Welt nicht. „Eine vernetzte Welt gestalten“ lautet demnach auch das Motto des diesjährigen Gipfels. Passend für die Hafenstadt Hamburg dient als Motiv der Weberknoten, ein bekannter Seemannsknoten, der zwei verschiedene Seile fest miteinander verknüpft.

Chinas Staatspräsident Xi Jinping wird an dem Gipfel teilnehmen, sich für eine engere Kooperation der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer einsetzen und auch Chinas Standpunkte einbringen. Auch Chinas Außenminister Wang Yi und sein deutscher Kollege Sigmar Gabriel sind sich bereits darin einig, dass das Treffen der G20 aufgewertet werden soll: Statt eines reinen Mechanismus zur Krisenbewältigung soll es zu einer Institution der dauerhaften Weltordnungspolitik werden.

China hat hohe Erwartungen an den Gipfel: Das Land erhofft sich ein eindeutiges Signal für eine offene Weltwirtschaft und die Wahrung des Freihandelssystems, sowie mehr Fairness für alle Beteiligten. Um das Wirtschaftswachstum zu fördern, müssen strukturelle Reformen und Maßnahmen für mehr Innovationen auf den Weg gebracht werden. Auch die Umsetzung der UN-Agenda für nachhaltige Entwicklung ist China ein wichtiges Anliegen. Für Deutschland steht die Stabilität der Weltwirtschaft oben auf der Agenda.

Dies gilt vor allem für die Beziehungen zwischen Deutschland und China. Dass beide Länder just in diesem Jahr das 45-jährige Bestehen diplomatischer Beziehungen feiern, sei nur am Rande erwähnt. Denn die Kooperation beider Staaten ist eine Erfolgsgeschichte. Die kulturelle Bande ist eng, was sich auch an zahlreichen gemeinsamen Kulturveranstaltungen im Jubiläumsjahr zeigt.

Auch wirtschaftlich bietet sich zwischen China und Deutschland zukünftig neues Kooperationspotenzial. Die zweitgrößte und die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt sind in Zeiten des Protektionismus mehr denn je auf gute Zusammenarbeit angewiesen. Mit einem Handelsvolumen von 170 Milliarden Euro löste China im vergangenen Jahr die Vereinigten Staaten als größter Handelspartner Deutschlands ab.

Eine wichtige Säule und Gegenprogramm zum globalen Protektionismus bietet Chinas Seidenstraßen-Initiative „Belt and Road“. Eine Stärkung der Handelswege zwischen Europa und Asien kann genau die richtigen Impulse liefern, um dem Handel neuen Schwung zu verleihen und den gordischen Knoten sinkenden globalen Wirtschaftswachstums zu durchschlagen. Insbesondere in einer Zeit, in der sich die Vereinigten Staaten aus der Globalisierung verabschieden – Stichwort: Rückzug aus dem Klimaabkommen von Paris, Absage an den Freihandel – müssen China und Deutschland umso enger kooperieren.

Schlagworte: G20-Gipfel,Hamburg,Merkel,Freihandel

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