Die Geschichte hinter Beijings alljährlichen Baumfusseln
Das Liaowang-Institut hat einen neuen Artikel über Beijings Pappelwollen veröffentlicht. Darin wird erklärt, weshalb die Fusseln in Chinas Hauptstadt jedes Jahr so verbreitet sind. In dem Bericht kommt das Institut zu dem Ergebnis, dass eine weibliche Pappel während der Frühjahrssaison ungefähr ein Kilogramm an Pappelwollen produzieren kann. In Beijing gibt es Millionen weibliche Pappeln. Obwohl die Baumfusseln nicht giftig sind, machten sie die ganze Stadt verrückt, heißt es weiter. Beijings Pappelwollen sind ein jährlich wiederkehrendes Frühjahrsphänomen in Beijing. Einigen Menschen gelingt es, sie einfach zu ignorieren oder sich sogar an dem jährlichen Phänomen zu erfreuen. Allerdings teilt nicht jeder diesen Enthusiasmus, insbesondere diejenigen, die allergisch gegen sie sind.
Dem Bericht zufolge stellen die Baumfusseln nur für bestimmte Menschen eine Gesundheitsgefährdung dar. Außerdem geht von ihnen eine Brandgefahr aus.
Die Pappelwollen in der Luft können Hautallergien auslösen, Juckreiz und rote Augen. Wenn sie in die Atemwege gelangen, können die Fusseln Husten und Atemödeme verursachen. Außerdem können sie Beschwerden bei Menschen verursachen, die an Asthma oder chronischer Bronchitis leiden. Sie können auch Krankheitserreger übertragen, was zu Kreuzinfektionen führt. Diese Palmkätzchen sind auch leicht entflammbar. Zehn Quadratmeter dieser Fusseln verbrennen in nur zwei Sekunden vollständig, wenn sie einem offenen Feuer ausgesetzt werden. Im Jahr 2017 gab es mehrere Brandfälle, die von aufgeschichteten Pappelkätzchen verursacht wurden.
Aber warum gibt es so viele Pappelkätzchen in Beijing?
Pappel und Weidenbäume spielten vor 50 Jahren für Beijing eine zentrale Rolle bei der Bekämpfung von Sandstürmen. In den 1950er Jahren traten Sand und Staub noch häufiger auf. Durchschnittlich gab es in jedem Frühjahr 26 Tage mit Staub- oder Sandstürmen. Das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen erklärte zu jener Zeit, dass Beijing eine „Stadt am Rande der Wüstenbildung“ sei. Dies rief in den 1960er und 1970er Jahren in Beijing und anderen Landesteilen massive Begrünungs-Anstrengungen hervor. Viele der für die Programme ausgewählten Bäume konnten jedoch nicht bis zur Reife überleben. Pappeln und Weidenbäume wurden schließlich als die Hauptlösung zur Bekämpfung der Wüstenbildung ausgewählt. Dies lag hauptsächlich an ihrer Anpassungsfähigkeit, Alkali- und Dürretoleranz, der schnellen Wachstumszeit, ihren dichten Kronen und geringen Kosten.
Allerdings haben die Wissenschaftler übersehen, das Aufblühen der Palmkätzchen im Frühjahr zu berücksichtigen. Also stimmten die Behörden dem Pflanzen von zehntausenden Pappeln und Weiden zu. Und zu Beginn war der Schritt auch sehr effektiv. Die durchschnittliche Zahl der Staubtage in Beijing ging von 26 Tagen in den 1950er Jahren stark zurück. In den 1960er und 1980er Jahren schwankten sie zwischen zehn und zwanzig Tagen. In den 1990er Jahren wurden sie auf weniger als fünf Tage reduziert, und schließlich gingen sie nach dem Jahr 2010 noch einmal auf ungefähr drei Tage zurück. Doch in den 1990er Jahren wurde das Problem mit den Palmkätzchen bereits offensichtlicher.
Beijings Stadtbeamte entschieden im Jahr 2015, die Anpflanzung von weiblichen Pappeln und Weiden in Landschafts- und Begrünungsprojekten zu verbieten. Doch nachdem Austausch bereits bestehender Bäume nicht sehr praktikabel ist, gehörten die Pfropfung bei männlichen Bäumen oder die Injektion von Inhibitoren in die weiblichen Bäume zu den damals entwickelten Alternativen. Keine Maßnahme erwies sich als besonders effektiv. Die Walduniversität von Beijing wurde angewiesen, eine neue Baumart zu schaffen, die ihre Fusseln nicht in alle Winde verstreut.