Neu-Delhi könnte BRICS-Gipfel stören, um Beijing zu erpressen
Falls sich Indien durch die Pattsituation gedemütigt fühlt, könnte es den Ausgang des Gipfeltreffens unterminieren. Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass Indiens Premierminister Narendra Modi nicht am Gipfel teilnehmen wird und stattdessen weniger hochrangige Vertreter dorthin entsenden wird.
Es ist jedoch erwähnenswert, dass Indien die Vereinigung der BRICS-Staaten stärker braucht als China. BRICS verhalf Indien zu einer Plattform, durch die es zu einem internationalen Bestimmer werden konnte. Indien nutzt die BRICS-Staaten außerdem, um seine Beziehungen zu China auszubalancieren. Außerdem will es chinesische Investitionen mithilfe der Neuen Entwicklungsbank und der Asiatischen Infrastrukturinvestmentbank anlocken. Mithilfe von BRICS beabsichtigt Indien ferner, seine Beziehungen zu Russland aufrechtzuerhalten.
China muss sich, ohne zu zögern, für den Doklam-Konflikt rüsten. Es muss seine Kommunikation und Koordination mit Russland, Brasilien, Südafrika und anderen Entwicklungsländern verbessern und der internationalen Gemeinschaft klarmachen, dass Indien die Zusammenarbeit zwischen Schwellen- und Entwicklungsländern unterminieren und China auf Kosten der gemeinsamen Interessen von Entwicklungsländern und der Süd-Süd-Kooperation erpressen will.
Bislang hat Russland sich noch nicht zu dem Konflikt geäußert. Aber es muss sich des Schadens bewusst sein, den Indiens Vorgehen der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit, der Zusammenarbeit der BRICS-Länder, der regionalen Stabilität sowie Russlands strategischen Interessen zufügen wird.
In diesem Jahr feiert die Vereinigung der BRICS-Staaten den zehnten Jahrestag ihrer Gründung. China muss mit Russland, Brasilien, Südafrika und anderen Entwicklungsländern zusammenarbeiten, um das BRICS-Plus-Modell zu unterstützen und kontinuierlich seine Erweiterung fördern. Selbst ohne indische Beteiligung wird sich BRICS in eine neue Plattform für die Zusammenarbeit im Rahmen der Seidenstraßeninitiativen und für die Süd-Süd-Kooperation entwickeln und mehr Mitglieder aufnehmen. BRICS wird keinen Niedergang erleben, wie es der Westen erwartet, sondern sich stattdessen besser entwickeln.
Der Autor ist Senior Fellow am Shanghaier Institut für Internationale Studien und Visiting Fellow am Chongyang-Institut für Finanzwissenschaften der Renmin-Universität in China. Die eigene Meinung des Autors spiegelt die Position unserer Webseite nicht notwendigerweise wider.