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02. 09. 2014 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Lu Xun-Literaturpreisträger: Die Aufnahme der chinesischen Literatur in Deutschland ist sehr beschränkt Exklusiv

Schlagwörter: Lu Xun-Literaturpreis, Literatur, Shanghai fern von wo, Übersetzung

China.org.cn: Wie ist die Akzeptanz der chinesischen Literatur in Deutschland?

Han Ruixiang: Im Vergleich zur aufgeschlossenen Haltung der Chinesen gegenüber der deutschsprachigen Literatur wird die chinesische Literatur in Deutschland ziemlich beschränkt und häufig vorurteilhaft aufgenommen. Im Jahre 2010 habe ich auf Einladung an dem Deutsch-Chinesischen Literaturdialog teilgenommen, der von dem deutschen Auswärtigen Amt in Berlin veranstaltet wurde. Die lebhafte Auseinandersetzung von beiden Seiten, also zwei Chinesen (Professor Fan Jieping an der Zhejianger Universität und ich) und vier deutsche Kritiker, Gelehrte und Sinologen, hat bei mir einen tiefen Eindruck hinterlassen. Da Mo Yans "Rotes Kornfeld" und Yu Huas "Leben!" in Deutschland weit verbreitet sind, werden die beiden in Deutschland fast einzig und allein als die großartigsten Schriftsteller China betrachtet.

Dieser Ansicht habe ich sehr kritisch widersprochen, weil viele Deutsche damit das Rückständigste, das Unwissende und das Grausamste in der chinesischen Gegenwartsliteratur für das China-Bild halten. Die politische Divergenz und die Ideologie sowie der Eurozentrismus spielen dabei immer noch eine wichtige Rolle. So ist die Aufnahme der chinesischen Literatur, besonders der Gegenwartsliteratur, in Deutschland ziemlich beschränkt.

China.org.cn: Derzeit legt China großen Wert auf die Verbreitung der chinesischen Kultur im Ausland. Wo gibt es Ihrer Meinung nach Probleme?

Han Ruixiang: Es gibt wirklich viele Projekte und finanzielle Unterstützungen. Das Hauptproblem ist: Es mangelt an hochqualifizierten Fachkräften, die die Projekte praktisch durchführen können. Bei der Übersetzung und Verbreitung der chinesischen Literatur im Ausland ist die Beteiligung der Ausländer unentbehrlich. Ich möchte z. B. Jia Pingwa übersetzten, kann aber keine deutschen Partner finden. Die Werke von Jia Pingwa, die stark von lokalen Besonderheiten geprägt sind, sind voller Dialekt aus der Region von Shaanxi und ländlichen Elementen. Fast alle Geschichten ereignen sich in so einer Landschaft. Aber die enorme Spannungskraft der Werke geht über die regionale Beschränkung hinweg. Diese Besonderheit ist eine große Stärke in China, aber zugleich eine Schwäche bei der Verbreitung im Ausland, weil die Übersetzung ziemlich anspruchsvoll ist. Dieses Problem hat auch der Roman "White Deer Plain" von Chen Zhongshi. Die Verbreitung der chinesischen Literatur im Ausland sollte auf Basis der Ausbildung der qualifizierten Fachkräfte nach internationaler Zusammenarbeit streben.

Zur Person:

Han Ruixiang kommt aus dem Kreis Liquan der Provinz Shaanxi und ist Professor für die Germanistik an der Fremdsprachenuniversität Beijing. Außerdem ist er als stellvertretender Vorsitzende der chinesischen Forschungsgesellschaft für die deutschsprachige Literatur tätig. 1975 absolvierte er an der Fremdsprachenhochschule Xi’an und arbeitete dort. Im Jahre 1982 und 1987 hat er jeweils den Magistertitel von der Fremdsprachenuniversität Beijing und den Doktortitel der Universität Salzburg erhalten. Seit 1997 arbeitet er an der Fremdsprachenuniversität Beijing.

Er beschäftigt sich hauptsächlich mit der Lehrtätigkeit und der Erforschung der deutschsprachigen Literatur, sein Forschungsschwerpunkt liegt vor allem auf der österreichischen modernen Gegenwartsliteratur. Bisher hat er drei wissenschaftliche Werke, mehr als 40 wissenschaftliche Aufsätze sowie Übersetzungen von 14 literarischen Werken veröffentlicht und zugleich Kafka-Bände, Bachmann-Band, Handke-Bände und Schnitzler-Bände herausgegeben. Er hat „Die österreichische Literaturgeschichte des 20. Jahrhunderts“, ein Zweigprojekt des Schlüsselprojekts des nationalen Fonds für Sozialwissenschaften und „Die Wiener Moderne“, ein Projekt des nationalen Fonds für soziale Wissenschaften fertiggestellt. Das Werk „Die österreichische und schweizerische Literaturgeschichte des 20. Jahrhunderts“ hat 2000 den dritten Preis für ausgezeichnete wissenschaftliche Forschungsergebnisse von der Chinesischen Akademie für Sozialwissenschaften erhalten. Für die Übersetzung von „Shanghai fern von wo“ wurde ihm 2014 der Luxun-Literaturpreis für Übersetzung verliehen. Zur Zeit leitet er zwei Projekte: ein Forschungsprojekt in Zusammenarbeit mit dem österreichischen Bildungsministerium und ein Übersetzungsprojekt in Zusammenarbeit mit dem deutschen Auswärtigen Amt und dem Literarischen Colloquium Berlin.

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Quelle: german.china.org.cn

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