Trotz fruchtbarer Ergebnisse muss das gegenseitige Verstehen gefördert werden Exklusiv

26.10.2017

Dazu aber noch ein ganz wichtiger Punkt: beide Regierungen haben sich sehr dafür engagiert, sowohl politisch als auch finanziell. Auf der chinesischen Seite hat der China Scholarship Council ein umfangreiches Stipendienprogramm für ausländische Studierende geschaffen, zu dem das Projekt "China Window" für europäische Studierende gehört. Auf der deutschen Seite hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) vor zwei Jahren eine China-Strategie veröffentlicht, um die Zusammenarbeit mit China in Forschung, Wissenschaft und Bildung zu intensivieren sowie mehr Chinakompetenz zu schaffen. Die Deutschen haben erkannt, dass China eine wichtige Rolle für die deutsche Zukunft spielt. Es werden dringend "Chinakenner" benötigt, aber derzeit besteht noch ein großer Mangel an solchen Experten. Konkret heißt das, dass viele deutsche Einrichtungen Stipendien für diejenigen anbieten, die in China studieren möchten. Darunter der DAAD, die Studienstiftung des deutschen Volkes und zahlreiche private Stiftungen, beispielsweise die Haniel-Stiftung. All diese Einrichtungen haben Projekte, um Studierende beim Studium in China finanziell zu unterstützen und den interuniversitären Austausch zwischen Deutschland und China zu fördern.

 

Mir ist auch aufgefallen, dass unter chinesischen Studierenden die Begeisterung für ein Studium in Deutschland stetig wächst. Die deutschen Statistiken zeigen, dass im Jahr 2015 in Deutschland 34.643 chinesische Studierende eingeschrieben waren. Damit ist China zum wichtigsten Herkunftsland ausländischer Studierender in Deutschland geworden. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?

 

Zunächst müssen wir zugeben, dass die Lehre an deutschen Universitäten eine gewisse Qualität hat. Zudem haben die Chinesen häufig ein sehr positives Bild von Deutschland. Der dritte Grund ist die derzeitige positive Umgebung für Auslandsstudenten, die durch die Entwicklung der politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen entstanden ist. Viertens fallen an deutschen Universitäten keine Studiengebühren oder nur geringe Verwaltungskosten an. Das ist natürlich sehr attraktiv. Aber wir sehen auch, dass man in Deutschland Studiengebühren für ausländische Studierende einführen möchte, z.B. in Baden-Württemberg.


Sie haben einmal den Begriff "internationale Vermarktungsfähigkeit" erwähnt, die anziehend auf ausländische Studierende wirkt. Was sagen Sie dazu, wie Deutschland ausländische Talente anzieht und bindet? Was tut sich da in China Neues?

 

Deutschland hat bis jetzt keine oder niedrige Studiengebühren und trotzdem eine Fülle an Projekten. Dahinter steckt der Einsatz der Regierung. Das bringt durchaus politische Vorteile, aber auch wirtschaftliche und kulturelle. Die Bundesregierung sah es als einen großen Verlust an, dass viele herausragende junge Menschen in den USA studieren und nicht in Deutschland. Deshalb hat sie zu einer Menge an Maßnahmen gegriffen, um solche Studierende, vor allem aus Ländern, die für Deutschland von strategischer Bedeutung sind, anzuziehen und zu Freunden Deutschlands auszubilden. Einerseits ist das eine Kombination aus diplomatischer, wirtschaftlicher und kultureller Strategie, andererseits aber auch Bevölkerungspolitik. Deutschland braucht nicht nur mehr Menschen, sondern vor allem mehr Fachkräfte. Durch die Anwerbung von Studenten aus dem Ausland bietet sich die Chance, dass diese später in Deutschland bleiben und dort arbeiten. Dies wirkt sich positiv auf die Bevölkerungsstruktur aus und leistet einen Beitrag zur Verringerung des Fachkräftemangels.

 

Auf chinesischer Seite hoffen wir natürlich auch, dass junge tüchtige Menschen aus dem Ausland in China bleiben und sich hier weiterentwickeln. Neben den Stipendien hat sich die Zahl der Aufenthaltsgenehmigungen für ausländische Studierende, die hier in China ein erfolgreiches Studium absolviert haben, deutlich erhöht. Die Arbeitgeber haben jetzt sehr viel Spielraum. Inzwischen können herausragende ausländische Studierende nach dem Bachelor-Studium in China bleiben und arbeiten. Vor fünf Jahren war davon gar keine Rede, selbst ein Praktikum war nicht einfach. Das ist die positive Entwicklung. Wir wollen, dass ausländische Studierende nach ihren erfolgreichen Abschlüssen in China einen Beitrag zur internationalen Zusammenarbeit Chinas leisten können. Viele große Städte in China haben attraktive Regelungen für ausländische Fachkräfte eingeführt, auch wenn es bei der konkreten Umsetzung in den einzelnen Städten natürlich mehr oder weniger Unterschiede gibt.

 

Können Sie uns einige Erfahrungen nennen, wie Ihre Universität ausländische Studierende anzieht?

 

Wir achten bei der Anwerbung ausländischer Studierender in erster Linie auf die Gestaltung der Studiengänge. Ein guter Studiengang ist die Garantie für eine hohe Qualität der Bildung und Ausbildung und die Voraussetzung dafür, attraktiv für ausländische Studierende zu werden. An der SISU suchen wir zudem aktiv nach Praktikumschancen für unsere ausländischen Studierenden, um sie stärker mit der regionalen, nationalen und internationalen Wirtschaft zu vernetzen.

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: China, Deutschland, Bildung, Kooperation, SISU