War die schönste Frau Chinas etwa dick?
Sogenannte „Magermodels“ sind heute teilweise wegen der Massenmedien oftmals das Schönheitsideal. Darüber runzeln aber manche Leute die Stirn und verweisen auf die Blütezeit der chinesischen Antike: Damals war Rundlichkeit ausgesprochen im Trend. Ein Beispiel dafür war Yang Guifei: die kaiserliche Konkubine vor etwa 1.300 Jahren, war gar nicht dünn. Sie war sogar vollschlank wenn nicht gar dick, argumentieren die Mode-Gegner.
Yang heiratete zunächst den gleichaltrigen Prinzen, schlug dann aber ihren Schwiegervater, Kaiser Xuanzong, in ihren Bann. Auf Geheiß des Monarchen ließ sie sich vom Prinzen scheiden und trat in ein Nonnenkloster ein. Kurz darauf heiratete sie wieder in die kaiserliche Familie ein. Das Jawort gab diesmal kein Prinz, sondern der alternde Kaiser selbst.
Yang hatte eine ausgeprägte Vorliebe für Lychees. Die tropischen Früchte ließ der Kaiser von berittenen Eilboten-Staffeln über Tausende Kilometer von der südlichen Grenze zur Kaiserstadt im chinesischen Hinterland schaffen. Yangs Gunst beim Kaiser ebnete eine goldene Zeit für ihre Familie: Zwei Prinzessinnen heirateten in die Familie Yang ein, ihr Cousin Guozhong, eigentlich ein Schurke, wurde sogar zum Staatskanzler befördert - zum Ärger des Generals An Lushan. Der eigentliche Favorit auf den Posten leitete dann eine Militärrevolte gegen den Herrscher. Der Kaiser brachte seine Konkubine auf der Flucht in die Bergregion südlich der Kaiserstadt. Auf dem Weg verweigerten sich die mitreisenden Soldaten jedoch, den Kaiser weiter zu verteidigen, solange der keine Strafe gegen Yang und ihre Vetternwirtschaft verhing. Durch Erhängen starb Yang auf dem Fluchtweg - ob sie Selbstmord beging, zum Suizid gezwungen oder umgebracht wurde - ist bis heute unter Historikern noch umstritten.
Karrikatur: Yang tanzt mit An Lushan
War die Frau, die das Schicksal der am meisten gedeihenden Dynastie Chinas an den Abgrund brachte, aber wirklich fettleibig, wie sie in vielen Romanen, Gedichten oder Gemälden dargestellt wird?
Die Antwort ist nein.
Li Bai und Du Fu, die beiden den Gipfel der chinesischen Dichtung verkörpernden Poeten, die zur Zeit der kaiserlichen Konkubine lebten und die Schönheit angeblich persönlich gesichtet haben sollen, haben in ihren Versen kein einziges Wort von ihrer Korpulenz erwähnt. Auch in der offiziellen Geschichts-Chronologie steht schwarz auf weiß: „Die Kaiserliche Konkubine Yang ist eine Frau mit gut proportionierter Figur“.