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18. 09. 2009 | Druckversion | Artikel versenden| Kontakt |
"Ost trifft West"
Zum Schluss: Wie kann sich China heute zeitgemäß und angemessen im Ausland darstellen? Braucht China eine neue "Corporate Identity" (CI)?
Das offizielle, staatliche Design könnte ruhig etwas mutiger sein. Es ist heute viel zu vorsichtig. Mag sein, dass das an Vorschriften liegt. Die sind für den Alltag der Chinesen aber kaum relevant. Im Alltagsleben sind Chinesen sehr viel lockerer und freier als das, wie sich China heute im Ausland präsentiert. In Deutschland muss man da ganz einfach den Eindruck bekommen, China sei ein sehr strenges Land. Das stimmt so natürlich nicht. Das darf die Regierung auch mal kommunizieren. China ist ein kulturell geprägtes Land, das sich immer mehr öffnet. Der einzelne hat durchaus mehr Freiheiten, als man gemeinhin im Ausland glaubt. Es sind viele sehr interessante Szenen in der Kunst, Musik und Literatur in den Großstädten Chinas entstanden. Diese sollten auch in den Präsentationen zum Ausdruck kommen.
Viele Deutsche haben ein ganz anderes Bild von China, bevor sie es selbst zum ersten Mal besuchen. Was könnte China aus Sicht einer Designerin besser machen?
Es gibt schon ein paar Dinge, die gut gemacht werden, aber das Image muss noch viel mehr aufgelockert werden. Dadurch ändert sich ja nichts an der Ernsthaftigkeit des Landes. Ich empfehle, die Außenwerbung Chinas mehr an professionelle Werbeagenturen zu übergeben, die eine entsprechende Imagekampagne ausarbeiten können. China ist ein Land, in dem man sich sehr wohlfühlen kann. Aber das hat man bisher gar nicht nach außen kommunizieren können. Auf der EXPO in Hannover im Jahr 2000 war ich sehr enttäuscht von der China-Halle. Damals wurden, wie üblich, nur die vier großen Erfindungen Chinas gezeigt. Klar, die sind historisch auch wichtig. Aber man muss es nicht dauernd wiederholen. Es gibt heute neue chinesische Erfindungen und die jungen Menschen, die nach 1970, 80 und 90 geboren sind, die das heutige China repräsentieren.
Nach dem Motto: Was heute passiert, steht morgen auch in den Geschichtsbüchern.
Was heute in China passiert, ist ebenso einmalig. Ich empfinde das Alltagsleben in China als viel weniger linear als das in Deutschland. Es gibt hier soviel Vielfalt. Das sollte man auch darstellen.
Welche Rolle kann Design beim Lösen gegenseitiger Missverständnisse spielen?
Design kann eine Botschaft visuell darstellen, sodass internationale Betrachter sie verstehen. Ganz ohne Sprache, ohne kulturelle Kodierung. Die kulturelle Verständigung kommt allgemein jedoch von innen. Dazu ist eine kritische Selbstbetrachtung nötig: Wieviel tue ich selbst, um den anderen zu verstehen? Jeder ist doch mal selbstgerecht und denkt: So wie ich denke, muss es sein.
Ist auch kultureller Austausch dafür wichtig?
Ich bin nicht sicher, ob das kulturelle Verständnis nur bei Menschen gut ist, die schon überall waren. Es geht eher um die Bereitschaft, das Andersartige zu akzeptieren. Ich kenne Leute in Beijing wie Berlin, die noch nirgends hingereist sind und das trotzdem können. Verständnis für den anderen kommt von innen, glaube ich.
Spielt Erziehung dabei eine wichtige Rolle?
Ja. Familiäre Erziehung und persönliche Erlebnisse sind dafür sehr wichtig.
Was sind gerade Ihre interessantesten, laufenden Projekte? In China, in Deutschland?
Das genannte Buchprojekt und ein paar Plakate für die Frankfurter Buchmesse. Danach mache ich in Dresden ein Beschilderungssystem für die Staatlichen Kunstsammlungen [SKD] und das grafische System für ein neues Musem, das Albertinum. Und für das Museum der Wittelsbacher Geschichte in Bayern arbeite ich auch am Grafischen System und am Ausstellungsdesign mit.
Was finden Sie am interessantesten bei Ihrer Arbeit?
Die Mischung. Alle zwei bis sechs Monate bekomme ich eine völlig neue Aufgabe. Von CI, Buch- bis Ausstellungsdesign. Das ist das Spannende.
Hoffen wir, dass es auch so bleibt!
Danke (lacht).
Quelle: german.china.org.cn
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