In seinem heiß umstrittenen Dokumentarfilm über den Yasukuni-Schrein beruft sich der Filmemacher Li Ying ausschließlich auf Fakten.
Der in Tokio lebende chinesische Filmemacher hat mit seinem Film über die Kontroversen rund um den Yasukuni-Schrein bereits im vergangenen Jahr die internationale Filmbühne betreten. Sein Film, der den schlichten Namen Yasukuni trägt, erhielt viele ausgezeichnete Kritiken und wurde auf einigen internationalen Filmfestivals ausgezeichnet, unter anderem im südkoreanischen Pusan 2007 und beim Sundance Filmfestival in den USA 2008. In Europa feierte der Film auf dem Filmfest in Berlin sein Debüt.
"Was ich mit diesem Film erreichen möchte, ist ein Blick auf die Geschichte. Außerdem möchte ich den Menschen in Japan helfen, das Erbe des Krieges zu überdenken, das scheinbar seit einer langen Zeit ignoriert wird", erklärte Li gegenüber der Beijing Rundschau.
Der Yasukuni-Schrein wurde im Jahr 1869 eingerichtet. In ihm werde heute den in den Kriegen Japans zwischen 1853 und 1945 gefallenen Soldaten gedacht, heißt es auf der Webseite des Schreins. Seit der Aufnahme der Namen von 14 Klasse A Kriegsverbrechern aus dem 2. Weltkrieg in den Schrein im Jahr 1978 gibt es um die Gedenkstätte massive politische Kontroversen.
Durch die Schreinbesuche des ehemaligen japanischen Premierministers Junichiro Koizumi seit 2001 wurde der Yasukuni-Schrein zu einem weltweiten Thema und hat in verschiedenen asiatischen Ländern, darunter China und Südkorea, zu starken Protesten geführt. Die Gedenkstätte wird weithin als Symbol japanischen Militarismus und Ultranationalismus gesehen. Viele Menschen sind der Ansicht, dass die Besuche des Schreins ein Hinweis darauf sind, dass die führenden japanischen Politiker sich nicht kritisch genug mit der Geschichte ihres Landes auseinandergesetzt haben.
Yasukuni wurde 2007 nach 10 Jahren Arbeit fertiggestellt. Der Film beleuchtet unparteiisch was in und in der Umgebung des Schreins vor sich geht. Der Film beginnt mit dem 90 Jahre alten Naoji Kariya, dem einzigen noch lebenden Schwertschmied, der an der Herstellung von 8100 als Yasukunitou bekannten Klingen mitarbeitete, die in der Umgebung des Schreins geschmiedet und bis 1945 an die Front geschickt wurden.
Der Film verfolgt die Geschichte dieser Schwerter und zeigt, wofür sie genutzt wurden, einschließlich des Nanjing-Massakers von 1937 und des weithin bekannten Enthauptungswettbewerbs, den zwei japanische Offiziere durchführten. Beide wurden später wegen Kriegsverbrechen zum Tode verurteilt. Verehrer des Schreins glauben, dass die Klingen die Seelen der Toten (rund 2,5 Millionen) beherbergen, denen hier gedacht wird. Anschließend stellt der Film vielschichtige Perspektiven zu dem Thema aus hauptsächlich japanischer Sicht dar.
"Die Schwerter und ihre Geschichte sind in der japanischen Gesellschaft ein sehr machtvoller Gegenstand", sagt Li. "Es ist nur schwer zu verstehen, welche Emotionen der Schrein hervorruft, wenn man nicht selbst dorthin geht."
Der gesamte Film wird mit Szenen unterstrichen, in denen zu sehen ist, wie Kariya im Jahr 2006 seine letzte Klinge herstellt. Diese Szene rufen Respekt für die zielstrebige Hingabe eines Künstlers an sein Handwerk hervor. Durch den Verzicht auf einen Begleitkommentar wird dem persönlichen Urteil über die offene vorgetragenen Meinungen der verschiedenen in dem Film auftretenden Personen Platz eingeräumt. Darüber hinaus beleuchtet der Film auch die kontroversen Besuche Koizumis bei dem Schrein und verfolgt die Allianz von Koreanern, taiwanesischen Ureingeborenen, Familien aus Okinawa und einem buddhistischen Priester, die um die Streichung der Namen ihrer Vorfahren aus dem Schrein ersuchen.
Li ist 45 Jahre alt und war früher Dokumentarfilmer beim staatlichen chinesischen Zentralfernsehen. Im Jahr 1989 zog Li nach Japan und wurde Mitbegründer von Dragon Films. Das Unternehmen produziert seit 1993 Fernsehprogramme und Filme.
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