Eigenständig erforschte KI-Technologien

Der Hauptdesigner des Landers, Li Fei (erster von links) und die Stellvertretende Hauptverantwortliche für den Mondrover Jadehase 2, Wen Bo (zweite von links)

"Wir können stolz sagen: Sämtliche Schlüsseltechnologien bei Chang'e-4 wurden in China eigenständig entwickelt", erzählt uns Zhang He. Auch wenn einige spezifische Produkte eingeführt wurden, stammen die Technologien der Bereiche Relais, Landung, Rover und Langzeitarbeit an der Mondoberfläche alle aus chinesischer Entwicklung und sind Weltneuheiten.

Li Fei, der für den Lander der Sonde Chang'e-4 verantwortlich war, ist ein typischer junger Mann aus der post-80er Generation. Nachdem er 2009 an der Tianjin-Universität promovierte, kam er zum CAST und arbeitet dort bis heute. Er erklärt, dass es bei der Technologie der Sonde Chang'e-4 zahlreiche Weltneuheiten zu bestaunen gibt. Zunächst ist da die zuvor erwähnte hochpräzise Landetechnologie. Das Team hat vorab verschiedene Strategien zur Hindernisvermeidung entworfen, der gesamte Landeprozess ging dann selbstständig von statten. Am Lander sind Sensoren angebracht, die Geschwindigkeit und Entfernung gegenüber dem Mond messen. Außerdem ist ein 3D-Lasersensor installiert, der die Topographie der Mondoberfläche analysiert. Entsprechend der topographischen Lage steuert er Geschwindigkeit und Höhe sowie schließlich die sichere Landung. "Solch ein Prozess, der selbstständig erkennen, einschätzen, entscheiden und schließlich die Landung steuern kann ist genau das, was die Menschen meinen, wenn sie von Künstlicher Intelligenz sprechen. Diese Technologie zur Hindernisvermeidung wurde erstmals in der Menschheitsgeschichte auf dem Mond angewendet und wurde eigenständig in China entwickelt".

Daneben gibt es noch die Technologie zur Nachttemperaturerfassung. Nach dem Eintritt in die Mondnacht, führt der gesamte Lander Aufzeichnungen zur Temperatur der Mondnacht durch. Das ist das erste Mal, dass China Daten zur Temperatur der Mondnacht erhebt. Auch die Navigationstechnologie beim Sinkflug auf die Mondrückseite gehört dazu. Alle diese Technologien wurden eigenständig in China entwickelt.

Hoffnung auf internationale Kooperation: Die Erkundung des Weltraums hat nie aufgehört

Chang'e-4 hat auch Fracht aus Deutschland und Schweden dabei und ist damit ein Beispiel internationaler Kooperation. Zhang He erklärt, dass China stets auf internationale Kooperation bedacht sei. Die Behörde für Wissenschaft, Technologie und Industrie der Landesverteidigung sei aktiv auf andere Nationen zugegangen, um Ladung für Chang'e-4 zu sammeln. Am Ende sind über zehn Projekte zusammengekommen. Laut Zhang He hat diese Kooperation auch dazu geführt, dass chinesische Wissenschaftler mit Kollegen aus Deutschland und Schweden in Austausch getreten sind. Man habe sich gegenseitig gefördert und habe den Wunsch bei der Erkundung des Mondes und des Weltraums auch zukünftig zu kooperieren.

Zugleich sei ein Ziel des Mondprogramms, auf der Mondoberfläche eine langfristig nutzbare, möglicherweise polarnahe Forschungsstation zu errichten. "Bei der Forschungsstation hoffen wir auch, dass sich viele Länder beteiligen und wir gemeinsam Forschungsmissionen entwerfen, damit wir die Station bestmöglich nutzen und die besten Forschungsergebnisse erreichen können. In der Folge entsteht dann noch mehr internationale Kooperation", so Zhang He.

Was den Ausblick für die Zukunft angeht, verrät sie uns, dass auf Chang'e-4 noch Chang'e-5 folgen wird. Nach den zwei Schritten Orbit und Landung, wird Chang'e-5 den letzten Schritt durchführen und zur Erde zurückkehren. Lander und Rover von Chang'e-4 werden nach ihrer Landung auf dem Mond nicht mehr zurückkehren, aber Chang'e-5 wird nicht nur landen und auf der Mondoberfläche Proben nehmen, sondern auch von der Mondoberfläche starten, ein Andockmanöver im Mondorbit durchführen etc.. Bis dahin werden sich noch mehr neue Technologien unter Beweis stellen.