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04. 08. 2009 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Wege aus der Krise

"Mit drittklassigen Technologien kommen wir nicht weiter!" Exklusiv

Welche sind das?

Beispielsweise das Thema Umweltschutz. Aber auch die Frage der sozialen Sicherungssysteme. Aufbau des Gesundheitswesens, Sozialversicherung, Unfallversicherung, Qualifizierung von Arbeitskräften, der Ausbau der Infrastruktur. Alle Themen, bei denen Deutschland etwas zu bieten hat und sich stärker engagieren könnte, falls von China erwünscht.

Andererseits ist es auch ein aktuell diskutiertes Thema, ob deutsche Firmen nun angesichts der globalen Wirtschaftslage hier die Zelte abbrechen sollten, um kurzfristig in Deutschland "etwas zu retten". Sich jetzt aus China zurückzuziehen wäre aus meiner Sicht langfristig strategisch falsch.

Helft ihr den deutschen Unternehmen dabei solche Entscheidungen zu treffen?

Entscheiden müssen sie selbst. Wir können nur aktuell darüber informieren, wo hier im Land Akzente gesetzt werden.

Inzwischen hat sich ja weitgehend die Erkenntnis durchgesetzt, dass nur nicht mit dem Finger auf den anderen gezeigt wird, und sagt "Die waren’s!". Wenn wir uns nur die Diskussion der letzten Jahre über den Umweltschutz anschauen. Da hieß es dann aus den Industrieländern "Die Entwicklungsländer müssen mehr tun!"

Also nach dem Motto: Die sind schuld!

Genau: China sei schuld und müsse mehr für den Umweltschutz tun. Die Entwicklungsländer haben ihrerseits darauf hingewiesen, dass die entwickelten Länder über viel mehr Potenzial verfügen und deshalb mit gutem Beispiel vorangehen müssten, dem andere dann folgen könnten.

Was hat sich geändert?

Heute sprechen China und Europa in Sachen Umweltschutz mit einer Stimme und sagen, das sei ein gemeinsames Problem, dass wir gemeinsam angehen müssen.

Bemerkenswert.

Ebenso bei der Finanzkrise. Nur mit dem Unterschied, dass es sich für China anders als bei den entwickelten Ländern mehr um eine Exportkrise handelt. Wegbrechende Nachfrage nach "billigen" Produkten aus China ist aber auch eine Chance, die Strukturreform der Wirtschaft voranzutreiben und technologieintensive Branchen stärker zu entwickeln. Was lange schon auf der Tagesordnung stand – qualitativ höherwertige Investitionen ins Land zu holen – soll jetzt mit neuer Energie erreicht werden. Gerade deutschen Investoren bietet das Möglichkeiten.

Also weg vom Image der "billigen Produktionsstätte der Welt"?

Ja. Wenn man sich heute das Perlflussdelta anschaut, stellt man fest, dass China von dieser Massenproduktion, die absolut vom Export abhängig ist, wegkommen will.

Reden wir einmal über Umwelttechnologie. Etwas wo die Deutschen stark sind. Erst im Juni war der deutsche Umweltminister mit einer großen Wirtschaftsdelegation in Shenyang. Deutschland hat viel zu bieten. Und offenbar hat China auch Interesse an deutschen Investitionen in diesem Bereich. Das chinesische Energieministerium will weiterhin zu 84 Prozent auf Kohle zur Stromerzeugung setzen. Andererseits will das Umweltministerium erneuerbare Energien stark fördern. Etwa Windkraft und Solaranlagen. Wie geht das zusammen?

Allein auf die eine oder die andere Energiequelle zu setzen, wird nicht funktionieren. Mit Windkraft kann Chinas Energiebedarf nicht gedeckt werden. Es kommt auf einen gesunden Mix der Energieträger an. Und es steht nicht die Frage, ob die eine oder andere Energiequelle einfach "abgeschaltet" werden muss, sondern die Frage, wie sie sauber und sicher eingesetzt werden können – von Atomkraft über die Energieerzeugung aus Kohle bis hin zur Windkraft. Das ist die Herausforderung.

Im Westen ist mit Blick auf China oft zu hören, Kohlekraft sei nicht gut, weil zu viel CO2 ausgestoßen wird. Atomkraft solle auch nicht genutzt werden, weil es zu gefährlich ist, und Wasserkraftwerke zerstörten die Umwelt und das Ökosystem. Aber bitte, woher soll denn die Energie für so ein bevölkerungsreiches Land kommen?

Und alle diese Länder wollen in China billig produzieren.

Richtig! Und dabei wird viel Energie verbraucht. Ein gesunder Energiemix ist also derzeit das Gebot der Stunde. Und die vorhandenen Energieressourcen so einzusetzen, dass sie nicht umweltschädigend sind. Ich meine, mit "Kohle und Atomkraft, nein danke!" macht man es sich in Europa zu einfach.

Und was sollen deutsche Unternehmen nun tun?

Ihre fortschrittlichen Technologien in China einsetzen. Mit drittklassigen, alten Technologien können die hier heute keinen Blumentopf mehr gewinnen.

So wie es am Anfang geschehen ist. Da fällt mir zum Beispiel die Autoindustrie ein.

So ist es. Es müssen heute neue Formen der Kooperation gefunden werden, bei denen die neuen Technologien zum Einsatz kommen. Es ist inzwischen auch einhellige Meinung unter den deutschen Unternehmen in China, dass sie nur noch so vom hiesigen Konjunkturpaket profitieren können.

Apropos, Konjunkturprogramm. Wie empfinden die deutschen Firmen in China in diesem Zusammenhang die Empfehlung "Buy Chinese!" der Regierung in Bejing? Gelten auch von deutschen Unternehmen in China hergestellte Produkte als chinesisch?

Zunächst zur zweiten Frage: Aus meiner Sicht ja. Da fordert auch die europäische Kammer mehr Gleichberechtigung. Zur ersten: Es ist ja wohl verständlich, dass staatliche chinesische Mittel eher den chinesischen Unternehmen zugute kommen sollen. Das ist ja überall die Regel.

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Quelle: german.china.org.cn

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