Meinung

Entlassungen bei Huawei in Australien als Vorbote des Rückzugs chinesischer Firmen?

23.09.2020

Der chinesische Telekommunikationsriese Huawei wird in Australien weiterhin Personal abbauen und weniger Investitionen tätigen. Diese Entwicklung wird allgemein als Ergebnis der sich verschlechternden Beziehungen zwischen China und Australien gewertet.



In einem Bericht der Australian Financial Review vom Dienstag wird Huaweis Pressesprecher Jeremy Mitchell zitiert. Nach seinen Angaben soll die lokale Belegschaft des Unternehmens innerhalb eines Jahres von 1.200 auf weniger als 200 Mitarbeiter reduziert werden.

Da die Weltwirtschaft dieses Jahr schwer von der Pandemie mit dem Coronavirus getroffen wurde, kommt es nicht unerwartet, dass multinationale Konzerne auf der ganzen Welt ihr Personal reduzieren. Dennoch sind die Reduzierungen bei Huaweis Australiengeschäft bemerkenswert, denn vielleicht sind sie nur der Vorbote einer Entlassungswelle bei chinesischen Unternehmen in Australien.


Huawei steht im Mittelpunkt des Streits um moderne Nachrichtentechnologie, der gegenwärtig zwischen den USA und China ausgefochten wird. In einer solchen Atmosphäre wird jeder Schritt misstrauisch beäugt. Die hohe Zahl an Entlassungen könnte angesichts der angespannten politischen Lage zum Signal für weitere chinesische Firmen werden, ihre Präsenz in Australien runterzufahren.


Es ist denkbar, dass viele chinesische Unternehmen, die weniger stark in Australien vertreten sind als Huawei, ebenfalls zu Einsparungen greifen werden, obwohl die Situation von Fall zu Fall individuell betrachtet werden muss. Im Laufe der Jahre sind chinesische Firmen mehr und mehr dazu übergegangen, ihr Engagement zu lokalisieren und dabei so viel wie möglich einheimisches Personal einzustellen. Nun aber haben die geopolitischen Spannungen zwischen China und Australien sowie die durch Corona angeschlagene Wirtschaft des Landes eine Situation geschaffen, in der viele chinesische Unternehmen ihr Engagement in Australien herunterfahren werden, um Kosten zu sparen.


Aber Einsparungen bei chinesischen Firmen könnten nur der Auftakt zu weiteren Verwerfungen auf dem australischen Arbeitsmarkt sein. In letzter Zeit häufen sich Berichte über Entlassungen bei australischen Unternehmen und Einrichtungen, die aufgrund der wirtschaftlichen Abhängigkeit von China eng mit dem chinesischen Markt verflochten sind. Der Hersteller medizinischer Güter Blackmore kündigte letzten Monat nach einem Gewinneinbruch um 66 Prozent die Entlassung von zehn Prozent seiner Belegschaft an. Im Jahr 2019 gingen im Einzelhandel 24 Prozent der verkauften Vitaminpräperate und Nahrungsergänzungsmittel nach China. Lokale Medien berichteten, dass Entlassungen an Australiens Universitäten drohten, da durch Reisebeschränkungen der Zufluss chinesischer Studenten ins Stocken geraten sei.


Darüber hinaus haben die politischen Spannungen zwischen China und Australien einen Schatten auf die bilateralen Handelsbeziehungen geworfen. Entlang der Lieferketten ist auf beiden Seiten mit dem Verlust von Jobs zu rechnen. Sollten die Spannungen anhalten, wird es auf dem Arbeitsmarkt im nächsten Jahr noch düsterer aussehen. Mit substantiellen Jobverlusten in einem Industriezweig, der großem Druck ausgesetzt ist, wäre es vor dem Hintergrund der weltweitenRezessioninfolge von Corona fürkeineRegierungeinfach, kurzfristig neue Arbeitsplätze zu schaffen.

Australien hat enge wirtschaftliche Verbindungen mit China unterhalten, aber die Regierung Morrison weiß dies möglicherweise nicht zu schätzen, bevor es zu Massenentlassungen kommt.

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Huawei,Australien,Coronavirus