Vom 7. bis zum 18. Jahrhundert hatte die Bevölkerung Tibets für lange Zeit ein Minuswachstum zu verzeichnen, weil Tibet häufig von Naturkatastrophen und Seuchen heimgesucht wurde und nur eine unzureichende medizinische Versorgung kannte. Auch durften Mönche und Nonnen, die einen ziemlich großen Anteil der Bevölkerung ausmachten, nicht heiraten und Kinder in die Welt setzen. Infolge der brutalen Ausbeutung und Unterdrückung der Leibeigenschaft hatte die Bevölkerung Tibets vom 18. Jahrhundert bis Mitte des 20. Jahrhunderts um weitere 800 000 Menschen abgenommen.
Riesiger Tangka
Seit 1951, als Tibet friedlich befreit wurde, wächst die Bevölkerungszahl Tibets, besonders aber die Zahl der Tibeter, so schnell wie nie zuvor. Seit 1956 lagen die Geburtenziffer und die natürliche Bevölkerungszuwachsrate Tibets über dem Landesdurchschnitt. Nach einem Mikrozensus, der auf der Grundlage von 1 Prozent der Bevölkerung erhoben wurde, betrug Ende 2006 die Gesamtzahl der Bevölkerung des Autonomen Gebiets Tibet 2,81 Millionen, davon waren mehr als 92 Prozent Tibeter. Die Gesamtzahl der Bevölkerung stieg um 1,6691 Millionen im Vergleich zu 1951 (1,1409 Millionen). Die Geburtenrate lag bei 17,4 Promille, die Sterberate bei 5,7 Promille und die natürliche Bevölkerungswachstumsrate bei 11,7 Promille. Die durchschnittliche Lebenserwartung der Bevölkerung ist von 35,5 Jahren vor der friedlichen Befreiung 1951 auf heute 67 Jahre gestiegen. Statistiken des Komitees des Autonomen Gebiets Tibet für Seniorenangelegenheiten zufolge gab es 2006 in der Gesamtbevölkerung 19 500 Senioren von 80 bis 99 Jahren und weitere 79 Senioren, die über 100 Jahre alt waren. Noch nie zuvor lebten in Tibet so viele hundertjährige Menschen. Tibet zählt damit zu den chinesischen Provinzen, in denen mehr hundertjährige Menschen als in anderen Landesteilen leben.
Nomaden singen und tanzen in Nordtibet.
Von den Einwohnern Tibets wohnen 18,9 Prozent in den Städten und 81,1 Prozent in den Agrar- und Viehzuchtgebieten. Die Bevölkerung ist ungleichmäßig über das Land verteilt, die meisten Einwohner leben im Süden und Osten Tibets, und zwar meistens in Flusstälern, während der Westen und Nordwesten Tibets nur wenig Einwohner haben.
Das Autonome Gebiet Tibet hat die geringste Bevölkerung und ist am spärlichsten besiedelt unter Chinas Provinzen und autonomen Gebieten. Die Bevölkerungsdichte beträgt 2,26 Personen pro Quadratkilometer und erreicht somit nur ein Sechzigstel des Landesdurchschnitts. Die Lhasa-Ebene, die Ebene am Mittel- und Unterlauf des Nyangqu und die Zetang-Ebene haben etwa 50 Personen pro Quadratkilometer, im Bezirk Chingoinqu der Stadt Lhasa gibt es über 100 Einwohner pro Quadratkilometer. Weitere überdurchschnittlich bevölkerte Gebiete sind der obere Abschnitt des Mittellaufs des Yarlung Zangbo-Flusses, der Oberlauf des Lhasa-Flusses und der nordöstliche Teil des Hengduan-Gebirges in Osttibet, wo es drei bis zehn Personen pro Quadratkilometer gibt. Der östliche Teil von Ngari und der westliche Teil von Nagqu sind weltweit am spärlichsten bevölkert. Dort beträgt die Bevölkerungsdichte nur 0,23 Personen pro Quadratkilometer.
Bevölkerungswachstum in Tibet 1951–2007
Um ein zu schnelles Bevölkerungswachstum unter Kontrolle zu bringen, betreibt die chinesische Regierung seit Ende der 1970er Jahre eine Familienplanungspolitik im ganzen Land, die vorsieht, dass ein Ehepaar nur ein Kind haben soll. Aber in Tibet unterstützt die Zentralregierung stets die Politik der Regierung des Autonomen Gebiets. Die Regierung des Autonomen Gebiets Tibet hat also den lokalen Verhältnissen entsprechend eine Sonderpolitik seit 1984 eingeführt. Sie wendet die Ein-Kind-Politik nur auf die Kader und Arbeiter der Han-Nationalität an, die in Tibet arbeiten. Sie befürwortet Familienplanung unter den Kadern, Arbeitern und Stadtbewohnern der tibetischen Nationalität und ermutigt die Ehepaare, die ein zweites Kind haben wollen, ihr Vorhaben aufzuschieben. Derzeit wird Familienplanung von etwa 8 Prozent der gesamten Bevölkerung Tibets praktiziert. Die Familienplanung wird auf der Basis der Freiwilligkeit umgesetzt. Zwangsweise Abtreibung in irgendeiner Form ist verboten. Die Zahl der Kinder soll bei Kadern, Arbeitern, Bauern und Hirten der tibetischen Nationalität sowie Angehörigen der anderen Nationalitäten, die 92 Prozent der gesamten Bevölkerung des Autonomen Gebiets ausmachen, nicht eingeschränkt werden. Aber sie werden im Sinne der wissenschaftlichen Empfängnisverhütungsmethoden, der rationalen Planung von Geburten, der Zeugung und Aufziehung von gesunden Kindern unterrichtet, um die Gesundheit der Mütter und Säuglinge zu schützen und die Lebensqualität der Bevölkerung zu verbessern. Den Bauern und Hirten, die freiwillig Empfängnisverhütungsmaßnahmen ergreifen wollen, bieten die medizinischen Abteilungen der Regierung einen sicheren und zuverlässigen Dienst an.
Eine hundertjährige Tibeterin (vorne, dritte von links) mit ihren Kindern und Enkelkindern