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18. 09. 2009 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Design

Weiße Zeichen auf rotem Grund Exklusiv

Die erfolgreiche Berliner Designerin Liu Yang stammt aus Beijing. Sie erzählt, wie sich die Designkulturen verschiedener Länder miteinander vereinbaren lassen und was China in Sachen Außendarstellung besser machen kann.

Nach dem Studium haben Sie zwei Jahre in London gelebt und gearbeitet, und ein Jahr in New York. Die letzten vier Jahre waren sie oft in Beijing. Die längste Zeit jedoch haben Sie in Deutschland verbracht.Welche Rolle spielt nach Ihrer Erfahrung Design im Alltag oder gestaltetes Alltagsleben in den verschiedenen Ländern? Was sind Gemeinsamkeiten, was die Unterschiede?

Wenn wir die Länder betrachten, in denen ich gelebt habe, muss ich sagen, dass Design im englischen Alltag die größte Rolle spielt. In London, glaube ich, ist das Designniveau am höchsten. Es ist sehr intellektuell, was ich mag. In London ist mir persönlich die Qualität der Grafik und des Industriedesigns aufgefallen, in New York Mode und Neue Medien, in Berlin eher die neue Typografie und, dass sich eine sehr interessante junge Designszene in vielen Bereichen entwickelt. In China wird der Prozess der Identitätsfindung im zeitgemäßen Design inzwischen auch stärker. In Beijing und Shanghai entsteht inzwischen auch eine sehr interessante Designszene. Lange Zeit war das Design im neuen China noch sehr traditionell. Dann wurde es spürbar sehr europäisch. Erst in den letzten zwei Jahren beginnt sich das Chinesische im modernen Design langsam zu definieren. Es ist aber noch nicht so systematisch wie in Europa. Chinas Designentwicklung ist in etwa mit der Japans vergleichbar, wo es erst vor Jahrzehnten erst stark westlich beeinflusst wurde, bis sich eine eigenständige Designsprache geformt hat, die eng in der eigenen Alltagskultur verwurzelt ist.

China hat doch historisch gesehen eine lange Designtradition. Warum ist der Einfluss des Designs aus dem Ausland heute so wichtig bei der Identitätsfindung?

Es gab im modernen China ganz lange eine Lücke in der Designtradition. Diese musste in den letzten Jahren zunächst durch europäisches und japanisches Design geschlossen werden. Die chinesischen Designer hatten eine Zeitlang keine andere Wahl. Es gibt heute viele Designer und Designlehrenden, die in den letzten Jahren an einer chinesischen Formensprache sowie Typografie arbeiten, diese Aufgabe wird weiter an meine und die folgende Generation weitergetragen, um diese Lücke langsam zu schliessen.

Welche Zeitspanne meinen Sie?

Die Zeit, in der in China Design nicht systematisch gelehrt wurde. Die Lehrer, die heute Design lehren, haben in dieser Zeit studiert. In den 20er bis 40er Jahren gab es beispielsweise in Shanghai zig professionelle Werbeagenturen. Erst in den letzten fünfzehn Jahren wird das wieder neu aufgebaut.

Ihr grafischer Vergleich von 2007 zwischen der chinesischen und deutschen Kultur wurde viel im Internet diskutiert. Was glauben Sie, haben Chinesen und Deutsche ihre Botschaften gleichermaßen verstanden? Etwa: Chinesen denken "Birne" aber sagen "Apfel". Deutsche denken "Apfel" und sagen "Apfel". Chinesische Senioren spielen mit den Enkelkindern, deutsche mit ihrem Hund. Deutsche Frauen sind gern braun, chinesische gerne weiß. In Deutschland ist „Ich“ wichtiger als in China. Deutsche haben eine bescheidene Idee, stellen sie aber als etwas sehr Großes dar. Chinesen sind hingegen bescheidener.

Letzteres ändert sich inzwischen auch in China. Nach 25 Ausstellungen, fünf davon in China, kann ich sagen, dass es sehr gut aufgenommen wurde. Anfangs hatten ich und die Aussteller etwas Sorge, dass sowohl einige Deutsche als auch Chinesen sich durch so viel Offenheit verletzt fühlen könnten. Am Ende war aber niemand beleidigt. Da war ich froh (lacht). Insbesondere freut es mich, dass ich viel Feedback aus dem Mittleren Osten, aus Afrika, Südamerika und Südostasien bekommen habe. Interessanterweise haben die sich fast alle sich mit der roten Seite idendifiziert.

Einige Sachen sind auch sehr witzig. Etwa, dass man in Deutschland 1970 erstmal unbedingt ein Auto haben musste (Stichwort: neuer Wohlstand), und 1990 wieder ein Fahrrad (Stichwort Öko-Welle). In China aber genau umgekehrt, aber ebenfalls durch den sozialen Wandel verursacht. Dieser Piktogramm-Stil kommt demnach auch gut in China an?

Bisher hat sich noch niemand beschwert (lacht).

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Quelle: german.china.org.cn

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