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Die Religion in Tibet besteht hauptsächlich aus dem Tibetischen Buddhismus, der Bön-Religion und der Volksreligion. Außerdem gibt es den Islam und den Katholizismus. Zurzeit hat das Autonome Gebiet Tibet über 1700 Tempel und Klöster des Tibetischen Buddhismus mit etwa 46 000 Mönchen und Nonnen; 88 Tempel und Klöster der Bön-Religion mit mehr als 3000 Mönchen, 93 Lebende Buddhas und über 130 000 Gläubige; vier Moscheen und über 3000 islamische Gläubige sowie eine katholische Kirche und mehr als 700 Gläubige.

Die Religionen sind in den verschiedenen Gebieten Tibets unterschiedlich stark vertreten. Die Existenz der Volksreligion wird sogar von vielen Menschen gänzlich außer Acht gelassen. Von der Klassifizierung der Religionen her gesehen gehören der Tibetische Buddhismus und die Bön-Religion sowie der Islam und der Katholizismus zu den Religionen, die sich auf eine schriftliche Überlieferung und eine gottesdienstliche Praxis stützen, während die Volksreligion keine systematische Theorie, keine eigenen Kultstätten und keinen professionellen Kreis von Geistlichen hat. Von ihren Wechselbeziehungen her gesehen befinden sich der Tibetische Buddhismus und die Bön-Religion seit langem in einem Verdrängungswettbewerb, aber sie beeinflussen auch einander. Diese Situation hat einen tiefgreifenden Einfluss auf die Gestalt des Tibetischen Buddhismus und die Entwicklung der Bön-Religion. Beide haben auch viele Elemente der Volksreligion, wie z. B. die Anbetung mancher Gottheiten, in sich aufgenommen. Der Islam und der Katholizismus in Tibet haben zwar relativ wenig Gläubige und konnten nur in einigen Gebieten Fuß fassen, aber sie kommen insgesamt gesehen gut aus mit dem Tibetischen Buddhismus und der Bön-Religion, die eine dominante Stellung innehaben. Trotz der Einkreisung durch diese Religionen, die über eine in sich geschlossene Lehre verfügen, hat die Volksreligion unter der Bevölkerung, besonders in entlegenen Gebieten, nach wie vor einen gewissen Einfluss.

Der Tibetische Buddhismus

Als der Buddhismus im 7. Jahrhundert aus den zentralen Gebieten Chinas sowie Indien und Nepal in das Tibetische Hochland gelangte, führte er einen langdauernden Kampf mit den Kräften der Bön-Religion, der einheimischen Religion Tibets, die damals in der Gesellschaft des Tubo-Reiches eine vorherrschende Stellung hatte. Im Laufe einiger Jahrhunderte nahm er viele Elemente und Formen der Bön-Religion in sich auf, um die eigene Existenz und Entwicklung zu sichern, sich in die lokale kulturelle Umgebung einzugliedern und noch mehr Gläubige zu gewinnen. Beeinflusst von verschiedenen kulturellen Elementen aus der Umgebung, gewann er allmählich lokale und nationale Besonderheiten und entwickelte sich zu einer Schule, die sich von dem Han-Chinesischen Buddhismus und dem Theravada-Buddhismus, der heute vor allem auf Sri Lanka, in Thailand und Myanmar verbreitet ist, unterscheidet. Daher wird er als Tibetischer Buddhismus und im Volksmund als Lamaismus bezeichnet. Er hat eine große Anzahl von tibetischsprachigen kanonischen Schriften, inhaltsreiche Doktrinen, vollständige organisatorische Strukturen von Tempeln und Klöstern, strenge Regeln und eine Rangordnung für das Studium der Sutras und das einzigartige Reinkarnationssystem der Lebenden Buddhas hervorgebracht.

Nach langjähriger Entwicklung sind im Tibetischen Buddhismus viele Schulen entstanden, darunter die Nyingma-Sekte, die Sagya-Sekte, die Kagyu-Sekte und die Gelug-Sekte. Einige Schulen hatten in der traditionellen Gesellschaft und Kultur Tibets, ja in der Geschichte Chinas, eine großen und weitreichenden Einfluss. Die Gelug-Sekte, die Anfang 15. Jahrhundert von Zongapa begründet wurde, errang eine dominierende Stellung. Diese Sekte kennt zwei Reinkarnationssysteme Lebender Buddhas, nämlich das des Dalai Lamas und das des Panchen Erdenis.

Der Tibetische Buddhismus ist hauptsächlich in Tibet verbreitet und in den von Tibetern bewohnten Gebieten in Qinghai, Gansu, Sichuan und Yunnan sowie in den von Mongolen, Tu, Yugu und Moinba bevölkerten Regionen. Auch unter einigen anderen ethnischen Gruppen wie Naxi, Lhoba, Pumi und Han hat er Anhänger. Außerdem besitzt er in Bhutan, Nepal und der Mongolei sowie in Russland in Sibirien und am Kaspischen Meer einen gesellschaftlichen Einfluss unterschiedlichen Grades.

In der Blütezeit des Tibetischen Buddhismus musste jede Familie mit mehreren Kindern mindestens ein Kind ins Kloster schicken, damit es in den Mönchsstand aufgenommen würde. Darin ist die Ursache zu finden, warum tibetische Mönche und Nonnen nach dem 16. Jahrhundert ein Viertel der tibetischen Bevölkerung ausmachten. Im Jahr 1951, als Tibet friedlich befreit wurde, gab es in Tibet über 100 000 Mönche und Nonnen, die mehr als 10 Prozent der damaligen tibetischen Bevölkerung stellten. Nach der demokratischen Reform im Jahr 1959 führten die Tempel und Klöster Tibets eine Reform durch. Seitdem haben die Tibeter die Freiheit, Lamas zu werden, und die Lamas haben die Freiheit, ins weltliche Leben zurückzukehren.

Anhang: Das Reinkarnationssystem der Lebenden Buddhas

In Laufe der Entwicklung des Tibetischen Buddhismus sind verschiedene Sekten und Schulen entstanden. Um die Kontinuität ihrer Schulrichtung zu wahren, haben alle Sekten eine eigene Nachfolgeregelung etabliert. Darin liegt auch der Grund für das Aufkommen des Reinkarnationssystems der Lebenden Buddhas.

Die Reinkarnation der Lebenden Buddhas begegnet uns zum ersten Mal bei Karma Kagyu, einer Schule der Kagyu-Sekte des Tibetischen Buddhismus. 1283, als Karma Pashi, ein hochgebildeter Mönch von Karma Kagyu, dem der mongolische Khan Mongo den Titel „kaiserlicher Lehrer“ verliehen und eine mit goldenen Fäden umsäumte schwarze Mütze geschenkt hatte, auf dem Sterbebett lag, sprach er den Wunsch aus, nach einem Kind als seiner Wiedergeburt suchen zu lassen. Diesem Kind solle die schwarze Mütze vererbt werden und damit die Würde des Oberhauptes dieser Schulrichtung. Dies war der Beginn des Reinkarnationssystems der Lebenden Buddhas mit schwarzer Mütze. Danach folgten die anderen Sekten des Tibetischen Buddhismus diesem Beispiel. Das Reinkarnationssystem des Dalai Lamas wurde im 16. Jahrhundert und das des Panchen Erdeni im Jahr 1713 eingeführt. Als die Gelug-Sekte im 17. Jahrhundert in Tibet an die Macht gekommen war, wurde das Reinkarnationssystem der Lebenden Buddhas zu einem Mittel der Machthaber Tibets für die Suche nach Vorrechten. Als Reaktion darauf veröffentlichte der Qianlong-Kaiser im Jahr 1793 das „29-Artikel-Statut für eine noch effektivere Verwaltung Tibets“. In Artikel 1 des Statuts wird die Einführung des Systems der Losziehung aus der goldenen Urne zur Bestimmung der Wiedergeburt eines verstorbenen Lebenden Buddhas festgelegt. Zu diesem Zweck ließ der Qing-Hof zwei goldene Urnen anfertigen: eine für den Dalai Lama und den Panchen Erdeni, die im Jokhang-Kloster in Lhasa aufbewahrt wird, und eine für Große Lebende Buddhas und Hutogtu-Buddhas in der Mongolei, die im Lamatempel Yonghegong in Beijing aufbewahrt wird.

Der Staat respektiert den Glauben und praktiziert die Reinkarnation der Lebenden Buddhas sowie die religiösen Rituale und historische Gepflogenheiten des Tibetischen Buddhismus. Im Jahr 1992 genehmigte das Büro für Religiöse Angelegenheiten beim Staatsrat den Nachfolger des 17. Lebenden Buddhas Karmapa. Im Jahr 1995 wurde das Seelenkind der Reinkarnation des 10. Panchen Erdeni nach den tibetischen buddhistischen Ritualen und den seit der Qing-Zeit bestehenden Gepflogenheiten durch die Losziehung aus der goldenen Urne bestätigt und vom Staatsrat genehmigt. Anschließend wurde die Inthronisationsfeier des 11. Panchen Erdeni veranstaltet.

Seit der demokratischen Reform hat es mehr als 30 Lebende Buddhas, die von der Zentralregierung und der Lokalregierung des Autonomen Gebiets Tibet genehmigt wurden, gegeben.

Die Bön-Religion

Die Bön-Religion ist eine einheimische Religion Tibets. Sie wurde im 5. Jahrhundert v. Chr. vom Herrscher des alten Shangshung-Reiches auf der Grundlage der ursprünglichen Religion von Shangshung gegründet. Das Zentrum ihrer Aktivitäten, die sich im Frühstadium auf einfache Rituale zum Gebet um Glück und zur Vertreibung von Dämonen beschränkten, lag in der Nähe von Montser im heutigen Landkreis Gar. Um Christi Geburt gelangte die Bön-Religion ins Einzugsgebiet des Yarlung Zangbo-Flusses und wurde allmählich zur einer religiösen Macht, die eine vorherrschende Stellung im Tibetischen Hochland hatte.

Als sich der Buddhismus in Tibet verbreitete, führte die Bön-Religion mit ihm einen heftigen und lang andauernden Kampf, der lange Zeit hindurch unentschieden blieb. Die Auseinandersetzung zwischen dem Buddhismus und der Bön-Religion war auch ein Ringen zwischen den verschiedenen Interessengruppen des Tubo-Reiches.

Um der eigenen Existenz und Entwicklung willen absorbierte die Bön-Religion direkt oder indirekt Inhalte und Formen des Tibetischen Buddhismus. Ein Beispiel: Die Anhänger der Bön-Religion tragen wie die Buddhisten Kasaya (eine Mönchskutte), bauen Tempel und Klöster und beten zu Buddha. Sie umkreisen auch ,,Mani-Steinhaufen“ (Steinhaufen mit eingravierten buddhistischen Inschriften) und andere heilige Gegenstände, drehen auch Rosenkränze (aber in umgekehrter Richtung als im Buddhismus üblich) und sprechen auch ein Sechs-Silben-Gebet. Die Bön-Religion kennt wie der Buddhismus Seelenkinder von Lebenden Buddhas. Deshalb meinen manchen Leute, dass sich die Bön-Religion bereits dem Buddhismus angeglichen habe. Die Anhänger der Bön-Religion teilen diese Meinung jedoch nicht.

Statistiken zufolge hat das Autonome Gebiet Tibet 88 Tempel und Klöster der Bön-Religion, davon liegen 55 im Bezirk Qamdo, 23 im Bezirk Nagqu, 6 im Bezirk Xigaze, 2 im Bezirk Nyingchi und jeweils ein Tempel in Lhasa und Ngari.

Der Islam

Der Islam hat in Tibet eine Geschichte von mehr als 1100 Jahren. In der Stadt Lhasa gibt es über 2000 Angehörige der Hui-Nationalität, die meisten von ihnen bekennen sich zum Islam. Außerdem gibt es eine kleine Anzahl von Moslems aus anderen ethnischen Gruppen oder aus dem Ausland. Die Moslems, egal, ob sie sich vorübergehend in Lhasa aufhalten oder in Lhasa ansässig sind, können ihrem Glauben gemäß ein normales religiöses Leben führen.

Die Moslems, die seit Generationen in Lhasa leben, haben ihre Sprache und Kleidung bereits der tibetischen Kultur angeglichen. Unter Beibehaltung ihres religiösen Glaubens und ihrer Sitten und Gebräuche kommen sie mit den lokalen tibetischen Mönchen und Laien gut aus. Ihre Umgangssprache ist Tibetisch oder Chinesisch. Beim islamischen Gebet sprechen sie zuerst Arabisch und dann Tibetisch.

Zurzeit gibt es in der Stadt Lhasa vier Moscheen, die berühmteste von ihnen ist die Moschee Wabaling. Sie liegt an der Südlichen Barkor-Straße, die sich südöstlich vom Jokhang-Kloster befindet. Im Jahr 1716 erbaut, hatte sie ursprünglich nur eine Fläche von etwa 200 Quadratmetern. Im Jahr 1793 wurde sie renoviert und ausgebaut. Im Jahr 1959 wurde sie bei bewaffneten Auseinandersetzungen in Brand gesetzt. Im darauf folgenden Jahr wurde sie mit Spendengeldern wieder aufgebaut.

Der Katholizismus

Die einzige katholische Kirche in Tibet liegt im Dorf Yanjing des Landkreises Markam an der Grenze zwischen Sichuan und Yunnan. Seitdem der Katholizismus im Jahre 1865 nach Yanjing gelangt war, haben nacheinander 17 Personen in der katholischen Kirche als Priester oder Missionar fungiert. Die Bewohner des Dorfes Yanjing sind überwiegend Tibeter, einige von ihnen sind Angehörige der Naxi-Nationalität. 80 Prozent der Bewohner des Dorfes bekennen sich zum Katholizismus. Insgesamt gibt es etwa 740 Katholiken in Tibet, mehr als 600 von ihnen leben in diesem Dorf. Die Heilige Schrift liegt in tibetischer Übersetzung vor. Die lokalen Katholiken betrachten wie die anderen Tibeter das tibetische Neujahr als Beginn eines neuen Jahres, sie feiern aber auch Weihnachten als ein wichtiges Fest. Allerdings ist der Brauch, einen Weihnachtsbaum aufzustellen, bei ihnen unbekannt. Bei der Messe führt der Priester den Vorsitz und hält eine Predigt, alle Katholiken und eingeladenen Besucher essen im Hof der Kirche und tanzen dann Gorzhuang- und Xuanzi-Tänze. Jedes Jahr, wenn das Gangda-Kloster, ein Kloster des Tibetischen Buddhismus, das in der Nähe der Kirche liegt, das Göttertanz-Fest feiert, werden auch der Priester und die anderen Katholiken dazu eingeladen, dem Fest beizuwohnen, bei dem der Göttertanz des Tibetischen Buddhismus aufgeführt wird.

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