Umweltschutz

China und Japan müssen voneinander lernen Exklusiv

15.06.2018

Von Shao Moyuan
Japan ist in der Bekämpfung der Umweltverschmutzung China schon ein paar Schritte voraus. Ein japanischer Experte empfiehlt deshalb, dass beide Länder noch enger zusammenarbeiten, um so aus ihren jeweiligen Erfahrungen zu lernen.

Kaji Takashi im JICA-Büro in Beijing. 


Der 5. Juni markierte den 47. Weltumwelttag der UNO. Aus diesem Anlass sprach China.org mit Kaji Takashi, einem Mitarbeiter des Chinabüros der Japan International Cooperation Agency (JICA). Er teilte Japans Erfahrungen im Umweltschutz und speziell in der Zusammenarbeit mit China in den letzten Jahren. Kaji denkt, dass China und Japan gemeinsam dafür verantwortlich sind, die Umwelt zu schützen.

 

Prävention statt Kontrolle
Mit Chinas wirtschaftlichem Fortschritt und den damit einhergehenden veränderten Lebensstilen und Konsumverhalten steigt auch die Menge des städtischen Mülls unaufhörlich. Nach Schätzungen von Experten entstehen in China jährlich über 400 Millionen Tonnen an Müll. Ein Bericht des Nationalen Forschungs- und Entwicklungsinstituts hat errechnet, dass ein Chinese im Jahr 2015 durchschnittlich 1,12 Kilogramm Müll pro Tag verursachte. Der entsprechende Spitzenwert in Japan lag im Jahr 2000 bei 1,185 Kilogramm pro Japaner und sei seitdem von Jahr zu Jahr zurückgegangen, wie Kaji erklärt. Nach Angaben des japanischen Umweltministeriums betrug die Menge des in Japan im Jahr 2017 produzierten Hausmülls 43,98 Millionen Tonnen, was einem Rückgang von 0,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht und einen täglichen Durchschnittswert von 939 Gramm pro Kopf ergibt. Diese Zahlen sind das Ergebnis einer besseren Kontrolle der Abfallmenge in Japan und effektiven Gesetzen zur Mülltrennung.
In Japan wird Abfall bereits seit über 50 Jahren getrennt. Im Jahr 1963 führte Japan ein Gesetz zur Abfallverbrennung ein, woraufhin die Klassifizierung von brennbaren und nicht brennbaren Abfällen schrittweise gefördert wurde. Um 1990 löste das häufige illegale Abladen von Abfällen heftige Diskussionen in den japanischen Medien aus. Die Beteiligung der Öffentilichkeit an der Umweltpolitik ist seit fast 30 Jahren der Normalfall in Japan. Im Jahr 1995 erließ Japan ein Gesetz zum Recycling von Verpackungsbehältern. Danach verabschiedeten lokale Regierungen weitere Gesetze und Verordnungen, angepasst an die Besonderheiten der verschiedenen Regionen.
Kaji glaubt, dass neben diesen Vorschriften von oben auch das Umweltbewusstsein der Bürger eine wichtige Rolle gespielt hat: „Japanern ist die Meinung ihrer Mitmenschen sehr wichtig. Wenn jemand den Müll nicht vorschriftsmäßig trennt, wird er von seinen Nachbarn schnell getadelt. Diese Scham ist für viele Japaner unerträglich."

 

Darüber hinaus veröffentlichen lokale Regierungen in Japan üblicherweise die Ergebnisse der Müllsortierung, zum Beispiel über die Menge, die recycelt wurde oder welche Wirkung erzielt wurde. Dadurch bekommt jeder das Gefühl aktiv am Umweltschutz teilzunehmen und fühlt sich noch mehr herausgefordert, proaktiv zu handeln. Laut Kaji hat sich die Philosophie der Mülltrennung in Japan von „3R“ zu „2R“ entwickelt, das heißt von dem Ansatz „Reduzierung der Quelle, Wiederverwendung und Recycling“ verstärkt hin zu einem „Wiederverwendung und Reduktion“. Dieser Ansatz betrifft die Vereinfachung von Verpackungen oder die Wiederverwendung von Produkten und zielt letztlich darauf ab, die Erzeugung von Abfall schon im Ursprung weitgehend zu vermeiden. Kaji schlug deshalb auch für China vor, dass jeder ermutigt werden sollte, bereits die Quelle des Abfalls zu reduzieren.
Japans schnelle wirtschaftliche Erholung nach dem Krieg verursachte im selben Atem auch eine rasante Verschmutzung der Umwelt im ganzen Land. Bezeichnungen für Krankheiten, die im Zusammenhang mit Umweltverschmutzung stehen. Jetzt, nach jahrzehntelangen unermüdlichen Bemühungen für den Umweltschutz, ist der Fall deutlich verbessert geworden. Kaji sagt, dass in Japan die Prävention von Umweltproblemen heute von enormer Bedeutung sei: „Japanische Unternehmen müssen zum Beispiel im Voraus Maßnahmen oder Geräte installieren, um Umweltverschmutzungen zu erkennen und zu beheben. Die japanische Regierung ihrerseits zieht Lehren aus den Erfahrungen anderer Länder und erlässt entsprechende Vorschriften und Gesetze, um eine rechtzeitige Prävention zu ermöglichen.“


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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: China, Japan, Umweltschutz