Französische Beamtin: In Beijing werde ich immer mehr zur Chinesin
Die Beamtin Hélène Li vom Centre Campus France in Beijing lebt seit drei Jahren in China. Derzeit ist sie bei der französischen Botschaft in China verantwortlich für den kulturellen Austausch. Im Interview mit uns blickt sie zurück auf ihr Leben und ihre Arbeit in Beijing, spricht über ihre Sicht der chinesischen Kultur und gibt einen Ausblick auf das kommende Jahr.
Als sie nach China kam, bekam Hélène Li zuerst die kulturellen Unterschiede gegenüber Frankreich zu spüren: "Nehmen wir mal die Begrüßung als Beispiel. Wir Franzosen interessieren uns bei der Begrüßung stärker für die Gefühle des anderen, zum Beispiel fragen wir: 'Wie geht es dir in letzter Zeit?', die chinesische Art sich zu begrüßen ist hingegen einfacher und direkter".
Mit der Zeit lernte sie die chinesische Kultur lieben, vor allem die traditionelle chinesische Küche. Sie sieht chinesisches Essen als komplexen Wissensbereich, sowohl im Norden als auch im Süden gebe es typische Spezialitäten, die eng mit der Kultur des jeweiligen Ortes verbunden seien. Jiaozi, maultaschenartige Teigtaschen, seien etwa bei traditionellen Festen nicht von den Tischen der nordchinesischen Bevölkerung wegzudenken. Sie erzählt ganz offen, dass sich in den Jahren in Beijing auch ihre Alltagsgewohnheiten verändert haben. "Jiaozi zum Winteranfang, Jiaozi zum chinesischen Neujahr, ich finde ich werde immer mehr zur Chinesin!", erzählt sie lachend.
Hélène Li ist allerdings auch der Meinung, dass die chinesische Küche in der Welt noch Potenzial hat an Bekanntheit und Einfluss zu gewinnen. Viele Menschen im Westen wüssten eigentlich nicht viel über das chinesische Essen. Den Grund sieht sie möglicherweise darin, dass es zwar überall auf der Welt zahlreiche chinesische Restaurants gebe, die Zubereitung und der Geschmack dort aber nicht mit dem Original zu vergleichen seien. "Also bin ich der Meinung, dass China seine Küche, und damit auch seine Kultur, noch stärker bewerben sollte" sagt sie.