China: Neue Chancen für die deutsche Wirtschaft |
Anfang der Woche fand in Berlin im Rahmen der diesjährigen Asien-Pazifik-Wochen ein chinesisch-deutsches wirtschafts- politisches Kolloquium statt. Das Kolloquium widmete sich der Frage, wie sich die deutsche Wirtschaftspolitik ausrichten muss, um sich der neuen Situation nach Chinas WTO-Beitritt anzupassen und die Chancen, die China bietet, in Zukunft zu nutzen. China ist im Jahre 2001 der Welthandelsorganisation (WTO) beigetreten. Die stärkere Einbindung Chinas in die Weltwirtschaft und die dynamische Wirtschaftsentwicklung im Land werden, aus Sicht der deutschen Wirtschaft und Politik, grundlegende Änderungen für die globalen Handels- und Wirtschaftsbeziehungen zur Folge haben. Die Weichen für die Neuordnung der ökonomischen Gewichte werden jetzt gestellt. Vor diesem Hintergrund fand das chinesisch-deutsche wirtschaftspolitische Kolloquium statt. Teilgenommen haben mehr als 200 Vertreter aus wirtschaftlichen, politischen, wissenschaftlichen und akademischen Bereichen Chinas und Deutschlands sowie Vertreter weltweit tätiger deutscher Konzerne wie Daimler Chrysler und Siemens. Auch Vertreter deutscher Mittelstandsunternehmen waren auf dem Treffen zugegen. Chinas WTO-Botschafter Sun Zhenyu und der Direktor des chinesischen Nationalen Instituts für ökonomische Forschung, Prof. Dr. Fan Gang, reisten extra zu dieser Veranstaltung an. Das Kolloquium widmete sich der Frage, wie sich eine erfolgreiche Wirtschaftspolitik aus deutscher Sicht vor dem Hintergrund einer sich verändernden Weltordnung neu ausrichten muss. Eine Einführung in dieses Thema gab Prof. Dr. Eberhard Sandschneider, Direktor des Forschungsinstituts der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik. Anschließend gab Staatssekretär Rudolf Anzinger, der den deutschen Bundespräsidenten Johannes Rau auf seiner kürzlichen China-Reise begleitet hatte, seine Eindrücke von den Ansätzen der chinesischen Wirtschaftspolitik wieder. Der chinesische WTO-Botschafter Sun Zhenyu, der soeben vom WTO-Ministertreffen aus dem mexikanischen Cancun zurückgekehrt war, berichtete über Chinas Arbeit in den anderthalb Jahren seit seinem WTO-Beitritt und die Herausforderungen, mit denen China konfrontiert ist. Zum Thema des Kolloquiums äußerte sich Sun Zhenyu gegenüber Radio China International. Sun sagt, die Politik Deutschlands als wichtiges Mitglied der Europäischen Union und die Politik der EU überhaupt, seien auf eine zukünftige Intensivierung der Zusammenarbeit mit China in allen Bereichen ausgerichtet. China begrüße diese Tendenz und wolle mehr Unternehmen aus Deutschland und den EU-Staaten ermutigen, nach China zu gehen. Die Kooperationsperspektiven zwischen China, Deutschland und der EU seien vielversprechend, da man über eine sehr gute politische Grundlage verfüge. Wirtschaftlich ergänzten sich beide Seiten ausgezeichnet. Der chinesisch-deutsche Handel habe allein in den ersten 7 Monaten des laufenden Jahres eine Wachstumsrate von 55% verzeichnen können. Das Handelsvolumen sei enorm und ebenso das Potential, das in dieser Partnerschaft stecke. In einer anschließenden Podiumsdiskussion beleuchteten hochrangige Vertreter aus Wirtschaft und Politik neue strategische Herausforderungen im Handel mit China. Trotz verschiedener Meinungen und Differenzen waren alle Anwesenden der Ansicht, wer den chinesischen Markt verschlafe, der verschlafe die Zukunft. Prof. Dr. Carl Hahn, Vorsitzender des Vorstandes der Volkswagen AG von 1982 bis 1992, der die Volkswagen AG im Jahre 1984 nach China geführt hatte, sagte, er sei aus Nostalgie hierher gekommen und weil er die Entwicklung Chinas mit großem Interesse verfolge, nachdem er sie von Anfang an erlebt habe. Es sei sicherlich sehr wichtig für China, der WTO beigetreten zu sein, und damit auch Einfluss auf die Politik der WTO zu haben. China brauche sich nicht vor der Öffnung zu fürchten. Auf der anderen Seite hätten Europäer wie Amerikaner in China großartige Chancen. Denn ein Land mit 1,3 Mrd. Menschen zu industrialisieren und seine Wirtschaft zu entwickeln, sei eine Herausforderung für alle Beteiligten. Er vertrete darüber hinaus auch die These, dass sich die Weltwirtschaft in den letzten 25 Jahren zweifellos bei weitem nicht so dynamisch, so gut entwickelt hätte ohne die erfolgreiche Wirtschaftspolitik Chinas. Diese habe Impulse in die Welt hinaus gesandt. Veranstalter des wirtschaftspolitischen Kolloquiums waren das Asien-Pazifik-Forum Berlin und das deutsche Magazin "WirtschaftsWoche". Warum die "WirtschaftsWoche" das chinesisch-deutsche Kolloquium mitveranstaltete, beantwortet der Chefredakteur Stefan Baron so, die Idee dafür, sei schlicht aus dem großen Interesse an China entstanden. Die Idee sei einfach, dass man dieses Interesse befriedigen wolle. Es gäbe so viele deutsche Unternehmen, die im China-Geschäft tätig seien, es gäbe viele mittelständige Unternehmen, die noch nach China gehen wollten und die in China investieren wollten, es gäbe zunehmend chinesische Unternehmen, die nach Deutschland kämen und dort investierten. Das heiße, es gäbe ein großes gegenseitiges Bedürfnis, mehr über einander zu wissen und zu erfahren und sich über aktuelle Probleme auszutauschen, sich kennen zu lernen und Geschäfte zu machen. Dafür wolle man ein Forum bieten, so Baron. (CRI/China.org.cn, 25. September 2003) |