Kommentar
China und Deutschland verbinden gemeinsame Interessen Exklusiv
von Felix Lehmann, Beijing
Chinas Staatspräsident Xi Jinping nimmt am Wochenende am G20-Gipfel in Hamburg teil. Bereits am Dienstag traf er zu einem Staatsbesuch in Berlin ein.
Xi Jinping (1. Reihe, 4.v.l.) und Angela Merkel schauen sich im Berliner Olympiapark ein Freundschaftsfußballspiel zwischen chinesischen und deutschen Kindermannschaften an.(Foto von Xinhua)
Der Zustand der deutsch-chinesischen Beziehungen ist hervorragend. Beide Länder verbinden zahlreiche gemeinsame Interessen, beispielsweise bei dem Ziel, eine offene und multilaterale Weltordnung zu schaffen. Auch ein Welthandel, der möglichst ohne Restriktionen auskommt und auf Protektionismus verzichtet, zählt zu den Kerninteressen der beiden Exportnationen.
Deutschland und China eint die Überzeugung, dass nur eine multilaterale Weltordnung der Weltgemeinschaft zum Erfolg verhelfen kann. „Die G20 müssen dem Ziel der Entwicklung verpflichtet bleiben, die Institutionen des multilateralen Handels unterstützen sowie Handel und Investitionen ermöglichen, damit das Wirtschaftswachstum auf der Welt angefacht werden kann“, schrieb Xi in einem Gastbeitrag vor seinem Besuch.
Dies zeigt sich auch in dem regen Besucheraustausch zwischen beiden Ländern und der hohen Kommunikationsdichte. Allein Bundeskanzlerin Angela Merkel war bereits zehn Mal in China; zwischen beiden Staaten bestehen 80 verschiedene Dialogmechanismen.
Mit einem Handelsvolumen von 170 Milliarden Euro hat China im vergangenen Jahr die USA als wichtigsten Handelspartner Deutschlands auf Platz Zwei verdrängt. Vor allem in Zeiten globaler Unischerheit – zum Beispiel über den außenpolitischen Kurs der USA, Konflikte und Krisen, der mäßige Ausblick auf die Weltwirtschaft, nur um Beispiele zu nennen – sind sich beide Länder darin einig, dass die Probleme nur dann gelöst werden können, wenn Deutschland und China noch enger kooperieren.
Dies zeigt sich am Abschluss zahlreicher neuer Verträge in den Bereichen Investition und Handel, die während des Staatsbesuches geschlossen wurden. Auch in der Entwicklungskooperation arbeiten Deutschland und China Hand in Hand. Noch vor einigen Jahren erhielt China Entwicklungshilfe aus Deutschland. Doch heute stehen Deutschland und China längst gemeinsam auf der Geberseite.
Auch in der Produktion entstehen Synergieeffekte zwischen beiden Ländern. China strebt durch seine Strategie „Made in China 2025“ an, seine Volkswirtschaft zu einem effizienten und qualitativ hochwertigen Produktionsstandort weiterzuentwickeln. Das deutsche Konzept „Industrie 4.0“ zielt darauf ab, High-Tech-Produktion mit moderner Informations- und Kommunikationstechnik zu verzahnen. Von einer Stärkung der Zusammenarbeit auf diesem Feld profitieren beide Seiten gleichermaßen.
Auch Chinas Seidenstraßen-Initiative dient den Interessen Chinas und Deutschlands. Der Ausbau der Infrastruktur und Verkehrswege stärkt Handel und den Austausch von Innovation und ist ein effektives Instrument multilateraler Kooperation, an der neben Deutschland und China auch die Anrainerstatten der Seidenstraße profitieren können.
Doch auf dem Programm standen nicht nur Politik und Wirtschaft: Die interkulturellen Beziehungen waren ebenso Thema zwischen Xi und Merkel. Am Mittwoch besuchten beide die Eröffnungszeremonie des Panda Garden im Berliner Zoo. Starattraktion in dem neuen Gehege sind die beiden Pandas Jiao Qing und Meng Meng. Sie waren Ende Juni aus China eingeflogen worden und werden die nächsten 15 Jahre im Berliner Zoo verbringen.
Die Fußballfans Xi und Merkel besuchten am selben Tag noch ein Fußballmatch zwischen Jugendlichen aus Deutschland und China im Berliner Olympiastadion. „Ihr seid die Zukunft des deutschen und chinesischen Fußballs“, sagte Xi zu den Spielern. „Ich hoffe, ihr werdet einen guten Mannschaftsgeist entwickeln, voneinander lernen und echte Freundschaften knüpfen“, gab er den Nachwuchstalenten mit auf den Weg.