Boao-Asienforum
Chinas internationale Finanzpolitik setzt auf vertrauensbildende Maßnahmen Exklusiv
Zu den wichtigen Themen des BFA gehört Li Baodong zufolge der Beschluss eines Rahmenkonzepts der „Drei Trans“. Nach dem Wegfall der postkolonialen Ordnung befinden sich die Länder der Region Asiens im Aufbau eines neuen, übergeordneten geistigen Horizontes. Dafür gibt es keine fertigen Modelle. Also lernen die Beteiligten aus dem laufenden Prozess heraus, welcher kulturelle Rahmen hilfreich ist, um alle Kräfte gerecht und angemessen einzubeziehen. Durch die Anerkennung der Herausforderungen, die mit kultur- und länderübergreifender Zusammenarbeit einhergehen, erhalten die technologischen und wirtschaftlichen Themen einen sozialen Zusammenhang.
So wird es möglich, die allgemeinen Standards und Oberziele der BRI an die verschiedenen gesellschaftlichen Voraussetzungen anzupassen und die lokale Entwicklung zielgenauer zu planen, damit Akzeptanz und Nachhaltigkeit gestärkt werden. BFA-Generalsektretär Li nennt das Forum eine transkulturelle Brücke des Dialogs zwischen den Kulturen, die der Offenheit und Inklusion verpflichtet sei. Zudem erweitere es den Begriff von Innovation um Themen wie Gesundheit, Bildung und Öffentlichkeit. Drittens solle das BFA die positive Stimmung der allgemeinen Entwicklung durch Beteiligung der besten Köpfe nachhaltig fruchtbar machen.
Dieser Rahmen ist besonders wichtig, weil es nicht nur um zukünftige Märkte und Nutzungsmöglichkeiten für Hochtechnologien, Cybersicherheit, wissenschaftliche und technische Zusammenarbeit, Gesundheitsversorgung, Umwelt- und Klimaschutz oder klassische Sicherheitsfragen geht. Es geht um die Grundlagen für Verständigung und Gerechtigkeit, die hierfür den gesellschaftlichen Rahmen über Landesgrenzen hinweg bilden. Erst vor einem solchen Hintergrund werden Konfliktpotentiale vermindert und ein friedlicher Wettbewerb gesichert, durch Vertrauen in Institutionen, Rechtssicherheit und Interessenausgleich.
Damit kommt auch der Sicherheit eine fundamentale Rolle zu. Sowohl für die Bürger, deren existentielle und individuelle Risiken durch Versicherungen begrenzt werden, als auch für Unternehmen und Staaten, die ihre Handlungsfähigkeit in Krisen- oder Katastrophenfällen behaupten wollen, als auch für die vielfältigen technischen und unternehmerischen Spezialrisiken, die mit einer hochentwickelt arbeitsteiligen Gesellschaft einhergehen: all diese Risiken stellen systemrelevante Herausforderungen dar, die weder moderne Staaten noch Individuen oder Unternehmen allein bewältigen können. Aufgrund dieser Einsicht hatte die chinesische Regierung auf dem BFA 2018 eine Öffnung der Versicherungs- und Finanzbranche verkündet. Deren Umsetzung ist bereits angelaufen.
Am 25. November 2018 teilte der Finanzdienstleister Allianz mit, als erster ausländischer Versicherer eine Genehmigung der Chinesischen Aufsichtsbehörde für das Banken- und Versicherungswesen (CBIRC) erhalten zu haben. Damit will der Konzern eine Versicherungsholding in China gründen. Über diese Entwicklung freute sich der Allianz-Vorstandsvorsitzende Oliver Bäte, der selbst aktiv an zwei Sektionen des BFA 2019 mitwirkt: Man gehe daran, „die umfassenden Finanz- und Risikomanagementlösungen und -dienstleistungen der Allianz zu nutzen und vom weiteren Wachstum und der Liberalisierung der chinesischen Finanzmärkte zu profitieren.“