Welt-Internet-Konferenz in Wuzhen
Kommentar: China gibt Anstöße für das Internet von morgen Exklusiv
von Oliver Neschke, Beijing
Im Jahr 2014 präsentierte China erstmals die Idee einer Welt-Internet-Konferenz, die nun vom 20. bis 22. Oktober bereits zum sechsten Mal in Wuzhen, in der ostchinesischen Provinz Zhejiang, stattfand. Eine Konferenz zum Thema Internet in dem Land mit den meisten Internetnutzern – die Idee klang logisch und erregte so gleich viel Aufmerksamkeit in der Welt. Sie soll die Länder an einen Tisch bringen, damit sie über die dringendsten Themen hinsichtlich des Internets diskutieren könnten. Im Ergebnis sollte eine solche jährliche Debatte es den Ländern ermöglichen, ihre jeweils eigenen Regelungen für das Internet zu formulieren.
Zahlen & Fakten
Die 6. Ausgabe der Konferenz wurde gemeinsam von der Cyberspace Administration of China und lokalen Regierung der Provinz Zhejiang ausgerichtet. Wie auch in den vorigen Jahren, als unter anderen Jack Ma von Alibaba, Tim Cook von Apple oder die Premierminister aus Ländern wie Russland anwesend waren, wurde die Konferenz auch dieses Jahr prominent besucht. Unter anderen nahmen der stellvertretende UN-Generalsekretär Liu Zhenmin, Baidus CEO Robin Li oder Jack Ma von Alibaba teil. Insgesamt wurden über 1500 Gäste empfangen, die sich in öffentlichen Diskussionen oder den 20 Sub-Foren über das Oberthema „Intelligente Vernetzung, Öffnung und Zusammenarbeit: eine Gemeinschaft mit geteilter Zukunft im Cyberspace gemeinsam aufbauen“ austauschten. Viele der Diskussionsrunden, die unter anderen auch von der UN veranstaltet wurden, widmeten sich den aktuell heißen Themen wie 5G, Künstliche Intelligenz (KI) oder dem Internet der Dinge. Bereits am Freitag, 18. Oktober, wurde die Ausstellung „Light of the Internet“ („Licht des Internets“) eröffnet, auf der über 600 Unternehmen ihre neuesten Fortschritte in Technologien wie KI vorstellten.
Neben dieser Vielfalt an fachlichen Debatten präsentierte die Konferenz auch einige Berichte über die Internetentwicklung wie den „China Internet Development Report” oder gab die Gewinner des Wettbewerbs „Straight to Wuzhen“ bekannt.
Chancen und Herausforderungen
Im Umfeld des Forums äußerten sich einige Medien aus dem Westen negativ und kritisierten, die Veranstaltung diene China dazu, die Meinungsfreiheit zu beschränken. Dies zeugt wie in vielen Fällen von einer fehlenden Sachkenntnis oder einem falschen Verständnis des Sinnes dieser Veranstaltung. Präsident Xi Jinping hat 2014 klargemacht, dass ein Staat im Internet wie auch in der analogen Welt stets die Souveränität bewahren müsse: Xi schuf dafür die Bezeichnung „Cyber-Souveränität“. Die jährliche Konferenz dient als Plattform, um einen offenen Austausch über die aktuellen dringenden Probleme und Chancen des Internets zu führen, und entsprechende mögliche Lösungswege aufzuzeigen. Hierzu werden auf den jährlichen Konferenzen entsprechende Deklarationen, wie zum Beispiel die „Wuzhen-Initiative“, verabschiedet.