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10. 11. 2009 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Weltklimapolitik

"Wir dürfen keine Geisterdebatten führen!" Exklusiv

Wäre nicht bei dem von Ihnen eben skizzierten Szenario – aber nicht allein deshalb – das Reduzieren der Entwaldung und das Aufforsten sinnvoll, damit auch die Entwicklungsländer bei Emissionsobergrenzen und beim Emissionshandel mit den Industrieländern gleich etwas in die Waagschale zu werfen haben? China will bis 2020 eine Fläche der Größe Norwegens aufforsten, und auch ein paar Mitglieder des UN Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) betrachten das als ein wesentliches Thema der weltweiten Klimabemühungen.

Man kann das Abholzen verhindern, aber meiner Meinung nach ist noch unklar, ob und in welchem Umfang Wälder dauerhaft die CO2-Emissionen senken können. Die restlichen 850 Gigatonnen, die die Atmosphäre noch aufnehmen kann, können niemals allein durch die natürlichen Senken absorbiert werden. Der Hauptimpuls muss aus dem Energiesystem kommen.

Dass eine Maßnahme nicht reicht, dürfte klar sein. Sie sagten im September in einer Diskussionsrunde in Beijing, sie könnten sich global ein Klimaschutzszenario vorstellen, bei dem Kernkraft eine geringere Rolle spielt, erneuerbare Energien und Kohlekraft aber eine größere. Letzteres ist besonders in China ein großes Thema, wo immer noch 84 Prozent der elektrischen Energie aus Kohle erzeugt werden. Ist die von Ihnen propagierte Kohlenutzung mit CO2-Einlagerung beziehungsweise CCS die Lösung für China?

CCS ist ja nicht nur mit Kohle, sondern auch Erdgas und später vielleicht Biomasse möglich. Also Bioenergie in Form von Biosprit und Bioelektrizität kann man auch mit CCS verknüpfen. Dann hätte man sogar negative Emissionen. Eine der überzeugenden und interessantesten Perspektiven, wie ich meine.

Halten Sie mittelfristig einen Umbau des chinesischen Energiemarktes, weg von Kohle und Kernkraft, hin zu erneuerbaren Energien und Biomasse, für möglich?

Aus meiner Sicht wird in China der Hauptanteil in den nächsten 50 Jahren weiter von der Kohle kommen, also Verstromung oder Verflüssigung. Bei dem enormen Energiebedarf Chinas wird es auch Kernenergie und einen gewaltigen Zubau bei den Erneuerbaren geben. Hauptaufgabe ist es, Chinas Kohlenutzung instandzusetzen und nachhaltig zu machen. Das heißt, sie brauchen CCS, aber nicht als Dauerlösung.

Wenn man bedenkt, dass wir weltweit 11 000 Gigatonnen Kohle im Boden haben, ist ein ambitioniertes Klimaschutzabkommen in Kopenhagen ohne die Option CCS undenkbar. Mir fehlt jedes Verständnis für die europäische Position, Kohlenutzung mit CO2-Einlagerung jetzt schon auszuschließen. Es geht ja zunächst nicht um den kommerziellen Einsatz von CCS, sondern um Pilotprojekte, die ebenso wichtig sind wie bei den Erneuerbaren.

Was meinen Sie, warum wird das von Europa jetzt schon abgeblockt?

Das ist halt eine sehr verengte europäische Perspektive, weil man glaubt, die dort vereinbarten Emissionsreduktionsziele auch ohne CCS erreichen zu können. Für Europa trifft das gewiss zu, aber es geht doch darum, wer die technologische Führerschaft übernimmt. Wenn also CCS nicht als Option für China in Reichweite ist, kann ich mir nicht vorstellen, dass es einem Abkommen zustimmen wird.

Deutschland scheint da in der Pflicht zu stehen, seine Kompetenz und seine Vorreiterrolle bei umweltfreundlichen Technologien auszuspielen.

Ja, ganz meine Meinung.

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Quelle: german.china.org.cn

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