Asiatische Zivilisationen
Verständigung für die Zukunft: Mit Begegnung und Austausch setzt Beijing auf die Nachhaltigkeit der Seidenstraßeninitiative in Asien Exklusiv
Von Ole Döring, Berlin
In Beijing wird am Mittwoch eine internationale Konferenz über den Dialog asiatischer Zivilisationen eröffnet. Diese Konferenz umfasst ein breites kulturelles Angebot. Dazu gehören, neben einer großen Vielfalt an Fachdiskussionen, eine Filmwoche, Folklore und Kunst, Geschichte und Tourismus sowie kulinarische Feste an mehreren Standorten über China verteilt. Der „asiatische Kulturkarneval“ erwartet 30.000 Gäste. Bei allen Veranstaltungen stehen die Begegnung und das Kennenlernen im Mittelpunkt. Das allgemeine Interesse scheint im Vorfeld groß: Nach Angaben der Organisatoren haben sich knapp 3000 chinesische und ausländische Journalisten registriert. 2000 Delegierte aus 47 Ländern werden von mehr als 3700 Helfern unterstützt, um diese Woche für alle Teilnehmer zu einem Erfolg zu machen.
Das Leitmotiv dieser Veranstaltungen ist, durch geteilte Erlebnisse in diesem bunten Miteinander die Grundlagen gegenseitigen Verstehens unter Menschen in Asien zu stärken. Schwerpunkte des gemeinsamen Nachdenkens werden in sieben Foren gesetzt. Sie behandeln die Modelle politischer Regelungssysteme in Asien; die Stabilität der Vielfalt asiatischer Zivilisationen; Kultur, Tourismus und Begegnung; die besondere Verantwortung der Jugend für die Entwicklung des kulturellen Erbes; die weltweite Bedeutung Asiens als kulturelle Ressource und Wege, voneinander für die Zukunft der Menschheit zu lernen.
Die Vereinten Nationen unterstützen das Ereignis, indem die UNESCO mit dem chinesischen Bildungsministerium in diesem Rahmen ein Forum zum „Schutz der Vielfalt asiatischer Zivilisationen“ organisiert. Dabei geht es um die Geschichte und das geistige Erbe des Austauschs und Zusammenlebens der Menschen in Asien. Auf dieser Grundlage wird diskutiert, wie gemeinsame Perspektiven aus der Wiederbelebung der kulturellen Vielfalt der asiatischen Zivilisationen befördert werden können.
Auch wenn neben der akademischen Debatte vor allem gemeinsame sinnliche Erfahrungen und Unterhaltung geboten werden, folgt die Organisation einem großen Plan mit erklärtem diplomatischem Konzept. Xu Lin, Minister und Leiter des Presseamtes des chinesischen Staatsrates, möchte der übertriebenen Redeweise von kulturell bedingten Konfrontationen oder sogar Zusammenstößen zwischen Ost und West Aufklärung entgegensetzen und durch dieses Programm zur Verständigung beitragen. Damit entsprechen die Organisatoren dem Wunsch von Staatspräsident Xi Jinping, der seit fünf Jahren ein derartiges Ereignis angeregt hat. Er selbst wird das Ereignis mit einer Rede eröffnen. In der Konzeption wird zwischen Zivilisation (文明) und Kultur (文化) unterschieden. Zivilisationen sind in ihrer Entwicklung sichtbarer Ausdruck kultureller Spezialisierung, sie wirken als unterscheidbare kollektive Akteure in einem übergeordneten Raum zusammen, der die allgemeinen Regeln und die Grundausrichtung des Miteinander vorstellt. Kultur ist hier Ausdruck der Arbeit an dem, was Menschsein bedeutet. Wenn es um die Zukunft geht, hält Kultur Szenarien für Lernen und Entwicklung der Zivilisationen offen.