Wahl oder Pflicht

Es ist noch nicht abzusehen, wohin die Debatte führen wird. Noch scheint sich keine Seite wirklich sicher zu sein, was genau geschehen soll. Jedoch ist eine Diskussion darüber, wie man zum einen die Verteidigung des Landes sicherstellen und zum anderen den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken kann in jedem Fall nützlich. Wie bei der Abschaffung der Wehrpflicht vor sieben Jahren müssen wieder detaillierte und vertrauenswürdige Expertenanalysen herangezogen werden, um eine geeignete Entscheidungsgrundlage zu schaffen.

Daran dass sowohl in der Bundeswehr als auch im sozialen Bereich akuter Bedarf besteht, herrscht wenig Zweifel. Es wird letztlich darum gehen, ob die Bundesregierung es schafft, dass sowohl der Dienst in der Bundeswehr als auch der Dienst im sozialen Bereich, zum Beispiel in der Altenpflege, wieder so attraktiv wird, dass junge Mensch sich freiwillig dazu entscheiden, dort tätig zu werden. Für diesen Fall wäre eine Verpflichtung nicht notwendig und die Diskussion würde sich von alleine erledigen. Noch sind die Zahlen jedoch in beiden Bereichen nicht überzeugend. Im Bundesfreiwilligendienst kommt noch hinzu, dass von denjenigen, die sich für einen Dienst entscheiden, etwa jeder Dritte seinen Dienst frühzeitig beendet.

In der Theorie dreht es sich im Kern der Debatte auch um die Wahl zwischen Quantität und Qualität. Bei dem verpflichtenden Dienst geht man davon aus, dass viele zu etwas gezwungen werden, das sie nicht ausüben wollen, weshalb von einer geringeren Motivation ausgegangen werden muss. Dies wiederum führt potentiell zu einer geringeren Arbeitsqualität. Ist der Eintritt in die Bundeswehr oder den sozialen Dienst dagegen freiwillig, sollte man davon ausgehen können, dass nur diejenigen mit intrinsischer Motivation eintreten. Die Arbeitsqualität könnte demnach höher liegen. Ein Blick in die aktuelle Situation scheint diese Theorie zu bestätigten, denn zumindest sind die Zahlen in beiden Bereichen relativ gering, wenn es bei der Bundeswehr auch gelegentlich kleinere Hochs gibt. 

Wahl oder Pflicht – die Debatte wird sich im Kern mit nichts geringerem als der individuellen Freiheit beschäftigen. Können deutsche Bürger wieder zur Ableistung eines Dienstes verpflichtet werden oder nicht?  Linda Teuteberg von der FDP hat schon eine klare Meinung: „Da halte ich es lieber mit dem Grundgesetz: Wo es keine Krise gibt, darf niemand zum Dienst gezwungen werden.“ Damit bleibt also die ebenso schwierige Frage, was genau eine Krise definiert.