Asiatische Zivilisationen

Verständigung für die Zukunft: Mit Begegnung und Austausch setzt Beijing auf die Nachhaltigkeit der Seidenstraßeninitiative in Asien Exklusiv

14.05.2019

Mit diesem gedanklichen Rahmen wird die kulturelle Grundlage der stetig fortgeschriebenen und angepassten Strategie der Selbststärkung von China aus auf die Region Asien erweitert. Vizeaußenminister Kong Xuanyou erläuterte auf einer Pressekonferenz: „Die historische Seidenstraßeninitiative war nicht nur für den Gütertransport da, sondern auch eine wichtige Arterie für den Kulturaustausch. Sie erstreckte sich über die Zivilisationen Ägyptens, Babylons und Indiens, und beherbergte buddhistische, christliche und islamische Gläubige“. Weitergedacht ergibt sich aus diesem Hinweis ein besonderes europäisches Interesse: Denn Eurasien erlaubt, trotz sichtbarer zivilisatorischer Übergangsregionen, weder geografisch noch kulturell scharfe Abgrenzungen. Die Einbeziehung Europas liegt in der natürlichen Logik der Entwicklung Asiens. Diese Dynamik kann aus oder unabhängig von hegemonialen Interessen gestaltet werden – je nachdem wie gut es gelingt, aus der Verständigung Vertrauen und Zusammenarbeit zu gewinnen.  

 

Die Organisatoren dieser Kulturwoche setzen den Akzent auf den Wunsch nach einer neuen Zukunft und die Sehnsucht nach einer tieferen Zusammengehörigkeit Asiens als sie durch bloße wirtschaftliche und politische Interessen gestiftet werden könnte. Die Herausforderung besteht in der Balance kluger Führung und breiter Beteiligung. Der Dialog ist ein Verfahren zum Einstieg in eine Verständigungspolitik. China geht unter dem Dach seiner Seidenstraßeninitiative anders vor als die deutsche Politik der Völkerverständigung unter Willy Brandt und Egon Bahr in den 1960er Jahren. Diese wollte zur Zeit des Kalten Krieges die Verhärtungen der ideologischen Blöcke mit einem „Wandel durch Annäherung“ auflösen. Dazu bedurfte es aufgrund der deutschen Kriegsverbrechen vor allem der Aussöhnung mit Osteuropa. Es ging um Frieden und Vertrauen auf allen Ebenen. Asien und die Welt sind heute, 50 Jahre später, trotz vieler Probleme in diesen Fragen weiter. China betont Narrative der Zukunft, die es gemeinsam zu erarbeiten gilt. Auf dem Weg dahin können, so das Versprechen, Widerstände in den Köpfen und Herzen nach und nach zu einer gemeinsamen Sache umgeformt werden.  

 

Im Unterschied zur Entspannungspolitik Europas setzt das Konzept der „asiatischen Zivilisationen“ weniger auf die Aufarbeitung von Fehlern der Vergangenheit als auf Geschichten und Potentiale, die sich heute vorausschauend aufnehmen lassen. Die europäische Verständigung stand im Zeichen der Ostpolitik und der Versöhnung Europas; die chinesische Westpolitik geht durch Asien in die ganze Welt. Die Legitimation dieses Weges soll aus der Gemeinsamkeit des asiatischen Erfahrungsraumes über die Zeiten hinweg wachsen können, nicht aus ideologischer oder religiöser Identifikation, sondern sich durch die Schaffung von Frieden, Wohlstand und produktivem Miteinander bewähren.  

 

Auf eine Frage des Hong Kong Economic Herald  nach dem erhofften Ergebnis des Kulturdialoges antwortete Xu Lin: „Worauf sich die Konferenz letztlich verständigen wird, ist Sache der Teilnehmer. Ich bin sicher, dass sie dazu beiträgt, das Zivilisations-Verständnis der Beteiligten umzuformen und in konkrete Aktivitäten auf der Grundlage von Gleichheit, Integration, Austausch und Zusammenarbeit zu übertragen.“  

 

Die Konferenz über den Dialog asiatischer Zivilisationen  kann in diesem Sinne Aufschluss darüber geben, wie gerechtfertigt das Vertrauen in Vernunft und Aufklärung durch Kulturmanagement ist. 

 

Der Autor ist habilitierter Philosoph und Sinologe. Er lebt und arbeitet zwischen Berlin und Hongkong. Zuletzt hat er die Bildungseinrichtung „Europäisches Zentrum für chinesisches Denken“ mitbegründet. Die Meinung des Autors spiegelt die Position unserer Webseite nicht notwendigerweise wider.

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Begegnung,Austausch,Asien,Zivilisation,Seidenstraßeninitiative,