In Tibet gibt es die unterschiedlichsten Bestattungsformen: Erd-, Feuer-, Stupa-, Luft-, Wasser-, Felsen-, Baumbestattung, Bestattung in Steinsärgen und viele andere Formen mehr. Jede dieser Bestattungsformen ist zu einer bestimmten Zeit entstanden, hat eine bestimmte Verbreitung gefunden und hat ihre eigene Bedeutung. Die Erdbestattung gilt als der älteste Bestattungsbrauch; Stupa- und Feuerbestattung werden als gehobene Bestattungsformen angesehen. Die Bestattung in goldenen bzw. silbernen Stupas gilt als besondere Ehre und ist verstorbenen Dalai Lamas, Panchen Lamas und einer kleinen Zahl von Großen Lebenden Buddhas vorbehalten. Laien und Adlige können die Feuerbestattung wählen. Die Feuerbestattung ist im Bezirk Nyingchi und anderen Bezirken, die reich an Wäldern sind, allgemein üblich. Die Wasserbestattung wird bei verstorbenen armen Menschen, an Krankheit Gestorbenen und toten Kindern vollzogen. Die Luftbestattung, die in Tibet die meiste Verbreitung gefunden hat, ist eine Bestattungsform, die für alle Tibeter zulässig ist.
Alle Gebräuche um Sterben und Tod in Tibet lassen sich von buddhistischen Vorstellungen wie „alle Lebewesen haben eine Seele“ und „Wiedergeburt“ leiten. Da Tibeter den Tod als Wiedergeburt auffassen, sieht man ihm ruhig und gelassen ins Auge und hat weder Furcht vor ihm noch kennt man das schmerzliche Gefühl des Abschiednehmens. Todkranke können dem Wirken des Schicksals ruhig folgen. Auch die Verwandten und Freunde drücken weder tiefe Trauer noch große Schmerzen aus, wie dies so häufig bei anderen Kulturen der Fall ist. |