Hongkongs Zukunft

Welchen Weg weist die Vernunft? Exklusiv

14.08.2019

Ehe sich anonyme Gruppen einmischten, waren die Proteste so friedlich, dass deutsche Medien sie als vorbildlich beschrieben: „als würden die Demonstranten gemeinsam auf eine ideale Gesellschaft hinarbeiten. Sie schaffen innerhalb des Protests demokratische Strukturen. Das ist ein sehr toleranter Ansatz. Manche dachten vielleicht, die Demonstranten gingen zu weit, aber es standen auch Tausende um sie herum und feuerten sie an.“ Es fand sich jedoch niemand, der diese Kraft gewürdigt und zur Zusammenarbeit eingeladen hätte. Dieses Versäumnis haben Provokateure in einen Konflikt mit dem fernen Beijing verwandelt.

Auch gelten Hongkongs Polizisten verglichen mit Beispielen exzessiver Polizeigewalt in Europa und den USA als besonders maßvoll. Nun gehören ausgerechnet Ordnungskräfte zu den Leidtragenden, zusammen mit den friedlichen Reformern. Es steigert den berechtigten Unmut in der Bevölkerung, wenn die für gesellschaftlichen Frieden zuständige Polizei „zum Sündenbock gemacht wird“.

Nur mit Kopfschütteln kann man viele internationaler Medien beobachten. Allzu oft widersprechen sie den fachlichen und ethischen Grundsätzen des Journalismus: weder werden Fakten umfassend gesammelt und Quellen geprüft, ehe berichtet und gewertet wird. Dafür schreiben sie in einer besserwisserischen, manipulativen und polemischen Sprache. Zu recherchieren, bis belastbares Material vorliegt und dies sachlich zu präsentieren: dies scheint für sie nicht in Frage zu kommen. Der Großteil der Hongkonger fühlt sich durch diese Haltung unverstanden und obendrein international gedemütigt. Die Opportunisten und Provokateure verkennen, dass so weder Solidarität noch Verständigung entstehen. 

Provokateure haben kein Interesse an Klarheit und Wahrheit. Sie wollen größtmögliche Unsicherheit erzeugen. Deshalb setzen sie Kaskaden von Teilinformationen in Gang und nehmen sogar in Kauf, selbst in ihrer destruktiven Rolle erkannt zu werden. Denn all dies diskreditiert diejenigen, die für Ordnung zuständig sind. Diese infame Strategie funktioniert, so lange, wie sie nicht in ihrer Gesamtheit durchschaut und durch eine Geschichte abgelöst wird, die ihr Aufklärung und Hoffnung entgegensetzt. Das kann aber nur funktionieren, wenn es glaubwürdig geschieht. In einem Klima der allgemeinen Verunsicherung ist die Versuchung groß, wie Trump auf die Karte der Macht und staatlichen Gewalt zu setzen. Genau darauf bauen die Kräfte der Eskalation. 


Der Autor ist habilitierter Philosoph und Sinologe. Er lebt und arbeitet zwischen Berlin und Hongkong. Zuletzt hat er die Bildungseinrichtung „Europäisches Zentrum für chinesisches Denken“ mitbegründet. Die Meinung des Autors spiegelt die Position unserer Webseite nicht notwendigerweise wider.


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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Hongkong,Demokratie,Zentralregierung,Konflikt,Beijing