Neuer Reichtum

Mit Erfahrung aus Armutsbekämpfung baut China soziale Stabilität auf Exklusiv

15.03.2019

China musste nach Jahrzehnten der Zersplitterung und Entkräftung vor 70 Jahren auf weit niedrigerem Niveau anfangen als das erschütterte Deutschland. Es konnte damals noch nicht von den modernen Technologien profitieren, die Europa vor dem Ersten Weltkrieg stark gemacht hatten und die in Deutschland rasch neue Impulse erhielten. China hatte allerdings die Erfahrung mit der „Eisernen Reisschüssel“ als einer sozialen Errungenschaft, die jedem Einzelnen die materiellen Existenzgrundlagen zusichert, und mit seinem System einer flächendeckenden Grundversorgung durch „Barfußärzte“. Diese positiven Erfahrungen gehören zwar zu einer ganz anderen Zeit. Sie zeugen aber von einer Tradition der sozialen Innovationsfähigkeit, auf die China stolz sein kann. 
Vielleicht versteht man in China aufgrund eigener bitterer Erfahrungen heute besser, was Armut und Elend sind und was sie aus Menschen machen können. Wir nähern uns in kleinen aber beeindruckenden Schritten einer Welt, in der Armut nicht mehr vor allem ein akutes Katastrophenphänomen ist, sondern Ausdruck grundlegender Fehler. Wenn es unser gemeinsames politisches Ziel sein soll, Armut umfassend zu überwinden, dann stärkt Chinas Weg zugleich auch eine gesunde Weltgesellschaft. 
Dabei ist es besonders wichtig, dass die urbanisierte Mehrheitsgesellschaft den eigenen Reichtum nicht gegen die Würde anderer Bevölkerungsgruppen ausspielt und denen ihre Werte und Lebensbedingungen aufnötigt, die Geist und Gemeinschaft, Konsum und Technik vorziehen. Reichtum ist weit mehr und im Kern etwas ganz Anderes als materieller Wohlstand. Er besteht in der Verwirklichung einer gerechten Gesellschaft. 
Im Weltvergleich ist China materiell gesehen keines der reichsten Länder. Es hat jedoch gelernt, seine kulturellen Ressourcen und die Kreativität seiner Bevölkerung effektiv zu einem Reichtum zu machen, der wertvoller ist als Geld: Hoffnung auf die Zukunft. 


Der Autor ist habilitierter Philosoph und Sinologe. Er lebt und arbeitet zwischen Berlin und Hongkong. Zuletzt hat er die Bildungseinrichtung „Europäisches Zentrum für chinesisches Denken“ mitbegründet. Die Meinung des Autors spiegelt die Position unserer Webseite nicht notwendigerweise wider.

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Armutsbekämpfung,soziale Stabilität,Zwei Tagungen