Chinesisch-deutsche Beziehungen durch Spracherwerb gestärkt |
Chinesen und Deutsche entwickeln immer mehr Interesse für die jeweils andere Muttersprache – eine Entwicklung, die das generell gestiegene Interesse aneinander dokumentiert, das mehr und mehr in Deutsch und Mandarin (Putonghua) ausgedrückt wird. "Hätte ich mich nicht für die Sprache entschieden, könnte ich keine deutschen Freunde haben, wie ich sie hier getroffen habe", sagte Tang Lulu, eine 20jährige Hauptfachstudentin in Deutsch an der University of International Business and Economics (UIBE) in Beijing (Peking). Ihr zufolge hätten sie ihre Erfahrungen überrascht. "Sie sind ganz anders, als ich mir gedacht hatte. Viele Chinesen glauben, Deutsche seien immer pünktlich, aber das stimmt nicht", sagte Tang, lachte dabei und deutete auf ihren Lehrer Tobias Galts, der Chinesisch an der UIBE studiert. "Außerdem glauben viele Leute, Deutsche seien immer ernst und hätten wenig Sinn für Humor, aber das glaube ich nicht", sagte sie und erntete ein Lachen von Galts. Glaubt man Chinas Bildungsministerium, gibt es derzeit 1280 deutsche Studenten in China, die siebtgrößte Zahl an ausländischen Studenten im Land. Daniela Böhme, die Direktorin des Shanghaier Büros des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) – der größten Organisation zum internationalen akademischen Austausch – sagte, dass ihre Organisation jährlich bis zu 1400 Studenten bei ihrem Studium in China unterstützt. Böhme sagte auch, derzeit gebe es 26.000 chinesische Studenten in Deutschland, ein Zehntel aller ausländischen Studenten. Ein Bericht des deutschen Ministeriums für Bildung und Forschung mit dem Titel "Internationalisierung von höherer Bildung: ausländische Studenten in Deutschland, deutsche Studenten im Ausland" besagt: "Mit fast 12 Prozent der mobilen ausländischen Studenten ist China der unangefochtene Spitzenreiter und entsendet fast zweimal so viele Studenten wie Polen, das zweitstärkste Herkunftsland." Böhme erklärte: "Deutschland ist noch immer ein sehr attraktiver Studienort. Verglichen mit anderen Ländern betragen unsere Studiengebühren maximal 500 Euro pro Semester. 60 Prozent aller Bundesländer verlangen überhaupt keine Gebühren. Deutschland sieht internationale Studenten nicht unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten, sondern als Träger zukünftiger Gemeinschaftsprojekte." Und durch Bildungsabkommen zwischen beiden Regierungen erkennt China die meisten Abschlüsse aus Deutschland an. "Ich möchte Deutschland unbedingt besuchen, denn es st ein großartiges land. Deshalb habe ich Deutsch als Hauptfach gewählt", sagte die UIBE-Studentin Ting Ting aus der Provinz Hubei, die ebenfalls bei Galts studiert. Galts sagte, er habe Putonghua zu lernen begonnen, weil es eine Herausforderung sei. Später habe er China lieben gelernt. "Ich möchte in der Zukunft etwas in China machen. Gerne würde ich hier arbeiten und leben", sagte er. "Es gibt auch einen persönlichen Grund. Meine Freundin ist Chinesin." Allerdings verbringt das Paar kaum Zeit zusammen. Während er in China Chinesisch lernt, studiert sie in Deutschland Deutsch. Doch während Galts durch sein Interesse an Sprachen zum Studium von Putonghua kam, sind mehr und mehr Deutsche aus anderen Gründen an der chinesischen Sprache interessiert. Das anhaltende Wirtschaftswunder und die steigende Zusammenarbeit beider Länder macht die Sprache interessant. Dies zeigt alleine die Tatsache, dass die deutsche Handelskammer in Shanghai mehr als 1000 deutsche Firmen in der Stadt auflistet. (China.org.cn, China Daily, 10. September 2007) |