Vor der friedlichen Befreiung im Jahr 1951 gab es in Tibet keine Schulen im modernen Sinne. 95 Prozent der Bevölkerung waren Analphabeten, die Einschulungsquote der schulpflichtigen Kinder betrug nur 2 Prozent. Durch die Anstrengungen in den vergangenen mehr als 50 Jahren besteht heute eine vollständige Bildungsstruktur. Das Bildungsangebot umfasst Kindergartenerziehung, Grund-, Mittel- und Hochschulbildung. Außerdem gibt es die Bereiche der Berufsbildung, der Sonderschulbildung und der Erwachsenenbildung.
Statistiken zufolge investierte Tibet im Jahre 2006 in die Entwicklung des Bildungswesens über zwei Milliarden Yuan, ein Anstieg um 3,35 Prozent gemessen an den Ausgaben im Jahr zuvor. Ende 2006 gab es in Tibet 890 Grundschulen, 1568 lokale Unterrichtsstätten und 329 500 Schüler, die Einschulungsquote der schulpflichtigen Kinder erreichte 96,5 Prozent, eine Zunahme um 0,6 Prozent gegenüber dem Jahr 2005; es gab 93 Mittelschulen mit Unterstufe, die von 127 900 Schülern besucht wurden; die Aufnahmequote von Grundschulabgängern in die Unterstufe der Mittelschule lag bei 75,4 Prozent; es gab 13 Mittelschulen mit Oberstufe, an denen 37 700 Schüler lernten; es gab darüber hinaus zehn Fachschulen mit 14 775 Schülern; heute gibt es sechs Hochschulen, darunter die Tibetische Nationalitäten-Hochschule, die Tibetische Hochschule für Agrar- und Viehwirtschaft, die Tibet-Universität und die Hochschule für Tibetische Medizin, an denen 23 327 Studenten immatrikuliert sind. In den letzten Jahrzehnten haben in Tibet über 20 000 Studenten an diesen Hochschulen ihr Studium abgeschlossen, über 23 000 Schüler haben Fachschulen absolviert. Heute verfügt Tibet über Doktoren und Magister: es gibt eine große Zahl an Wissenschaftlern, Ingenieuren, Professoren und bekannten Ärzten sowie Literaten und Künstlern aus der tibetischen Nationalität.
Die allgemeine Schulpflicht in Tibet
In Tibet setzt sich die allgemeine Schulpflicht immer mehr durch. Bis Ende 2006 gab es im ganzen Autonomen Gebiet 73 Kreise, in denen die sechsjährige Schulpflicht bereits verwirklicht ist. In diesen Kreisen kamen etwa 2,6 Millionen Menschen in den Genuss einer Primarschulbildung, was einem Anteil von 99,4 Prozent der Einwohnerschaft entspricht. In 49 Kreisen wurde die neunjährige Schulpflicht für etwa 1,84 Millionen Menschen, 70,5 Prozent der Bevölkerung, praktiziert. 90,4 Prozent der Bevölkerung in 64 Kreisen wurden vom Analphabetentum befreit. Der Anteil der Analphabeten unter den Jugendlichen und Menschen mittleren Alters ist von 39 Prozent im Jahr 2000 auf heute unter 10 Prozent gesunken.
Seit 1985 werden in Tibet alljährlich Schülern und Studenten aus den Bauern- und Hirtenfamilien unterschiedliche Zuschüsse für Verpflegung, Unterkunft und Studienkosten gewährt. 2006 erhielten 246 000 Grund- und Mittelschüler einen Zuschuss von durchschnittlich 1100 Yuan pro Kopf. Für bedürftige Grund- und Mittelschüler in den Grenzregionen Tibets liegt der Zuschuss bei 1200 bzw. 1350 Yuan pro Kopf. Kinder von Bauern und Hirten, die nicht in den Genuss von Zuschüssen kommen, haben die Möglichkeit, jedes Schuljahr ein Stipendium von höchstens 900 Yuan pro Kopf zu erhalten. 2006 wurden in Tibet Zuschüsse für Verpflegung, Unterkunft und Studienkosten in Höhe von etwa 280 Millionen Yuan ausbezahlt. Außerdem können in Tibet schulpflichtige Kinder aus Bauern- und Hirtenfamilien Lernmittel und Schulhefte in bestimmter Menge kostenlos beziehen.
Vom Herbst 2007 an wird Tibet die Zuschüsse für die Verpflegung, Unterkunft und Studienkosten nochmals erhöhen, dann wird es für jeden Grundschüler aus einer Bauern- und Hirtenfamilie statt 1100 Yuan 1200 Yuan geben, und für jeden Schüler der Unterstufe der Mittelschule statt 1250 Yuan 1350 Yuan; die Zuschüsse für jeden Grundschüler bzw. jeden Schüler der Unterstufe der Mittelschule in den Kreisen und Gemeinden der Grenzgebiete werden 1300 Yuan bzw. 1450 Yuan betragen.
Unterricht in tibetischer Sprache
Abgesehen von einigen wenigen Schulen in städtischen Gebieten mit einem Hauptanteil von Schülern der Han-Nationalität, in denen auf Chinesisch unterrichtet wird, wird zur Zeit in den meisten Grundschulen in Agrar- und Viehzuchtgebieten sowie in den Städten in ganz Tibet die tibetische Sprache als eines der Hauptfächer gelehrt. Chinesisch und Tibetisch sind Pflichtfächer, in allen weiteren Fächern ist Tibetisch Unterrichtssprache. Gegenwärtig gibt es in allen Mittelschulen im ganzen Autonomen Gebiet Tibet insgesamt 102 Klassen, in denen alle Fächer auf Tibetisch unterrichtet werden, in anderen Mittelschulen wird der Unterricht in einigen Fächern auf Tibetisch erteilt. Der Gebrauch des Tibetischen als Unterrichtssprache in den Naturwissenschaften wird in der Unterstufe der Mittelschule stetig ausgebaut.
Seit 1985 hat der Staat in den 20 Provinzen und regierungsunmittelbaren Städten außerhalb des Autonomen Gebiets Tibet Klassen und Schulen für Tibeter eingerichtet. Diese Schulen decken alle Bildungsebenen von der Mittelschule bis zur Hochschule ab. In den tibetischen Mittelschulen außerhalb Tibets wird grundsätzlich am Tibetischen als Unterrichtssprache festgehalten. Statistiken zufolge gab es bis Ende 2006 im ganzen Land 28 Schulen, darunter 19 Mittelschulen der Unterstufe, 7 Mittelschulen der Oberstufe und 2 Fachschulen, die Klassen für Tibeter angeboten haben. Es gab 53 Mittelschulen der Oberstufe außerhalb Tibets, welche diejenigen Schüler aufgenommen haben, die tibetische Klassen in der Unterstufe der Mittelschule absolviert hatten. Außerdem gab es noch über 90 Hochschulen außerhalb Tibets, an denen diejenigen Schüler Aufnahme gefunden haben, die tibetische Klassen in der Oberstufe der Mittelschulen absolviert hatten. Die tibetischen Klassen in der Unterstufe der Mittelschulen außerhalb Tibets haben insgesamt 33 100 tibetische Schüler aufgenommen und etwa 14 300 Fachkräfte verschiedener Richtungen für den Aufbau Tibets herangebildet.
Da Tibetisch heute als Pflichtfach und als Unterrichtssprache an sämtlichen Schulen aller Schularten eingeführt ist, wird die Qualität des tibetischen Sprachunterrichts hinsichtlich seiner Inhalte, seiner Methodik und seiner Didaktik ständig verbessert. Seit 1989 bietet die Tibet-Universität einen Studiengang für Lehrkräfte an, die in der Unterstufe der Mittelschule Unterricht auf Tibetisch erteilen sollen. Bislang wurden dort 1438 Lehrkräfte ausgebildet und der Lehrstoff für 19 Fächer in tibetischer Sprache zusammengestellt oder überarbeitet. |