Boao-Asienforum

Chinas internationale Finanzpolitik setzt auf vertrauensbildende Maßnahmen Exklusiv

28.03.2019

Die Entwicklung des BFA reflektiert in vielerlei Hinsicht die zunehmende Eigenständigkeit, mit der sich ein neues globales Innovationszentrum thematisch und stilistisch aus Asien heraus formt. Auch wenn es sich noch nicht bis zu allen Regierungen und Unternehmen Europas herumgesprochen hat: die Bedeutung des BFA reicht längst weit über Asien hinaus. Die Initiative zum BFA ging von Japan, den Philippinen und Australien aus. Das erste Forum wurde 2002 in Boao auf der südchinesischen Insel Hainan ausgerichtet. 2013 wirkten Bill Gates, George Soros und Christine Lagarde am ersten BFA des heutigen Typs mit. Xi Jinping sprach in seiner Eröffnungsrede zum Thema „Struktureller Umbau". In den sechs Jahren seitdem ist das ununterbrochen auf Hainan tagende Forum zu einer Erfolgsgeschichte geworden und hat sich von seinem Vorbild, dem Weltwirtschaftsforums in Davos (WEF) emanzipiert.


Auch wenn das BFA ursprünglich dem WEF nachempfunden worden ist, kann es nicht als asiatische Kopie verstanden werden. Vor allem finden die Beratungen des BFA im politisch-kulturellen Umfeld der äußerst heterogenen Vielvölkerregion des östlichen Asiens statt, nicht in der Schweizer Bergwelt. Der Fortschrittsgedanke des WEF stand ganz im Dienst der Modernisierung des europäischen Wirtschaftsraums. Zu den Erfolgen dieses Ansatzes zählt, dass er sich selbst aus dieser Engführung befreit hat und global geworden ist. Davon zeugen nicht zuletzt die Nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen (SDG’s), zu denen asiatische Nationen wichtige Impulse beitragen.


Um die regionale und kulturelle Einseitigkeit des transatlantischen Ansatzes auszugleichen, lag es auf der Hand, dass in Asien ein verwandter aber eigenständiger Kurs eingeschlagen wurde: nicht als Gegenpol oder Wettbewerber, sondern Partner für weltweite, Kulturen übergreifende partnerschaftliche Integration von Teilhabe. WEF und BFA laufen nunmehr aufeinander zu. Damit bietet das BFA die Gelegenheit, sich sowohl als Partner in einem Win-win-Szenario zu etablieren als auch aus Fehlentwicklungen im Umfeld des WEF zu lernen und neue Akzente zu setzen. Wichtige Auseinandersetzungen stehen noch aus. Dabei geht es um neuartige Modelle der globalen Gerechtigkeit, um transkulturelle Formgebung von Governance und Verständigung über die gemeinsame Organisation global-öffentlicher Güter.


Angesichts der Hegemonie abstrakt-technologischer Formationen stellt sich die Frage der Sklaverei nach dem Ende des Kolonialismus heute in anderer Gestalt: Wie gelingt es uns, die Welt so zu gestalten, dass nicht der Mensch der Technik sondern die Technologie dem Menschen dienstbar gemacht werden kann. Auf die kommenden Foren der asiatischen Kompetenz zu diesen Fragen darf man gespannt sein.


Der Autor ist habilitierter Philosoph und Sinologe. Er lebt und arbeitet zwischen Berlin und Hongkong. Zuletzt hat er die Bildungseinrichtung „Europäisches Zentrum für chinesisches Denken“ mitbegründet. Die Meinung des Autors spiegelt die Position unserer Webseite nicht notwendigerweise wider.

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Boao-Asienforum,Wirtschaft, Finanz, Öffnung