Kommentar

NVK: Aufbruch aus Corona mit Augenmaß, Kraft und Entschlossenheit Exklusiv

26.05.2020

Allerdings ist namentlich der Außenwirtschaftsbereich mit erheblichen Unwägbarkeiten und Risiken behaftet. Bereits in der Vergangenheit sah sich China sehr aggressiver Attacken seitens der USA ausgesetzt. Und es sind Zweifel angebracht, ob die Trump-Administration die ausgestreckte Hand Chinas für ein Miteinander zum Wohle aller akzeptieren wird. Vielmehr verdichtet sich der Eindruck, dass u.a. als Instrumentalisierung des US-Präsidentschaftswahlkampfes negative Bilder Chinas  beschleunigt ausgebaut werden. 


Was die Europäische Union betrifft, hatte die Deutsche Bundeskanzlerin noch Anfang dieses Jahres in Davos mitgeteilt, dass unter der anstehenden deutschen Ratspräsidentschaft „zum allerersten Mal ein EU-China-Gipfel mit allen 27 Mitgliedstaaten" stattfinden werde - und zwar im September 2020 in Leipzig.“  Pandemiebedingt stehen inzwischen jedoch hinter zahlreichen geplanten Terminen der deutschen Ratspräsidentschaft massive Fragezeichen. Bei den Mitgliedstaaten selbst sieht die Wirtschaftslage trübe aus. Die EU-Kommission erwartet wegen der Corona-Krise eine Rezession historischen Ausmaßes. Laut der EU-Frühjahrsprognose könnte die Wirtschaft im Euroraum dieses Jahr um 7,7 Prozent schrumpfen und sich auch im nächsten Jahr nicht vollständig erholen. Zudem wies die EU-Kommission darauf hin, dass die Prognose mit außergewöhnlich großen Unsicherheiten behaftet sei. Grundlage sei die Erwartung, dass die Corona-Beschränkungen ab Mai schrittweise gelockert würden. Andernfalls seien die drohenden Einbrüche noch massiver. 


Was Deutschland betrifft, waren durchaus Stimmen zu vernehmen, die Pandemie habe gelehrt, von globalen Lieferketten Abstand zu nehmen. Solchen Überlegungen erteilte eine Veröffentlichung eines deutschen politischen Think Tanks erst kürzlich eine deutliche Absage, verbunden mit einem Lob des Welthandels:  Die COVID-19-Krise halte wichtige Lehren bereit. Gute Argumente gegen Handel oder gegen globale Lieferketten habe sie nicht geliefert. Und nicht genug gelobt werden kann auch die Deutsche Bundeskanzlerin für ihr – trotz nicht zu übersehender Attacken von jenseits des Atlantiks - pragmatisches, sachliches Verhältnis zu China und ihr entschiedenes Eintreten für Multilateralismus. Nach einer Videokonferenz am 20. Mai mit den fünf Chefs der internationalen Organisationen - des IWF, der Weltbank, der WTO, der ILO und der OECD – ließ sie verlauten: Die Antwort auf die Pandemie könne mit Sicherheit nicht sein, alle internationalen Lieferketten jetzt zu renationalisieren; dann würden alle einen sehr hohen Preis zahlen. Deshalb müsse man die protektionistischen Tendenzen auch mit Sorge betrachten. Und auf die Frage, ob sie einer Einladung des US-Präsidenten zu einem G7-Treffen folgen würde, antwortete Kanzlerin Merkel: „In welcher Form auch immer das G7-Treffen stattfindet - ob als Videokonferenz oder anders -, ich werde auf jeden Fall für den Multilateralismus kämpfen, das ist ganz klar - sowohl bei G7 als auch bei G20.“


Auch die deutsche Wirtschaft wird dies mit Wohlgefallen vernommen haben, ist doch China der bedeutendste Handelspartner Deutschlands. Und für die deutsche Wirtschaft werden nach der allmählichen Beendigung der Corona-Stagnation starke Partner wie die chinesische Wirtschaft unentbehrlich sein, um neue Dynamik zu entwickeln.  Daher ist der zur Zeit in Beijing sichtbare Aufbruch Chinas aus Corona mit Augenmaß, Kraft und Entschlossenheit ein gutes und hoffnungsvolles Zeichen gerade auch für die deutsche Wirtschaft. 


Der Autor ist Ministerialdirigent a.D. (Land Hessen), Mitglied des Justizprüfungsamtes Hessen a.D. und Beirat der CIIPA des Handelsministeriums der VR China. Die Meinung des Autors spiegelt die Position unserer Webseite nicht notwendigerweise wider.

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: NVK,COVID-19-Epidemie,China,Deutschland