Ehemaliger Botschafter in Deutschland

Chinesisch-deutsche Beziehungen durch diesjährige Krise gestärkt Exklusiv

31.12.2020

China wird seine Türen nach außen nicht „schließen", sondern im Gegenteil die „Öffnung nach außen auf ein noch höheres Niveau bringen“ und das Potenzial seines riesigen Marktes mit 1,4 Milliarden Einwohnern und mehr als 400 Millionen Menschen mit mittlerem Einkommen weiter ausschöpfen. Die tiefe Integration einer großen Anzahl deutscher Unternehmen in die chinesische Wirtschaft ist nicht nur Teil des inländischen Kreislaufs innerhalb Chinas, sondern auch ein wichtiges Bindeglied zwischen diesem und dem internationalen Kreislauf. Chinas neues Entwicklungsmodell bietet auch deutschen Unternehmen neue Entwicklungschancen.


China hat mit den Ländern im asiatisch-pazifischen Raum kürzlich das Abkommen über die „Regionale, umfassende Wirtschaftspartnerschaft“ (RCEP: Regional Comprehensive Economic Partnership) unterzeichnet. Dieses Abkommen, das China und ASEAN – die zwei großen Märkte mit dem weltweit größten Wachstumspotenzial - abdeckt, sendet nicht nur ein starkes Signal zur Sicherung des Freihandels und der wirtschaftlichen Globalisierung, sondern hat überdies dem multilateralen Handelssystem und der Erholung der Weltwirtschaft neue Impulse verliehen.


Die oben genannten Maßnahmen von der chinesischen Seite haben auch in Deutschland große Resonanz gefunden. So ist die deutsche Wirtschaft generell der Ansicht, dass die Schritte für Deutschland – ein Land, das sehr viel mit Chinas und Asiens Wirtschaft zu tun hat - gute Nachrichten sind und neue Möglichkeiten eröffnen.


Screenshot vom Videotreffen zwischen Chinas Staatspräsident Xi Jinping, der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel, dem EU-Ratspräsidenten Charles Michel und der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. (Foto: CCTV)


Deutschland hat in der zweiten Hälfte dieses Jahres die rotierende Präsidentschaft des Rates der Europäischen Union übernommen. Ursprünglich war geplant, in Leipzig einen großen EU-China-Gipfel auszurichten, an dem die Staats- und Regierungschefs aus China und allen EU-Mitgliedstaaten teilnehmen sollten. Damit hätten die Beziehungen zu China das Highlight während Deutschlands Ratspräsidentschaft werden können. Aufgrund der Pandemie konnte der Gipfel jedoch nicht stattfinden. Dennoch haben die Spitzen aus China und Deutschland sowie die EU-Führung im September ein Videotreffen erfolgreich abhalten. Dabei wurden ein hochrangiger Umwelt- und Klimadialog sowie ein digitaler Kooperationsdialog ins Leben gerufen. Auch in Bereichen wie dem Klimawandel arbeiten beide Seiten effektiv zusammen.


In den ersten neun Monaten dieses Jahres ist China zum größten Handelspartner der EU geworden. Und am vorletzten Tag des Jahres gab es noch eine weitere gute Nachricht: die langjährigen Verhandlungen über das China-EU-Investitionsabkommen sind termingerecht abgeschlossen worden, wie Präsident Xi, Bundeskanzlerin Merkel, der französische Präsident Emmanuel Macron, der Präsident des Europäischen Rates Charles Michel und die Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen gemeinsam am Mittwoch per Videoschalte bekannt gaben. Das historische Abkommen werde, so bekräftigte Präsident Xi beim visuellen Treffen, für die gegenseitigen Investitionen beider Seiten einen größeren Marktzugang, ein Geschäftsumfeld auf einem höheren Niveau, eine stärkere institutionelle Absicherung und bessere Aussichten für die Zusammenarbeit bieten. Als das EU-Land mit dem höchsten Investitionsvolumen in China ist Deutschland auch die aktivste Triebkraft dieses Investitionsabkommens gewesen.
 
Es ist davon auszugehen, dass beide Seiten für die Entwicklung ihrer bilateralen Beziehungen weiterhin den offenen Dialog und die Zusammenarbeit sowie den Fokus auf den gegenseitigen Nutzen mit Win-win-Ergebnissen als Priorität erachten werden. Zudem wollen beide Seiten möglichst bald den „Strategieplan für die Zusammenarbeit zwischen China und der EU 2025" (China-EU 2025 Strategic Agenda for Cooperation) veröffentlichen und die sino-europäische Gemeinsame Erklärung zum Klimawandel und Erhalt der biologischen Vielfalt abgeben. Diese Schritte schaffen einen institutionellen Rahmen für die Kooperation und stimmen optimistisch für die weitere Zusammenarbeit zwischen China und der EU in Schlüsselbereichen.
 
Alles in allem haben sich die bilateralen Beziehungen zwischen China und Deutschland seit Anfang dieses Jahres gut entwickelt. Die pragmatische Zusammenarbeit hat gezeigt, dass die chinesisch-deutschen Beziehungen widerstandsfähig und sogar in der Lage sind, mit den Auswirkungen der Pandemie effektiv umzugehen. Beide Seiten können hinsichtlich der künftigen Zusammenarbeit daher optimistisch sein.


Wir müssen jedoch gleichzeitig auch anerkennen, dass die Entwicklung der bilateralen Beziehungen nicht gänzlich reibungslos verlief. Einige deutsche Medien, Denkfabriken und Politiker sind in ihrer Einschätzung zu China und ihrer Meinung über die Entwicklung der Beziehungen zu China seit einiger Zeit immer unausgewogener und irrationaler geworden. Sie übertreiben absichtlich die Unterschiede zwischen den beiden Seiten und bauschen sogar die normale Zusammenarbeit mit einer ideologischen Denkweise auf. Selbst die Zusammenarbeit in nicht sensiblen Bereichen wie Wirtschaft, Handel, Technologie oder den Geisteswissenschaften wird teilweise fälschlicherweise politisiert oder als sicherheitsrelevant dargestellt.


Einige objektive, rationale und kooperative Stimmen werden dagegen unterdrückt. Stattdessen sind Kritik an China und die Devise, gegenüber China Stärke zu demonstrieren, „politisch korrekt" geworden. Dies wirkt sich nicht nur nachteilig auf die Entwicklung der chinesisch-deutschen Beziehungen aus, sondern auch auf deutsche Unternehmen, Institutionen und Einzelpersonen, die mit China zusammenarbeiten möchten.


Nach den US-Präsidentschaftswahlen hat Deutschland hohe Erwartungen an die Erholung der deutsch-amerikanischen bzw. europäisch-amerikanischen Beziehungen. Das ist auch verständlich. Jedoch erwähnen viele Deutsche, darunter auch einige Politiker, stets gern China, wenn sie über die Beziehungen zwischen Europa und den USA sprechen. Sie betrachten China teilweise sogar als eine Art Verbindungsstück, das Europa und die USA wieder näher zusammenbringen könnte. Dies ist sehr schädlich für die zukünftige Entwicklung der chinesisch-deutschen Beziehungen. China und Deutschland bzw. Europa können nur durch Zusammenarbeit Win-win-Ergebnisse erreichen und die Herausforderungen überwinden. Dazu gibt es keine Alternative.
 

Die derzeitige internationale Lage ist komplex und verändert sich ständig. Zugleich steht der Multilateralismus vor großen Herausforderungen. Als zwei der wichtigsten Volkswirtschaften der Welt und überzeugte Verteidiger des Multilateralismus haben China und Deutschland ihre Zusammenarbeit über den bilateralen Rahmen hinaus verstärkt. Der gute Zustand der chinesisch-deutschen Beziehungen ist hart erkämpft worden durch die langfristigen gemeinsamen Bemühungen von Menschen aus allen Lebensbereichen und sollte von beiden Seiten wertgeschätzt werden.


China hofft, dass Deutschland weiterhin auf eine enge bilaterale Zusammenarbeit setzt, sich bei der Entwicklung der chinesisch-deutschen Beziehungen stets das große Gesamtbild vor Augen hält, mit den bestehenden Differenzen angemessen umgeht, und das politische sowie strategische gegenseitige Vertrauen auf der Grundlage von Gleichheit und gegenseitigem Respekt und einer Win-win-Kooperation weiter verstärkt. So kann die Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern in verschiedenen Bereichen gefördert und eine neue Entwicklung auf einem hohen Niveau erreicht werden.

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Botschafter,Deutschland,China,2020,Beziehungen,Coronavirus