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02. 05. 2012 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Wer folgt nach?

Schlagwörter: Wahaha Zong Qinghou Li Zhaohui

Zwischen Ost und West

Vater und Tochter: Zong Qinghou, Vorstand des Lebensmittelkonzerns Wahaha, und seine Tochter Zong Fuli auf der Veranstaltung zur Verleihung des Zhejianger Unternehmerpreises am 12. Januar 2012.

Zong Fuli, ebenfalls 1982 geboren, hat viel mit Zong Ying gemeinsam. Als einziges Kind von Zong Qinghou, Chinas reichstem Mann im Jahr 2010 und Vorsitzender des Getränkegiganten Wahaha Group, verbrachte sie einige Jahre in den Vereinigten Staaten, wo sie ihren Highschool- und Universitätsabschluss machte, bevor sie 2005 in die Firma ihres Vaters als Assistentin eines Managers der mittleren Ebene einstieg.

Am Anfang hatte sie Schwierigkeiten im Umgang mit einigen Wahaha-Mitarbeitern. "Ich bin eher geradeheraus, agiere also im westlichen Stil, aber in der chinesischen Kultur ist man normalerweise nicht so direkt", sagt sie.

Auch hatte sie andere Vorstellungen, wie das Unternehmen zu führen sei. "Wenn ich die Angestellten frage, was Wahaha für sie ausmacht, nennen sie in der Regel den Namen meines Vaters, Zong Qinghou", erzählt Zong Fuli. "Das entspricht nicht dem Stil einer modernen Firma. Wir sollten uns mehr auf den Namen der Marke statt auf den des Gründers beziehen."

Zong Fuli konzentriert sich auf die Expansion im Auslandsmarkt, denn sie findet, ihre Generation und die Generation ihres Vaters haben "unterschiedliche Missionen".

"Die jüngsten Lebensmittelskandale haben den internationalen Ruf von chinesischen Nahrungsmitteln ramponiert, und ich will etwas tun, um das Image von chinesischen Lebensmitteln zu verbessern", sagt sie. Sie kümmert sich nun um etwa einen Drittel der Produktionskapazität der Firma sowie um das Import- und Exportgeschäft. "Im Wesentlichen kümmert sich mein Vater um den heimischen Markt und ich mich um den internationalen Teil", erklärt die Tochter. Sie hat ein Eisteegetränk speziell für den Export entwickelt.

Vater und Tochter pflegen auch hier einen unterschiedlichen Führungsstil. Zong Qinghou gibt den Leuten eher Befehle, die sie dann ausführen, während Zong Fuli es lieber mag, wenn die Angestellten eigene Ideen einbringen und Engagement zeigen.

2011 betrug der Gesamtumsatz von Wahaha 67,8 Milliarden Yuan (8,16 Milliarden Euro). Das macht die Firma zu einem der grössten Nahrungsmittel- und Getränkeunternehmen der Welt. Als klare Nachfolgerin hält sich Zong Fuli bedeckt und erscheint nur selten in den Medien.

"Jeder, der sein Geschäft an die nächste Generation übergeben oder Veränderungen einführen will, sollte sich zuerst darüber klar werden, in welche Richtung sich der Betrieb entwickeln soll. Erst dann sollte entschieden werden, wer die Firma einmal übernimmt", sagt sie. "Ich will die Arbeit definitiv nicht übernehmen, nur weil ich die Tochter meines Vaters bin."

Aufgrund des starken Familiensinns in China stehen die Kinder der Firmengründer in fast jeder privaten Unternehmung an erster Stelle, wenn es um die Übernahme geht. Für die Kinder dieser Geschäftsleute jedoch ist die Übernahme der Firma im Allgemeinen nicht die erste Wahl.

Professor Yu Mingyang von der Shanghai Jiaotong Universität führte 2011 eine Untersuchung über 182 grosse Privatunternehmen in China durch. Die Gründer der Firmen waren alle zwischen fünfzig und siebzig Jahre alt. In all diesen Betrieben wird man die Führung in den nächsten zehn Jahren an eine jüngere Generation übergeben müssen. Die Ergebnisse der Untersuchung zeigten, dass 82 Prozent der Gründerkinder die Firma nicht übernehmen wollen.

"Die meisten der Kinder absolvierten ihren Bildungsweg im Ausland und haben einen breiteren Horizont. Ungleich ihrer Eltern haben sie nicht die Erfahrung, wie es ist, eine Firma von Grund auf neu aufzubauen. Sogar wenn sie sich entscheiden, das Geschäft zu übernehmen, beginnen sie bereits als stellvertretende Vorstände oder in einer anderen verantwortungsvollen Position und müssen nicht von unten anfangen wie ihre Eltern", meint Yu.

"Nur weil wir nicht so leiden mussten wie unsere Eltern, heisst das noch lange nicht, dass wir weniger vom Geschäft verstehen", sagt Zuo Ying. Sie erwies sich als talentierte Investorin und erwirtschaftete mit ihren Immobilieninvestitionen genug Geld, um die Studiengebühren aus eigener Tasche zu zahlen. 2007 begann sie in den Vereinigten Staaten Wertpapiere zu kaufen und verkaufte sie alle noch rechtzeitig vor Ausbruch der Finanzkrise. 2009 kaufte sie dann Aktien von grossen Firmen wie Apple zu Schnäppchenpreisen.

"Die Auslandserfahrung hat uns gewisse Vorteile verschafft, welche die erste Generation nicht hatte", sagt Zong Fuli. "Wir haben einen internationaleren Horizont und stützen uns mehr auf Informationstechnologien."

Gut vorbereitete Übergabe

Ausbildungsstätten für die Erben von chinesischen Vermögen und Betrieben werden seit 2006 immer beliebter. In einigen Schulen werden zusätzlich zu Betriebswirtschaft auch Kurse in Reiten, Fechtkunst, Golf und Weinverkostung angeboten. Einige der Ausbildungsprogramme enthalten sogar Wallfahrten zu Gedenkstätten der Revolution und Besuche in der US-Militärakademie in West Point. Die Studiengebühren dieser Schulen sind in der Regel sehr hoch. 2009 kosteten 12 Wochen Unterricht in Wuxi im Osten der Provinz Jiangsu 668 000 Yuan (80 418 Euro).

In Beijing gibt es mindestens drei bekannte Schulungskurse für zukünftige Geschäftsführer, darunter Programme an der Peking Universität, der Tsinghua Universität und dem Beijing Huasheng Management-Institut, eine Einrichtung zur beruflichen Weiterbildung hauptsächlich für private Unternehmen.

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Quelle: Beijing Rundschau

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