Tiangong 2
Chinesisches Weltraumlabor kehrt nach fast drei Jahren auf die Erde zurück
Chinas Tiangong 2 - Weltraumlabor ist am Freitag nach Angaben der China Manned Space Agency (CMSA) nach einer 1.036-tägigen Weltraumreise kontrolliert in die Atmosphäre zurückgekehrt. Das Raumschiff sei um 21:06 Uhr Beijinger Zeit nach mehreren Manövern der chinesischen Raumfahrtbehörden kontrolliert wieder in die Atmosphäre eingetreten, hieß es.
Ein Großteil des Raumschiffs sei während des Wiedereintritts in die Atmosphäre verglüht, eine kleine Menge von Trümmern sei in einen entlegenen, sicheren Bereich im Südpazifik gestürzt, berichtete das chinesische Raumfahrtprogramm und fügte hinzu, dass der Wiedereintritt den erfolgreichen Abschluss des chinesischen Weltraumlaborprogramms markiere.
Zhu Zongpeng, Chefkonstrukteur von Tiangong 2 an der Chinesischen Akademie für Weltraumtechnologie in Beijing, sagte, dass sich das Raumfahrzeug vor dem Wiedereintritt zwar noch in gutem Zustand befunden und genügend Treibstoff gehabt hätte, die Wissenschaftler jedoch beschlossen hätten, es aus betrieblichen und Sicherheitsgründen außer Dienst zu stellen.
Das Raumschiff habe seine geplante Lebensdauer um ein Jahr deutlich überschritten, und eine längere Zeit im Orbit könne zu Gefahren führen, sagte Zhu. Aus diesem Grund habe sich das Land entschieden, es außer Dienst zu stellen, um den Auflagen als verantwortungsbewusste Weltraummacht nachzukommen, fügte er hinzu.
Tiangong 2 war im September 2016 auf einer Trägerrakete vom Typ Langer Marsch 2F aus dem Jiuquan Satellite Launch Center in der Wüste Gobi ins All gebracht worden. Das Weltraumlabor war 10,4 Meter lang, hatte einen Durchmesser von 3,35 Metern und war 8,6 Tonnen schwer.
Nach mehr als 1.000 Tagen im All in 393 Kilometern Höhe über dem Boden überlebte das Weltraumlabor seine geplante zweijährige Lebensdauer erheblich und hatte alle ihm zugewiesenen Aufgaben erfüllt. Während seines Aufenthalts im All führte Tiangong 2 vier Andockvorgänge mit dem bemannten Raumschiff Shenzhou XI und dem Frachtraumschiff Tianzhou 1 durch.
Dies habe es China ermöglicht, neben den lebenserhaltenden Systemen auch eine Reihe von Schlüsseltechnologien wie Andock- und Auftankmanöver sowie andere Versorgungsfähigkeiten für den Betrieb der künftigen Raumstation zu testen und mehrere ausgedehnte Experimente durchzuführen, so die CMSA.
Das Weltraumlabor habe rund 600 Kilogramm wissenschaftliche Nutzlast aus 14 Kategorien befördert und mehr als 60 wissenschaftliche Experimente und technologische Tests durchgeführt. Dabei seien zahlreiche Erfolge erzielt worden, hieß es.
Die CMSA teilte mit, dass die Mission Tiangong 2 „umfangreiche Erkenntnisse“ für den Bau und Betrieb der zukünftigen Raumstation des Landes hervorgebracht habe.
Der Vorgänger, Tiangong 1, war im September 2011 gestartet worden und diente hauptsächlich zum Testen von Technologien, die beim Aufeinandertreffen und Andocken im Weltraum zum Einsatz kommen. Tiangong 1 fiel im April 2018 unkontrolliert auf die Erde zurück.
China startete 1992 sein bemanntes Weltraumprogramm und unternahm im Oktober 2003 die erste bemannte Mission.
Seitdem haben Chinas sechs bemannte Weltraumflüge insgesamt 68 Tage gedauert und die Erde 1.089-mal umkreist, während die Astronauten des Landes mehr als 46 Millionen Kilometer im All zurückgelegt und mehr als 100 Experimente durchgeführt haben.
In der nächsten Phase der Raumfahrt plant das Land, seine erste bemannte Raumstation zu bauen und um 2022 in Betrieb zu nehmen.