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10. 11. 2009 | Druckversion | Artikel versenden| Kontakt |
von Till Wöhler, Beijing
Professor Ottmar Edenhofer ist Chefökonom am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und Vorsitzender der Arbeitsgruppe III des UN-Klimarats. China.org.cn sprach mit ihm in Beijing über eine effiziente und gerechte globale Klimapolitik, und welche Rolle China dabei spielen wird.
Ottmar Edenhofer: "Es braucht Augenmaß, damit wir am Ende nicht zu Zielkonflikten kommen und sagen: entweder Nahrungsmittelsicherheit, Bekämpfung des Hungers oder Klimaschlutz." (Foto von Till Wöhler)
China.org.cn: Herr Edenhofer, es ist von vitaler Bedeutung für die Menschheit, dass die Welt beim von den Vereinten Nationen gesponserten Klimagipfel im Dezember einen Konsens erreicht. In vielen Bereichen. Ich möchte einmal stellvertretend das Reduzieren der globalen Entwaldung und die Wiederaufforstung herausgreifen. Gesunde Wälder sind für das Weltklima wichtig – in vielerlei Hinsicht. Zahlreiche Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die vom Menschen verursachte globale Entwaldung für rund 20 Prozent oder ein Fünftel der gesamten CO2-Emissionen verantwortlich ist. Im 2012 auslaufenden Kyoto-Protokoll wurde das nicht einmal erwähnt. Können wir es uns länger leisten, das zu ignorieren?
Ottmar Edenhofer: Nein, natürlich nicht. Es wäre aus vielerlei Gründen sinnvoll, etwas gegen die Entwaldung zu tun. Aber die politischen Hindernisse sind gewaltig. Ein Schritt wäre, dass man in einen noch zu schaffenden, stehenden Emissionshandel die Wälder mit einbezieht. Man müsste dann auch darüber sprechen, dass diejenigen Länder, die das öffentliche Gut Regenwald, die Lungen der Erde, bereitstellen, dafür entlohnt werden. Dazu bräuchte es ein Extra-Abkommen, dass so etwas wie das Kyoto-Abkommen entweder ergänzt. Oder man müsste sich zu einem eigenen Waldabkommen durchringen.
Gro Brundtlandt, die UN-Botschafterin für den Klimawandel, empfiehlt den Entwicklungsländern das Aufforsten; Großbritanniens Premier Brown glaubt, dass die Industrienationen ohne weiteres ihre Gelder für den Umweltschutz den armen Ländern überweisen könnten, damit diese ihre Regenwälder schützen beziehungsweise aufforsten können. Wissenschaftliche Studien behaupten, dass man das Problem der Entwaldung damit bis 2030 um 75 Prozent reduzieren und damit einen großen Beitrag zum Klimaschutz leisten könnte. Ist dieses Szenario realistisch?
Grundsätzlich ist das schon sehr sinnvoll – und es ist auch realistisch. Wenn man versucht, die Entwaldung mit Kompensationszahlungen zu stoppen, stellt sich aber auch die Frage des Monitoring: Wie kann man überprüfen, ob das Geld auch dafür verwendet wird? Und die der Compliance, der Durchsetzung: Was kann man tun, wenn die Entwaldung trotzdem fortgesetzt wird? Das sind schwierige Fragen. Mit moderner Satellitentechnik kann man das heute aber überwachen, und mittels der internationalen politischen Gepflogenheiten lässt sich auch gegebenenfalls Druck ausüben. Langer Rede, kurzer Sinn: Es ist eine ganz wichtige Option. Aber ich möchte betonen, dass es zunächst darum geht, das Abholzen zu verhindern. Ob die Aufforstung den Klimawandel in großem Maße aufhalten kann, halte ich für umstritten. Es kann nur eine ergänzende Maßnahme sein. Im Agrarsektor etwa werden wir uns auch mal mit der Methangas-Frage beschäftigen müssen, sprich wir werden unseren Fleischkonsum reduzieren müssen. Am wichtigsten, denke ich, bleibt es, das Energiesystem umzugestalten.
Ist das Problem der Entwaldung ein Thema in Kopenhagen? Für China ist das zum Beispiel ein großes Thema hinsichtlich Erosion und Trinkwasserschutz, dem man sich nun verstärkt mit Aufforstungen und Wälderschutz widmet.
Was genau die Themen in Kopenhagen sein werden, ist zunächst offen. Aber wer weiß, ob nicht die USA angesichts der innenpolitischen Schwierigkeiten, in denen sie stecken, plötzlich einen Vorschlag dazu machen, wie man die Abholzung verhindern kann. Aber es wird sicher kein zentraler Bestandteil der Diskussion sein.
Quelle: german.china.org.cn
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