30 Jahre Friedenseinsatz
Im Gespräch mit den chinesischen Blauhelmen Exklusiv
Ihren Familien sind sie immer ganz nah
Da die Datenübertragung vor Ort nicht gut funktioniert, ist es für die Soldaten nicht immer einfach, Kontakt zu ihren Liebsten zu halten.
„Das Internet in Mali war schlecht, an besonders sandigen Tagen gab es manchmal sogar gar keinen Empfang. Deshalb musste ich meistens einen erhöhten Ort suchen und das Handy ganz weithochhalten, um Empfang zu haben und die Familie per Sprach- oder Videoanruf zu kontaktieren“, erzählt Guan Zhumiao.
Mi Xiugang, der im Südsudan im Einsatz war, musste Ähnliches erdulden, um Kontakt zur Familie zu halten. „Das Internet dort war häufig nachts etwas besser, also habe ich mir meist einen Wecker auf zwei Uhr gestellt und bin dann mitten in der Nacht aufgestanden, um mich mit meiner Familie zu unterhalten.“ Um seinen Eltern keine Sorgen zu machen, hat er ihm nicht erzählt, dass er im Friedenseinsatz war. In ihren Videotelefonaten log er, dass er in einem Trainingscamp in der Inneren Mongolei sei und trug auch bei über 40 Grad Celsius einen dicken Mantel als „Tarnung“.
Mi Xiugangs Tochter kam zur Welt, während er im Einsatz war. Wenn er sie vermisst hat, hat er sich ihre Fotos immer und immer wieder auf dem Handy angesehen. „Als ich nach Hause kam, war meine Tochter schon elf Monate alt. Wegen der Quarantäne waren wir durch eine Abtrennung voneinander isoliert. Vielleicht war es wegen der angeborenen Blutsverwandtschaft, sie hat mich tatsächlich direkt angesehen, da konnte ich die Tränen nicht mehr halten“, berichtet Mi Xiugang mit einem Kloß im Hals.
Chinesische Stärke, die Frieden und Entwicklung vorantreibt
Laut Lu Jianxin, Professor für Internationale Beziehungen an der National University of Defense Technology und Ausbilder für die Friedensmission beim Verteidigungsministerium, haben die chinesischen Blauhelme in den letzten 30 Jahren neben der Erfüllung ihres UN-Mandates der Bevölkerung auch beim Aufbau und der Wartung von Straßen, Flughäfen und Brücken geholfen und so einen langfristigen Beitrag zum Wiederaufbau nach dem Ende der Konflikte geleistet. Die Sanitätseinheit kümmert sich nicht nur um die Gesundheit der Friedenstruppen, sondern bietet auch der Bevölkerung vor Ort medizinische Leistungen an, so hat sie etwa während der Ebola- und COVID-19-Pandemien die Bevölkerung zur Behandlung und Prävention aufgeklärt. Die Pioniere haben für Schulen im Einsatzgebiet Schulhöfe planiert und Bedarfsmaterialien zur Verfügung gestellt, während die Einheit für Brunnenbau neue Wasserquellen ausfindig gemacht hat, um die Trinkwasserprobleme der Bevölkerung zu beseitigen… So konnten die Friedenstruppen den Menschen vor Ort Hoffnung und Vertrauen spenden.
China steuerte im Dezember 2013 155 Pioniere, 170 Objektschützer und 70 Sanitäter zur Stabilisierungsmission der UN in Mali (MINUSMA) bei, die in einer außerordentlich gefährlichen Region den Frieden schützen.
He Xing, Assistenzprofessor für Internationale Beziehungen an der National University of Defense Technology und Ausbilder für die Friedensmission beim Verteidigungsministerium war selbst dreimal in der Demokratischen Republik Kongo, in Darfur und im Südsudan im Friedenseinsatz und erzählt: „Die chinesischen Friedenstruppen kämpfen um eine Chance für den Frieden und gewinnen Zeit für das Leben. Bei stabiler Lage beschützen sie die Bevölkerung und sind eine treibende Kraft bei humanitären Rettungseinsätzen.“
Mit dem stetig wachsenden Ausmaß der chinesischen Beteiligung an Friedenseinsätzen erhöhen sich die Stellung sowie die Funktionen stetig, die von Chinesen übernommen werden. Der chinesische Einfluss ist gegenüber der Vergangenheit deutlich gestiegen. Derzeit steht China auf Rang zwei der Länder mit den höchsten finanziellen Beiträgen zur Friedensmission und ist unter den ständigen Mitgliedern des Sicherheitsrates mit den meisten Soldaten beteiligt. Die chinesische Armee in dem neuen Zeitalter ist zu einem Schlüsselfaktor und einer Schlüsselkraft bei UN-Friedenseinsätzen geworden.
Zhou Hui, Professor für Internationale Beziehungen an der National University of Defense Technology und Ausbilder für die Friedensmission beim Verteidigungsministerium, erklärte im Interview, dass China in den letzten Jahren neben der Kooperation im Bereich strategischer Kommunikation sowie der Ausbildung und dem Austausch von Fachpersonal auch an der Festlegung der politischen Regelungen für den Friedenseinsatz beteiligt war. Das bedeutet, dass die chinesische Armee nicht nur Truppen, Ausrüstungen und Finanzmittel zu den Einsätzen beisteuert, sondern begonnen hat, auch geistige Unterstützung zu leisten und mit chinesischer Weisheit und chinesischen Lösungen zum Weltfrieden beizutragen.
„China nimmt aktiv an den Friedensoperationen teil und präsentiert so seine Rolle als verantwortungsvolle Großmacht und seine Idee der friedlichen Entwicklung. Der chinesische Aufstieg stellt für kein Land und keinen Menschen eine Bedrohung dar. Die Stärkung des chinesischen Militärs ist zugleich auch eine Stärkung des Weltfriedens.“ Cai Hui, Assistenzprofessor für Internationale Beziehungen an der National University of Defense Technology, war selber in der Demokratischen Republik Kongo und in Mali im Friedenseinsatz. Als einer der Herausgeber des aktuellen Weißbuches erklärt er: „Chinas Teilnahme an der Friedensmission soll die alte hegemoniale Logik durchbrechen und der Welt zeigen, dass die chinesische Armee eine positive Kraft für den Schutz des Weltfriedens und der regionalen Stabilität ist.“