Bericht über Literaturvorlieben entfacht Kontroverse in China

23.04.2018

Die Kritiker des Berichts heben hervor, dass mit zweierlei Maß gemessen werde; die amerikanische Literaturliste enthalte ausschließlich Pflichtlektüre für den Unterricht, die chinesische beziehe sich auf sämtliche Titel, die Studenten aus der Bibliothek entleihen, was jedoch nicht notwendigerweise Rückschlüsse auf den Unterricht zulasse.

 

„Der Vergleich macht absolut keinen Sinn, da fast jeder Student an chinesischen Universitäten seine Literatur selbst kauft, anstatt sich diese nur vorübergehend aus der Bibliothek auszuleihen“, sagte Li Zukun, die sowohl an amerikanischen als auch an chinesischen Universitäten studiert hat. In den sozialen Medien wurde Lis Meinung von vielen Studenten geteilt.

 

„Die Art und Weise, verschiedene Informationen miteinander zu vermengen, nur um Aufmerksamkeit zu erhalten, ist verantwortungslos“, sagte Ren Dianshun, Chefredakteur des China Publisher Magazine. Der Artikel bediene gängige Vorurteile, denen zufolge chinesische Studenten sich nur wenig für Sachliteratur interessierten und beim Lesen schlechter abschnitten als amerikanische Studenten, was Ren vehement bestreitet.


Doch die Veröffentlichung des Artikels habe auch etwas Positives, denn er habe eine Debatte losgetreten, in welchen Bereichen sich chinesische Studenten noch verbessern können: „Ehrlich gesagt bin ich von der Liste enttäuscht. Unsere Studenten sollten sich mehr mit klassischen Werken beschäftigen, als nur zum Spaß zu lesen“, sagte der berühmte Schriftsteller Long Dong derGlobal Times.

 

Wegen des Siegeszuges von Internet und Smartphone verbrächten immer mehr junge Chinesen nicht mehr genug Zeit damit, sich gründlich mit klassischer Literatur zu befassen, sagte Long. Die chinesische Liste spiegele Unreife und fehlende Tiefgründigkeit im Denken chinesischer Studenten wider: „Wir leben nicht ewig. Deswegen sollten Studenten ihre Literatur sorgfältiger auswählen. Eltern und Lehrer sollten ihren Teil dazu beitragen“, bemerkte er. „Unser prüfungsfokussiertes Bildungssystem hat einen langfristigen Einfluss auf das Leseverhalten von Schülern und Studenten. Wir können nicht leugnen, dass es in Sachen Tiefe und Breite der ausgewählten Literatur noch Verbesserungsbedarf gibt.“

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Bildungssystem,Leseverstehen,USA,China,