von Oliver Neschke, Beijing 

Davos – normal verbindet man diesen Ort mit den jährlichen  Fotos im Januar, auf denen globale Wirtschafts- und Regierungschefs umrahmt von schneebedeckten Schweizer Bergen diskutieren. Doch seit nun schon 13 Jahren zirkulieren unter dem Begriff auch sommerliche Fotos aus China. Was genau ist also dieses Sommer Davos, das diese Woche im nordostchinesischen Dalian stattfindet? 

1971 kam der Schweizer Professor  und Stiftungsgründer Klaus Schwab zu dem Entschluss, dass die globale Wirtschaft ein jährliches informelles Zusammenkommen benötige, bei denen führende Menschen aus Wirtschaft, Politik, Zivilgesellschaft und anderen Bereichen zusammen die aktuelle Lage der Welt besprechen: das Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos war geboren. In den über 40 Jahren danach ist das Treffen zu einem jährlichen Pflichttermin und die Eröffnungsrede, 2017 von Präsident Xi Jinping gehalten, zu einem wichtigen Ereignis im Weltgeschehen geworden.

Von 1979 bis 2007

China nahm erstmals 1979 am Treffen in der Schweiz teil und wurde im Zuge seiner Reform und Öffnung schnell zu einem unverzichtbaren Teilnehmer. 2006 eröffnete das Davos-Forum ein Büro in Beijing, um ein Jahr später, 2007, das erste „Jahrestreffen der New Champions“ oder auch Sommer Davos zu organisieren. Am 1. Juli 2019 startet nun bereits die 13. Auflage dieses Treffens. Im Gegensatz zum Davos-Forum wechselt der Austragungsort häufig, letztes Jahr im September war Tianjin der Gastgeber, dieses Jahr Dalian. Dem Leitspruch des ursprünglichen WEF-Treffens in Davos folgend, das sich vornimmt, „den Zustand der Welt zu verbessern“,  möchte auch das chinesische Sommer Davos dazu beitragen, die Welt ein Stück näher rücken zu lassen.

„Den Zustand der Welt verbessern“

Wie der Name „New Champions“ vermuten lässt, führt das Treffen in China seit 2007 primär Vertreter globaler Wachstumsunternehmen aus schnell wachsenden Schwellenländern, aber auch aus Industrieländern zusammen.  Zudem nehmen auch globale Technologiepioniere und Spitzenpolitiker an dem Treffen teil: so wurde das Treffen 2013 in Dalian zum Beispiel vom chinesischen Ministerpräsidenten Li Keqiang eröffnet. Dies und Teilnehmerzahlen von nahezu 2000 aus 90 Ländern und Regionen untermauern die Wichtigkeit, die dieses Treffen mittlerweile in der Welt besitzt.

Das Sommerforum widmet sich aktuellen dringlichen Problemen wie Bildung oder Nachhaltigkeit. Im letzten Jahr diskutierten die Teilnehmer unter dem Titel „Wachstumsförderung durch Nachhaltigkeit”. Einer der Stargäste 2018, Alibaba-Chef Jack Ma, nannte das Treffen „ein Fest der Ideen” und forderte, dass Probleme rechtzeitig und mit positiven Gedanken angegangen werden sollten. Im Anschluss an das letztjährige Forum richtete das WEF innerhalb seines Beijinger-Büros das „Zentrum für die vierte industrielle Revolution in China“ ein, um die globale technologische Zusammenarbeit effektiv unterstützen zu können. Denn, so Klaus Schwab, die Welt brauche mehr, nicht weniger Globalisierung.