Chinesen dürfen ausländische Aktien kaufen

Zum ersten Mal wird es Bewohnern des chinesischen Festlands im Rahmen eins Pilotprojekts in der nordchinesischen Hafenstadt Tianjin (Tientsin) gestattet werden, direkt in ausländische Wertpapiere zu investieren.

"Diese Maßnahme ist Teil des Prozesses zur Kapitalkontoreform in China", sagte Chen Jijun, eine Analyst der CITIC Securities.

"Sie wird dazu beitragen, den Liquiditätsdruck im Land abzufedern, da sich Chinas Devisenreserven enorm erhöhen", sagte er.

Stephen Green, ein Ökonom der Standard Chartered Bank (China), beschrieb sie als "historischen Schritt für Chinas Kapitalkontoöffnung”.

SAFE sagte in der Verlautbarung: "Dies ist eine wichtige Maßnahme zur Erweiterung der Kanäle zum Abfluss von Fremdwährungen und zur Verbesserung der internationalen Zahlungsbilanz."

Zuvor war es Einzelpersonen nur gestattet, über Banken, Broker, Versicherungen oder Fondsmanage durch das QDII-System indirekt im Ausland zu investieren.

"Das neue Programm wird für heimische Einzelpersonen, die in internationalen Märkten aktiv sein wollen, eine Alternative darstellen", ergänzte Chen.

Beobachtern zufolge wird zunächst vor allem der Hong Konger Markt profitieren, denn viele Festlandschinesen werden wahrscheinlich dort gelistete Aktien erwerben.

"Für Hong Kongs Börse ist es eine hervorragende Nachricht", sagte Paul Lee, ein Analyst bei der Hong Konger Firma Taifook Securities.

"Diese Politik wird sicherlich von Hong Konger Investoren begrüßt werden, denn die Teilnahme von Investoren vom Festland wird die Zuversicht und Stimmung am Markt verbessern”, sagte er zu China Daily.

"Nach dem Chaos von letzter Woche kommt dieser Schritt zum genau richtigen Zeitpunkt für Hong Kong."

Der Hang Seng Index sprang gestern um 1208 Punkte zu einem Stand von 21.595 Punkten, eine Steigerung um 5,9 Prozent – die höchste Steigerung innerhalb eines Tages in den letzten zehn Jahren.

Lee zufolge werde auch das Festland profitieren, da das von den A-Aktien abgeleitete Kapital den Markt vor "Überhitzung bewahren" könne und "den Steigerungsdruck des Yuan mildern” könne.

Allerdings sollte man nun abwarten, wie die neue Regelung von den Investoren am Festland angenommen werden wird, sagte Chen.

"Trotz der jüngsten Fluktuationen blieb der heimische Markt stabil, daher bin ich mir nicht sicher, ob viele Investoren den Schritt ins Ausland wagen, zumindest jetzt."

Tianjins Erschließungszone Binhai, die für das Pilotprojekt ausgewählt wurde, wird allgemein als drittes wirtschaftliches Zugpferd Chinas nach Pudong im Delta des Jangtse und Shenzhen im Delta des Perlflusses angesehen.

(China.org.cn, China Daily, 21. August 2007)