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10. 11. 2009 | Druckversion | Artikel versenden| Kontakt |
Erwarten Sie einen großen Durchbruch in Kopenhagen?
Nein. Wir müssen uns ein wenig von der Illusion befreien, dass nun in Kopenhagen die große Blaupause zur Rettung des Planeten beschlossen wird. Da müssen noch ganz viele Schritte folgen.
Denkbar ist auch, dass Kopenhagen nur ein minimaler Erfolg wird. Es gibt viele Gründe dafür, die Erwartungen nicht zu hoch zu schrauben. Die USA sind einfach schlecht vorbereitet. Sie haben innenpolitisch ihre Hausaufgaben nicht gemacht und zehn, wenn nicht gar 20 Jahre verloren. Es bleibt abzuwarten, wie sich die USA in dieser Situation positionieren können.
Persönlich kann ich mir nicht vorstellen, dass von dort ein mutiges, großzügiges Paket kommt.
Ich halte minimale Vereinbarungen für wahrscheinlicher, die dann zu einem weiteren Treffen führen, wo man dann ein ausführlicheres Abkommen schließen kann.
Glauben Sie, dass die USA unter Obama, wie er bereits in seinem Wahlkampf versprochen hat, bald die Führung übernehmen und einen "Siegeszug der grünen Wirtschaft" anführen werden?
Obama will vermeiden, dass die USA vor einem ähnlichen Disaster stehen wie beim Kyoto-Protokoll. Das bestand darin, dass sie ihre internationalen Zusagen innenpolitisch nicht abgesichert hatten und deshalb nicht hielten. Die Obama-Administration, die seit Januar regiert, hatte einfach sehr wenig Zeit, sich innenpolitisch intensiv auf Kopenhagen vorzubereiten.
Kommen wir einmal auf den Umbau des Energiesystems zu sprechen, der Ihnen besonders am Herzen liegt. Sie sagen, das Kernproblem sei, dass bisher wirtschaftliche Entwicklung gedanklich immer an steigende Emissionen gekoppelt sei. Wachstum und Emissionen müssen global entkoppelt werden, fordern Sie. Dafür seien mehr Energieeffizienz, eine neuartige Kohlenutzung mit CO2-Einlagerung (Carbon Capture and Storage oder CCS), die Nutzung von Biomasse und Kernkraft von Bedeutung, wobei letzteres eine kleinere Rolle spiele. Sie sprechen vor allem der Einführung eines globalen Emissionshandels mit Zielen bis 2050 das Wort. Kann ein Klimahandel eine Dauerlösung gegen den Klimawandel sein? Haben wir so viel Zeit?
Beim Emissionshandel geht es zunächst einmal darum, dass sich die nationalen Regierungen auf eine Emissionsobergrenze einigen. Eine solche Festlegung bis Ende des Jahrhunderts oder bis 2050 wäre schon ein großer Erfolg in Kopenhagen. Dabei stellt sich die Frage nach einer Verteilungsregel, also, wie die Emissionsrechte auf die einzelnen Nationalstaaten verteilt werden. Das heißt, wieviel Emissionen dürfen die USA, China und die europäischen Staaten künftig ausstoßen? Danach erst kommt der eigentliche Emissionshandel.
Dabei geht es darum, die billigsten Vermeidungsoptionen herauszufinden. Wenn beispielsweise China die Effizienz seiner Stromerzeugung erhöhen und weniger Emissionen als die vereinbarte Höchstgrenze ausstoßen will, in dem es etwa seine Kohlekraftwerke mit CCS ausstattet oder Windkraft einführt, würden Emissionen gespart. Diese Emissionsrechte könnte China dann verkaufen, um damit die beabsichtigten Investitionen zu finanzieren. Der Wert der Emissionsrechte würde dann vom CO2-Preis abhängen.
Ein CO2-Preis?
Ja. 850 Gigatonnen CO2 kann die Erdatmosphäre noch aufnehmen, dann ist Schluss. Ich bin daher der Meinung, CO2 muss einen Preis bekommen. Alle Verschmutzer müssen Kohlenstoffmärkten beitreten und für die Nutzung der Ressource Erdatmosphäre zahlen. Der Emissionshandel ist insofern erst mal eine Einstiegslösung, weil wir momentan global gar keine andere Wahl haben. Also ich sehe keine andere. Wir haben in den letzten zehn Jahren bereits 260 Gigatonnen in die Erdatmosphäre geblasen, die deshalb nun gleichsam wie ein Deponieraum bewirtschaftet werden muss.
Dem ist CCS erst nachgelagert. Ob das dann im großen Maßstab kommt, ist noch fraglich. Es hängt davon ab, wie teuer diese Technologie wird und ob der CO2-Preis weiter steigen wird. Damit konkurriert CCS mit den erneuerbaren wie mit der Kernenergie. Um festzustellen, was am besten ist, brauchen wir eine Emissionsobergrenze und dann den Emissionshandel.
Quelle: german.china.org.cn
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