Experten zur Qualität chinesischer Spielwaren

Für viele chinesische Spielzeughersteller war der Monat August ein wahrer Albtraum. Millionen von in China hergestellten Spielwaren wurden von ausländischen Unternehmen zurückgerufen. Dadurch gerieten die "Made in China" Spielzeuge einmal mehr in das weltweite Scheinwerferlicht.

Nach einer Analyse der Situation sind chinesische Experten zu dem Schluss gekommen, dass Handelsbarrieren die Hauptursache für den Konflikt sind.

Am 2. August hatte das amerikanische Spielzeugunternehmen Mattel 967.000 Produkte des in der südostchinesischen Provinz Guangdong ansässigen chinesischen Spielzeugherstellers Dali Toy Limited zurückgerufen. Als Grund gab Mattel an, dass die Farbe der Spielzeuge einen zu hohen Bleianteil enthalte und für Kinder potenziell gefährlich sei. In der Folge erlitt Dali einen katastrophalen Verlust von 30 Millionen US-Dollar.

Am 11. August beging der Geschäftsführer von Dali, Zhang Shuhong, ein Geschäftsmann aus Hong Kong, Selbstmord. Sein tragischer Tod schockierte das ganze Land und trug zum endgültigen Zusammenbruch des Unternehmens bei.

Drei Tage später beschloss Mattel weltweit 21,8 Millionen in China hergestellte Spielwaren mit der Begründung zurückzurufen, dass sich an ihnen Magneten befänden, die abfallen und von Kindern verschluckt werden könnten. Dies war der größte Rückruf in der Geschichte des Unternehmens und hat die Sicherheit von Spielzeug aus China zu einem weltweiten Thema gemacht.

Am 21. August erklärte der Sprecher von Mattel, Wang Luxia, der Rückruf sei eine vom Unternehmen selbst beschlossene Aktion und sei nicht gegen Dritte gerichtet. Mattel habe die Qualitätsansprüche des Unternehmens angehoben und sich entschlossen, alle Produkte zurückzurufen, die diesen neuen Ansprüchen nicht genügen, obwohl die Spielzeuge den Qualitätsstandards in vielen Ländern entsprächen.

Mattel hatte schon Anfang 2006 entdeckt, dass die Magneten der Spielzeuge sich ablösen können, aber den Rückruf bis in dieses Jahr aufgeschoben. Einige Insider der Spielzeugindustrie beschuldigen Mattel, die Sicherheitsprobleme mit chinesischem Spielzeug absichtlich zu übertreiben und bezeichneten den Rückruf als Teil eines Handelskrieges.

Wang wies diese Anschuldigung zurück und erklärte, die Rückrufe vom 2. und vom 14. August stünden in keinerlei Verbindung. Die Entscheidung sei zum Schutz der Kinder gefallen und nicht, um eine Handelsbarriere zu errichten.

Yin Tao, Leiter des Forschungsinstituts für Industriewirtschaft und Unternehmensmanagement bei der Guangzhouer Akademie für Sozialwissenschaften ist der Meinung, dass die USA China unfairerweise in eine sehr unvorteilhafte Position gebracht haben, indem sie laufend die Standards für den Marktzugang erhöhen und in China hergestellte Produkte zurückrufen.

Yin glaubt, dass die USA einen Akt wirtschaftlicher Hegemonie ausüben, indem sie ihre wirtschaftliche Macht nutzen, um für Entwicklungsländer strenge technische Barrieren zu schaffen. China sollte nicht zurückweichen und gegen die Rückrufe ankämpfen, empfiehlt Yin. Das Land solle sich darüber hinaus keine Sorgen machen, da derartige Rückrufe von Produkten auf dem globalen Markt eine häufig auftretende Angelegenheit seien.

Der stellvertretende Leiter des Guangzhouer Verbandes der Spielzeughersteller, Li Zhouming, ist der Ansicht, dass nicht nur Dali für den Rückruf verantwortlich gemacht werden sollte. Auch Mattel sollte einen Teil der Verantwortung tragen, da das Unternehmen bei der Qualitätsprüfung vor dem Ankauf der Spielzeuge versagt habe. Die chinesischen Hersteller produzieren 80 Prozent der Spielzeugexporte in die USA auf alleiniger Grundlage der Entwürfe der Importeure. Daher könne die amerikanische Seite nicht die Verantwortung von sich weisen, wenn bei den Spielzeugen Probleme auftreten, sagt Li.

Auch Li ist der Überzeugung, dass die Sicherheitsprobleme bei chinesischem Spielzeug mit Absicht übertrieben wurden und vertraut auf die Qualität des in Guangdong hergestellten Spielzeugs. Nach Lis Angaben gibt es in der Provinz über 5000 Unternehmen, die Spielzeug herstellen und rund 1,5 Millionen Menschen Arbeitsplätze bieten. Im vergangenen Jahr betrug der Bruttoproduktionswert der Unternehmen 121,9 Milliarden Yuan (12 Milliarden Euro). Die jüngsten Rückrufe würden weder die Spielzeugindustrie als Ganzes noch das Vertrauen der Konsumenten beeinflussen, meint Li.

Trotz der steigenden Produktionskosten für Spielzeug würden die ausländischen Einkäufer versuchen, die Einkaufspreise zu drücken und es für die chinesischen Hersteller unmöglich machen, mit einem derart geringem Budget Spielzeug von hoher Qualität herzustellen, beschwert sich Li.

Aus diesem Grund sollte die chinesische Spielzeugindustrie einen einheitlichen Mechanismus zur Festlegung der Preise einrichten, um so die Margen sicher zu stellen und ausreichend Ausgaben für Rohstoffe und Produktionsverfahren garantieren zu können, meint Zhang Shuhua, stellvertretende Leiterin des Forschungsinstituts für Industriewirtschaft und Unternehmensmanagement. Außerdem empfiehlt sie den Spielzeugunternehmen, sich gegen mögliche Verluste zu versichern.

Zusätzlich sollten alle Spielzeughersteller ihr Qualitätsmanagement verbessern und die Rohstoffe, Produktionsprozesse und Endprodukte genau prüfen, stimmen die Experten überein. Vom Rohstoffeinkauf bis zur Verpackung sollte jeder Produktionsschritt den Standards entsprechen.

Am wichtigsten sei aber, so sind sich die Experten einig, dass die chinesische Spielzeugindustrie eigene bekannte Marken schafft, ähnlich zum Beispiel der amerikanischen Marke Hasbro. Da die Spielzeugindustrie gegenwärtig vor allem aktive Lohnveredelung betreibe, könne sie nur Produkte mit geringem Mehrwert und ausländischen Markennamen produzieren. Aus diesem Grund müsse sich die chinesische Spielzeugindustrie einer innovationsorientierten Reform unterziehen, um ihre langfristige Entwicklung sicherzustellen.

(China.org.cn, 6. September 2007)